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Wird es uns dereinst auch so ergehen?

Wird es uns dereinst auch so ergehen?

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Klacky von Auerbach


Premium (World), aus dem sonnigen WestWing

Wird es uns dereinst auch so ergehen?

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Lange saß er dort auf der Parkbank und erholte sich vom harten Weihnachtsgeschäft. Mann, was hatte er geschuftet, um all die Pakete pünktlich durch die Kamine in die Häuser zu schaffen. Ja, die Rentiere, allen voran Rudolph, halfen ihm schon dabei, zumindest beim Transport. Aber er mußte sie dann doch immer einzeln durch den engen Kamin nach unten schaffen, das war zum Teil echte Knochenarbeit. Die fiel ihm in den letzten Jahren immer schwerer. Aber einer mußte es ja tun. Es gab keinen Nachwuchs.

"Ich, bei der Kälte und Dunkelheit über den Himmel zockeln, so ein paar ollen Hirschen auf den Arsch kucken und dann das ganze Zeugs in das enge und schwarze Loch stopfen? Ich doch nicht!" so heißt es immer, wenn er wieder einmal einem jungen Bewerber die Arbeit erklärte. Seine Knochen taten ihm weh, die Lunge rasselte, sein Blutdruck war im Eimer, seine Cholesterinwerte in schwindelerregender Höhe. Viele Zipperlein plagten ihn. Und so hatte er am Ende des Weihnachtgeschäfts die Rentiere noch abgespannt und in die Tundra hoppeln lassen. Sie würden rechtzeitig wieder zurück sein. Er selbst hatte sich erschöpft auf eine Parkbank gesetzt, um sich auszuruhen. Dann war er eingeschlafen.

Im Frühjahr, als es wärmer wurde, wachte er auf, genoß die warmen Sonnenstrahlen, hatte aber noch nicht die Kraft, nach Hause zu gehen. Also blieb er sitzen, immer noch müde. Junge Leute kamen vorbei und waren recht belustigt. "Kuckt mal den Alten, der da rumhängt, den Grufti. Der ist aber geil verkleidet." Er reagierte nicht, denn er war unendlich müde und sehnte sich nach seinem Bett. Da der Alte sich nicht regte, wurden die jungen mutiger und kippten aus ihren Bier- und Wodkaflaschen, die sie immer in Händen hielten, wie früher ein Maurer seine Kelle, etwas über ihn. Die Kühlung tat ihm fast gut, obwohl er es ungezogen fand. Doch er hatte nicht die Kraft, dagegen anzugehen. Da wurden sie noch mutiger, wie eben der Mut der Besoffenen der mangelnden Gegenwehr entspringt. Sie nahmen ihn und kippten ihn in den Mülleimer. Da lag er nun. Entsorgt. Weggeworfen, achtlos. Würde er die Energie finden, sich aufzurappeln, nach Hause zu gehen, sich auszuruhen, um an Weihnachten wieder auf Tour zu gehen???






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Kommentare 45

  • Klacky von Auerbach 7. Juni 2012, 11:27

    Ruth,
    wir zwei sind kluch!
  • Ruth U. 7. Juni 2012, 11:25

    Das mit früher die Kurve kratzen, haben wir richtig gut gemacht, gell Klacky!
    Die Tonne kommt sowieso irgendwann.
  • Klacky von Auerbach 7. Juni 2012, 9:48

    Hans,
    und genau das wird die Überraschung des Tages geben.

    Ruth,
    so ist es, und dann, wenn die jungen Leute blöde aus der Wäsche kucken, ich meine, noch blöder als sonst eh, dann sollten wir hart bleiben.
    Ja!

    Nikolausa,
    was für ein Glück, daß ich schon früher die Kurve gekratzt habe.
    Aber die Tonne kann mir auch noch blühen.
  • Stefanie Pappon 7. Juni 2012, 9:42

    Nee, uns wird es nicht so ergehen.
    Es ist viel schlimmer!!!
    Wir sind die Nikolausis, die nicht ab 60 in die Tonne getreten werden, sondern bis 80 durchschuften dürfen, wenn wir es nicht vorher in die Tonne schaffen.
    ARGH!

    Gruß von Nikolausa.
  • Ruth U. 6. Juni 2012, 19:30

    Och, Mensch, das ist aber traurig, wie kann man nur so mit dem Weihnachtsmann umgehen? da muss ich richtig heulen ... aber Weihnachten, wenn die jungen Leute nix kriegen, da stehen sie dann dumm da und verstehen die Welt nicht mehr, können es nicht fassen, dass der Weihnachtsmann sie dieses Jahr vergessen hat und sie kommen noch nicht mal auf die Idee, dass sie es selber verursacht haben.
    LG Ruth
  • Hans Palla 6. Juni 2012, 8:40

    Höchstens dem Zeugs, was uns zusammenhält - äh - zusammen gehalten hat.

    Unser Ego wird entweder ungeahnte Dimensionen erleben oder gar nix. Was mir Beides recht sein soll.
    Lassen wir uns überraschen. ;o)

    Aufnahme: ++++++++++
    ciao, hans
  • Klacky von Auerbach 6. Juni 2012, 6:41

    Jopi,
    und Schischa.

    Meggy,
    mit Nachwuchskräften.

    Waldi,
    aber so was von.

    Dixie,
    das ist weise,

    Christine,
    das glaube ich Dir aufs Wort.

    Gerhard,
    wie gut, daß wir uns trösten können,
    ein jeder auf seine Weise.
  • Gerhard Körsgen 6. Juni 2012, 4:19

    Herzergreifende Geschichte ;-)

    LG Gerry
  • Christine L 5. Juni 2012, 21:28

    na ehrlich gesagt, ich glaub ans christkind :-)))
    ciao
    christine
  • DxFx 5. Juni 2012, 20:00

    oh je, nun weiß ich gar nicht, ob ich mich auf Weihnachten freuen kann. aber im Grunde weiß ich das sowieso nicht, also warte ich mal ab, was mit ihm noch passiert.
    LG Dorit
  • Waldi W. 5. Juni 2012, 18:45

    der Typ ist echt im Eimer !
    lg waldi
  • Herbstzeitlose 5. Juni 2012, 17:18

    Das ist eine himmeltraurige Geschichte - wie kann man dem Guten nur helfen?
    LG Meggy
  • Jopi 5. Juni 2012, 17:10

    Coca Cola for ever
  • Klacky von Auerbach 5. Juni 2012, 15:17

    Jasno,
    es werden sich im Laufe des Wochenendes lange Schlangen an den Kiosken bilden, die Leute werden dort zelten und übernachten, Ordnungskräfte müssen für Ordnung und Ruhe sorgen, Marketenderwagen fahren vor und bieten ihre Ware feil. Es wird Volxfestkarakter entstehen. Bands werden spielen, Flieger ihre Werbebanner hinter sich herziehen, Konfetti wird es regnen und so.
  • Sonja.A 5. Juni 2012, 14:51

    Die Veitse Times erscheint pünktlich nächsten Dienstag um 8.00 Uhr an jedem Kiosk.