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Kommentare 6

  • Lucius Sombre 13. Februar 2015, 15:45

    @Gerry: Oh ja, das fehlt hinter "eigentlich" das Wort "ausmacht" - ich habe es korrigiert.
    Vielen Dank für Deine ausführliche Anmerkung! Als "Angriff" habe ich es auch überhaupt nicht empfunden, darum auch das "verteidigen" in Anführungszeichen gesetzt. Ich wollte ein paar gute Worte für das Bild einlegen - weil das Thema Älterwerden mich beschäftigt, weil der betrachtende Blick dieses Manns mich fasziniert hat und weil dieses wechselseitige Sich-Ausschließen von Betrachten und Leben, das ja auch beim Photographieren ständig präsent ist, mich zum Nachdenken bringt.
    Aber ich kann gut und jetzt noch besser nachvollziehen, wie Du das Bild siehst.
  • Gerhard Körsgen 13. Februar 2015, 15:30

    Lucius, brauchst dein Bild nicht "verteidigen", ich habe es doch gar nicht angegriffen.
    Es wirkt halt etwas unspezifisch auf mich, wobei man all' das was Du darin siehst sicher so sehen KANN, aber aufgrund der Bildgestaltung nicht unbedingt muß - den Bezug zum jungdynamischen Erfolgsmenschen habe ich z.B. nicht gezogen weil dieser für mich bildgestalterisch ausgeblendet wurde weil in Unschärfe belassen randständig im Gegensatz zum gut erkennbaren scharfen mittigen Protagonisten.
    Den "einsamen Menschen, der keine große Aussichten auf die lustvollen Seiten des Lebens haben mag" kann man darin sehen...ich empfinde das nicht so dramatisch. Manche Leute haben eine sehr lebhafte Mimik die deren Seelenzustände offen nach außen trägt, andere verziehen nie eine Miene, egal was ihnen passiert - dazwischen ist alles möglich.
    Ansonsten finde ich durchaus auch das darin was Udo Ludo und Wolfgang Bazer beschrieben haben.

    " Was darauf hinausläuft, dass das Alter jenseits der Katastrophen des Lebens die Möglichkeit enthalten könnte, in einer gewissen Ruhe betrachten zu können, was das Leben eigentlich - einschließlich der Tragik, dass wir, um etwas in einem tieferen Sinn betrachten zu können, außerhalb stehen müssen."

    Kann es sein dass da ein Wort fehlt..? Irgendwie kriege ich den Sinn nicht zusammen..;-)
  • Lucius Sombre 13. Februar 2015, 12:42

    @Gerry: Du weißt ja, wie sehr ich Deinen Blick schätze, aber in diesem Fall versuche ich mal, das Bild ein wenig zu "verteidigen". Zunächst einmal: Bei dieser kleinen Serie handelt es sich um den Versuch, eine Skizze von den großen Lebensstufen des Menschen zu machen (also etwas ganz Traditionelles, ein wunderbares Beispiel z.B.Tizians "Allegorie der Zeit"). Es sollen Bilder vom Erwachsenen, vom Jugendlichen und vom Kind folgen.

    Hier also ein Bild über das Alter. Was mich an dem Bild interessiert - ich habe es ganz bewusst an meinem Geburtstag eingestellt -, ist die Spannung, die am Gesicht ablesbar wird: einerseits das Gesicht eines (noch gar nicht so alten) Menschen, in das sich die Lebensspuren tief eingegraben haben, eines einsamen Menschen, der keine große Aussichten auf die lustvollen Seiten des Lebens haben mag; und dies unterstützt durch die Farblosigkeit und Kühle der Farben, die Raumgestaltung, die trotz des engen Bildausschnitts Leere vermittelt, und den Kontrast zum jungdynamischen Erfolgsmenschen in der Bankwerbung - und andererseits wird es nicht zu einem sentimentalen Alterseinsamkeitsbild, sondern das spezifische Moment liegt in der Art des Blickens, des ruhigen Betrachtens, das @Wolfgang Bazer und @Udo Ludo gut beschrieben haben. Was darauf hinausläuft, dass das Alter jenseits der Katastrophen des Lebens die Möglichkeit enthalten könnte, in einer gewissen Ruhe betrachten zu können, was das Leben eigentlich ausmacht - einschließlich der Tragik, dass wir, um etwas in einem tieferen Sinn betrachten zu können, außerhalb stehen müssen.

    @lbg 13: Auch wenn ich Dir mit meinen Bildern lieber Freude machen würde, bin ich Dir für die Anmerkung dankbar, sie berührt einen Punkt, über den ich öfters selbst nachdenke. Um eine Antwort wenigstens zu skizzieren:
    Den Text habe ich an dem Tag geschrieben, an dem ich in die fc eingetreten bin und angefangen habe, mich intensiv mit Photographie zu beschäftigen; inzwischen passt er auch für mich selbst nicht zu meiner photographischen Praxis, da würde ich Dir Recht geben. Für mich ist das aber sinnvoll. Eigentlich bin ich ja durch und durch Theoretiker, und ich übe mich richtig darin, im Photographieren den Bildern und nicht den Gedanken zu folgen, mich leiten und treiben zu lassen von dem, was ich auf der visuellen Ebene erfahre (ohnehin glaube ich, dass die Theorie eine gewisse Eigenständigkeit gegenüber der Praxis und nicht den Charakter einer "Gebrauchsanweisung" hat).

    Und dabei entdecke ich immer stärker, dass mein Interesse eigentlich allein dem Rätselwesen Mensch, seiner Schönheit und Würde, aber auch seiner Zerbrechlichkeit und Vergänglichkeit gilt. Und wenn ich mir überlege, was mich eigentlich bei diesen Menschenbildern leitet, dann ist es wohl das spannungsvolle Zusammenspiel von Einfühlung in den Anderen und dem Gegengewicht, den Anderen frei und in seinem Geheimnis zu lassen, um dem unterschwelligen Machtanspruch der Empathie zu entgehen.
    Und das ist dann der Punkt, an dem ich glaube, dem "dezentralen Blick", zumindest seinem Geist nach, doch treu zu bleiben.
  • Udo Ludo 6. Februar 2015, 16:45

    Schlichter nüchterner, aber offener und immer noch wacher Blick auf eine Umwelt voller Probleme/Chancen?
  • Wolfgang Bazer 6. Februar 2015, 0:40

    Er macht sich so seine Gedanken... Tolles spontanes Porträt!
    LG Wolfgang
  • Gerhard Körsgen 6. Februar 2015, 0:13

    Ich hab' jetzt erst mal geguckt, aber ein anderes "Lebensalter" hast Du noch gar nicht eingestellt, fängst also mit IV an ;-)
    Der Mann wirkt nachdenklich, aber grundsätzlich mental ausgeglichen auf mich.
    Was ihn umtreibt lässt sich nicht ermessen.
    So für sich allein finde ich das Foto offen gesagt jetzt nicht soo interessant, aber ich erhoffe mir eine Auflösung in einem seriellen Kontext der ja wohl noch kommen wird, zumindest Lebensalter I - III noch..;-)

    LG Gerry

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