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Der Konsul - ein Nachruf

Der Konsul - ein Nachruf

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Der Konsul - ein Nachruf

Am Samstag habe ich den Konsul noch bei seinem Kahlwildrudel mehrfach ablichten können.
Gestern, am Montag, war auf der Brunftwiese gähnende Leere - absolut nichts. War meine Vermutung, dass er wohl bald erlegt werden würde, eingetreten ? Ich habe den ganzenTag dort verbracht und in mir kam die Gewissheit auf, dass hier etwas passiert sein musste.
Am Abend erfuhr ich, aus einer bisher unbestätigten Quelle, jedoch glaubhaft, dass der Konsul wohl am Sonntag erlegt worden sei.

Welch ein Jammer - ich trage Trauer.... !

Kommentare 8

  • Lilli Lehmann 22. September 2011, 20:02

    @Stefan
    Nun, das was man in Jagdbüchern zu lesen oder in der Jagdausbildung zu hören bekommt, würde ich nicht uneingeschränkt als Sachkenntnis bezeichnen. Es gibt sicher Viele die das Alles als Tatsachen hinnehmen. So wie das wahrscheinlich auch Christen bei der Bibel tun. Wenn man einfach den normalen Menschenverstand einschaltet, bekommt man schon Zweifel.
    Um auf deine These einzugehen:
    Du meintest selbst, dass bei einem GEschlechterverhältnis von 1:1 sich einige Männchen beim Brunften forkeln.
    Einen Wald auffressen :-) würden sie vielleicht, wenn sie in diesem Waldstück festgehalten werden.
    Und wenn, dann würden sie irgendwann auch nicht mehr genug zu fressen haben und entweder weniger Nachkommen gebären oder weniger großziehen können. Außerdem gibts ja auch immer mehr Wölfe :-)
    Die Natur kann eigentlich sogut wie alles selbst regulieren - dazu braucht es keinen MEnsch der nach seinen Vorstellungen aussortiert.
    Vielmehr stehen den natürlichen Regulationsmechanismen die Zerschneidung zusammenhängender Gebiete, wirtschaftliche Interessen vieler Beteiligter und wie du schon sagst die immer ausgedehnteren Kulturlandschaften im Wege.
    Es gibt unzählige Beispiele von unberührten ausgedehnten Wildnisgebieten in der Welt in denen keine UNgleichgewichte entstehen, nur weil der Mensch nicht "aussortiert".
    LG Lilli
  • Stefan Völkel 22. September 2011, 9:06

    @ Lilli Lehmann
    Wir leben in einer Kulturlandschaft. Hast du schon einmal darüber nachgedacht was aus einer Population von 10 Individuen bei einem Geschlechterverhältnis von 1:1 und einem Zuwachs von 60-70 % des weiblichen Frühjahrsbestandes innerhalb von zehn Jahren wird? Das Rotwild würde den ganzen Wald auffressen! Ich halte einen artenreichen Wald der sich einigermaßen gesund entwickeln kann für ebenso wichtig wie unser Rotwild und das Gleichgewicht kann man nur halten wenn man in die Bestände eingreift. Etwas mehr Sachkenntnis und weniger Polemik wäre da schon ganz angebracht liebe Lilli.
  • Lilli Lehmann 21. September 2011, 16:15

    @Wie Hubertus und Andreas!!
    Macht mich immer wieder sauer so etwas zu lesen. Wobei das noch viel größere Übel unbeobachtet in unseren Wäldern abgeht.
    Ich leide mit dir Christel. Kann mir vorstellen, dass man mit so einem prächtigen Burschen sehr verbunden ist, wenn man ihn so lange beobachten konnte.
    Die Natur braucht keine Jagd. Den Tieren ginge es am besten, wenn sie einfach in Ruhe gelassen würden. Dann regeln sich die meisten Dinge ganz allein - ohne den Richter Mensch.
  • Oliver Bölke 21. September 2011, 11:07

    Hallo Christel, es ist wirklich schade, sollte sich Deine Vermutung bestätigen. Ich hatte allerdings schon letztes Jahr damit gerechnet, dass der Konsul an irgendeiner Trophäenwand enden wird. In sofern wurde ihm noch eine Saison geschenkt.
    Anders herum kostet die Pacht und die Plege eines solchen Revieres eine Menge Geld. Wenn der Pächter durch die Abschussfreigabe eines solch starken Hirsches die zukünftige Pflege des Revieres absichern kann, dann hat der Konsul für das Überleben seiner Artgenossen beigetragen.

