Reiner H.


Premium (Pro), 50° 44' 2.37'' N ~ 7° 5' 59.33'' E

: 12 | e i n z e h n t e l . w i r k l i c h k e i t

Jostein Gaarder schildert in seinem Buch "Maya oder Das Wunder des Lebens" eine a u ß e r o r d e n t l i c h e Begegnung zwischen dem Protagonisten Frank, einem norwegischen Evolutionsbiologen und einem Gecko. Die Geschichte ereignete im Januar 1998 auf der Fidschiinsel Taveuni, die genau auf der Datumsgrenze liegt. Sie gefiel mir sehr, so dass ich sie hier in 24 Teilen wiedergebe ... bis das letzte "Türchen" geöffnet werden kann.
Quelle : ISBN 3-423-13002-4, dtv

| was bisher geschah |
http://www.fotocommunity.de/pc/pc/pcat/667019



...
Ja, für den Moment hatte ich Gordon eigentlich nichts mehr zu sagen. Wahrscheinlich geht es einem Polizeipsychologen mit einem Geiselnehmer ähnlich, auch wenn er so tut, als gäbe es massenhaft Gesprächsstoff. Aber er braucht Zeit, deshalb hält er das Gespräch in Gang. Dabei entwickelt sich oft eine Beziehung zwischen beiden Seiten, denn wenn eine Situation so restlos festgefahren ist und wenn der Geiselnehmer weiß, dass er von einer Übermacht umzingelt ist, dann braucht auch der Geiselnehmer Zeit.

Gordon sagte: „Oder du redest über gescheitere Dinge.“
„Das willst du also ? Du willst über gescheite Dinge sprechen ?“
„Die Nacht ist noch jung, und die Wahrscheinlichkeit, dass noch Mücken kommen, ist größer, wenn du in der Nähe bist. Es kann sogar sein, dass sie um einiges fetter und nahrhafter werden, ehe ich sie verschlucke.“

Ich fand die Vorstellung, einem Gecko als Mückenmann zu dienen, ganz und gar nicht komisch, und ich fand, es grenzte fast an eine Unverschämtheit, als er hinzufügte:
„Ich hatte ja eigentlich gehofft, dass du die Tür nicht so schnell zuziehen würdest, nachdem du das Licht einschaltetest.“

In Wirklichkeit hatte ich die Tür zugezogen, ehe ich das Licht eingeschaltet hatte. Ich war seit fast zwei Monaten in den Tropen und gegen Mücken nicht sonderlich empfindlich, aber ich wollte keine in mein Schlafzimmer locken, um mir auf diese Weise auch die Geckos so weit wie möglich vom Leib zu halten.

„Wir können uns über alles Mögliche unterhalten“, sagte ich. „Interessierst du dich für Fußball ?“
„Kein bisschen.“
„Seltene Briefmarken ?“
„Hör doch auf !“
„Dann schlage ich vor, wir sprechen über die Wirklichkeit.“
„Über die Wirklichkeit ?“
„Ja, oder hältst du das für ein zu schwammiges Thema ?“
„Schieß los, ich geh sowieso erst schlafen, wenn die Sonne aufgeht.“
„Sie ist vor allem rießig groß, außerdem schon unwahrscheinlich alt. Obwohl niemand genau weiß, woher sie stammt.“
„Die Sonne ?“
„Nein, die Wirklichkeit. …“

| hier findet die Geschichte ihre Fortsetzung |

: 13 | r e m i n i s c e n s e s
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Reiner H.

Kommentare 4

  • DxFx 12. Dezember 2011, 20:02

    irgendwie fühle ich mich beobachtet von diesem dicken Fisch.
    bis dorthin habe ich es leider nicht geschafft. aber beim nächsten Mal ganz sicher!
    LG Dorit
  • Reiner H. 12. Dezember 2011, 13:34

    Vancouver Aquarium ... beim Durchblättern sagte etwas in mir : nimm´ das für heute.
    Die Aufnahme ist fast unbearbeitet, etwas beschnitten. Der Titel müsste lauten : eine Zehntelsekunde Wirklichkeit. Soweit also die Belichtungszeit.
    LG, Reiner
  • M.Anderson 12. Dezember 2011, 13:11

    edelst
  • Mira Culix 12. Dezember 2011, 11:41

    Schon wieder so ein feines Bild! Dieser intensive Blick ist so gut! :-)))
    LG mira