    Gruß Olli
  • Hubertus R. Becker 20. September 2011, 12:54

    Da schließe ich mich der Trauer durchaus an.
    Ein Hirsch der m. E. seinen Zenit noch nicht erreicht hatte.
    Tut mir leid um ihn und auch für dich.
    Dennoch hast du das Glück in einem wohlgepflegten Rotwildrevier deine Aufnahmen zu machen.
    In meinem alten Revier bspw. ist es still geworden. Das Wild steht nur noch verängstigt in der Dickung. Furchtbar wie man hierzulande mit unserer größten Wildart umgeht.
    Brunftbetrieb ist bisher nicht auszumachen.
    Der Druck der Forstverwaltung sorgte für eine gnadenlose Bejagung - wie sagt man so schön in den Kreisen der selbsternannten Ökojäger - nur ein toter Hirsch ist ein guter Hirsch.
    Und schlimm genug, dass selbst manche Naturschützer auf diesem Standpunkt stehen, dass man das Schalenwild gnadenlos bejagen müsse, damit der Wald wächst.
    Natürlich ist das Unfug - hat ganz sicher nichts mit Ökologie zu tun, ganz sicher auch nichts mit Natur- und Artenschutz - da geht es nur und ausschließlich um´s Geld - um forstlichen Profit.

    Wildtiere machen keinen Schaden - sie ernähren sich lediglich naturgemäß von Pflanzen. Und das kann man ihnen leider nicht abgewöhnen.

    Aber selbst die kleinsten Kinder werden schon mit solch einem Unfug belogen.

    In dem Revier in dem der Konsul seine Fährte zog, ist es glücklicherweise noch anders. Der Wald dort gehört einem Privatmann und er gesteht dem Wild sein Lebensrecht zu. Er sieht auch darüber einmal hinweg, dass ein paar Bäume geschält oder abgefressen werden.
    Die Jagd dort wird wohl mit Vernunft betrieben - ein Hirsch wie der Konsul wäre in unseren Breiten wohl längst von irgendeinem unanständigen oder auch nur ahnungslosen Jägersmann geschossen worden.

    Christels Aufnahmen sind dafür tatsächlich der beste Beweis. Nur Wild, was vernünftig behandelt wird, ermöglicht solche Aufnahmen und wächst zu solch ungewöhnlicher Stärke und Tagvertrautheit heran.

    Natürlich kann und sollte man auch über die Sinnhaftigkeit der Jagd diskutieren - aber im Revier des Konsuls ist die Welt zumindest weit mehr in Ordnung, als in den meisten anderen Revieren unseres Landes.
    In denen wird nämlich nicht mehr gejagt sondern "Schädlingsbekämpfung" durchgeführt.
    Ich wünsche dir liebe Christel trotzdem noch eine schöne Hirschbrunftzeit und allseits gutes Licht.
    Alsbald sollte sich ein neuer Konsul vor deinem Objektiv zeigen.
    LG Hubertus
  • Stefan Völkel 20. September 2011, 12:26

    In diesem Revier ist das Verhältnis der männlichen zu den weiblichen Tieren annähernd 1:1. Die Folge ist, dass in jedem Jahr mehrere sehr starke Hirsche geforkelt werden. Das Zielalter der Hirsche beträgt 12 Jahre. Der Hirsch auf den Fotos ist seit mehreren Jahren Platzhirsch, konnte sich also vererben. Man kann es dem Eigenjagdbesitzer sicher nicht verübeln, dass er kein Risiko eingehen wollte und den Hirsch erlegen ließ. Dann davon zu reden, dass es Stümper seien oder jeder weidmännischen Logik widersprechen würde, einen solchen Hirsch zu schießen, halte ich für etwas laienhaft. Hier opfert jemand extrem viel Geld für die Hege von starkem Rotwild, welches noch dazu für jedermann erlebbar ist. Nicht zuletzt verdankt Christel ihre Aufnahmen einem sehr schonenden Bejagungskonzept, welches den Tieren fast immer ihre Ruhe lässt. Abgesehen von der Brunftjagd auf einzelne Hirsche und 3-4 Drückjagden im Jahr hat das Wild immer seine Ruhe. Nur dadurch ist es möglich auch tagsüber Wild zu sehen. Nun wird es natürlich einige unter euch geben, die von Jagd gar nichts halten und meinen sie gehöre abgeschafft. Wir sollten jedoch alle froh sein, dass es Menschen gibt, die dem Rotwild einen Lebensraum zugestehen, in dem es sich wohl fühlt und wo die Bestände noch nicht so stark ausgedünnt sind, dass man kaum etwas sieht. Dass der Waldbesitzer sich dann auch gerne mal ein paar Knochen an die Wand nagelt ist wohl einzusehen.
  • Andreas E.S. 20. September 2011, 11:59

    Ich bin auch erschüttert. Wie kann man so einen Hirsch noch vor der eigentlichen Brunft erlegen? Dass man so einen Hirsch als Jagdherr eines Tages "ernten" will bevor er zurücksetzt ist nach Denkweise der Jäger erklärbar, wenn ich es auch als Nichtjäger kaum nachvollziehen kann. Dass man aber so einen Hirsch seine großartigen Anlagen sich nicht weiter vererben läßt, ist völlig unter jeder waidmännischen Logik. Da wird wohl jemand Großkopferter das Geweih nicht schnell genug an der Wand hängen gehabt haben. Ich empfinde es als nicht waidgerecht. Schade, schade, schade.
    Ich trauere mit.
    LG Andreas
  • Hans Gemperle 20. September 2011, 10:55

    Wunderschöne Aufnahmen und sehr gut dargestellt.
    Viele Grüsse Hans.