FotoHits-Lesertest der Sigma dp2 Quattro

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Karl Goldhamer Karl Goldhamer   Beitrag 1 von 2
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Als einer von 10 Auserwählten durfte ich kürzlich für Sigma und die Zeitschrift FotoHits die brandneue dp2 Quattro 14 Tage lang testen. Da mein ausführlicher Bericht wahrscheinlich nur in Auszügen abgedruckt werden wird, kann man ihn hier in Gänze nachlesen - vielleicht hilft es ja jemandem, der mit der Anschaffung dieser Kamera liebäugelt.

Allgemeine Beurteilung:

Mein Urteil über die Kamera ist äußerst zwiegespalten. Zum einen ist die Bildqualität wirklich sehr gut, zum anderen gibt es für meinen Geschmack zu viele kritikwürdige Punkte, als dass ich die dp2 Quattro einem ambitionierten Fotografen uneingeschränkt empfehlen könnte.

Die limitierenden Faktoren im Einzelnen:

• Sosehr ich es begrüße, wenn einer Kompaktkamera ein ordentlicher Griffwulst spendiert wird, sosehr bemängele ich die Ergonomie des hier konzipierten Griffs. Der Daumen findet keinen adäquaten Platz, weil er bei normaler Haltung der Kamera über dem Steuerkreuz liegen würde. Dieses hätte ich eher unten rechts positioniert und an der ursprünglichen Stelle für die Daumenkuppe eine kleine Mulde gelassen. Eine durchgehend einhändige Bedienung der Kamera ist übrigens weder möglich noch sinnvoll, da man nicht alle Bedienelemente wie z.B. den Ein-/Ausschalter ohne Zuhilfenahme der zweiten Hand erreichen kann. Um Verwackelungsunschärfen beim Auslösen zu minimieren, muss die Sigma zwingend auch mit der linken Hand gehalten werden!
• Das fest verbaute Objektiv ist zwar von der optischen Leistung her hervorragend, eignet sich aber aufgrund der Brennweite von 45 mm KB-Äquivalenz nicht für eher weitwinklig angelegte Landschafts- oder Architekturaufnahmen. Da die Sigma für die Sport- und Makrofotografie ohnehin nicht prädesziniert ist, bleibt eigentlich nur der Einsatzzweck „Portrait“.
• Das Rauschverhalten bei auch nur moderat erhöhten ISO-Werten ist für eine Kamera mit APS-C-Sensor völlig unbefriedigend.
• Der für mich gravierendste Mangel ist allerdings das Fehlen eines (elektronischen) Suchers. Eine Kamera mit dem Anspruch, beste Bildqualität abzuliefern, nur mit einem – stark spiegelnden und leider nicht klappbaren – LCD-Display anzubieten, konterkariert das gesamte Konzept. Man steht da wie mit einer 100 €-Knipse, sieht kaum etwas im Display, hat eine deutlich höhere Verwackelungsquote – gerade vor dem Hintergrund der ISO-Einschränkungen – und kann die Beurteilung des Weißabgleichs sowieso vergessen, weil das Display die Farben arg verfälscht wiedergibt. Eine graue Hauswand erschien beispielsweise magentafarben, was sich bei der Sichtung der Fotos am PC-Bildschirm nicht bestätigt hat, da waren die Farben in Ordnung.

Bildqualität:

Ich habe zur Beurteilung der Bildqualität ausschließlich JPGs mit den Voreinstellungen Fine (Bildqualität) und High (Bildgröße) gemacht. Die Auflösung ist mehr als ausreichend, eher sogar zu hoch wie bei fast allen Kameras neueren Produktionsdatums. 16 Megapixel sollten für einen Sensor in APS-C-Größe meiner Meinung nach das Maximum sein, dann könnte man auch locker mit höheren ISO-Werten gute Fotos machen. Den Weg, den Nikon mit der D4s und Sony mit der Alpha 7s geht, halte ich für den richtigen – weniger Pixel statt mehr.
Begeistert bin ich von dem Zusammenspiel von Sensor und Objektiv der dp2 Quattro. Randunschärfen, chromatische Aberationen, Vignettierungen, Farbsäume an Kontrastkanten – nichts zu sehen! Die Schärfe ist prima, wenngleich ich auch das eigentlich für Foveon-Sensoren Typische, die dreidimensionale Anmutung der Details im Foto vermisse. Auch mit den Farben in der Einstellung AWB bin ich sehr zufrieden. In diesem Zusammenhang sei mir noch die Bemerkung erlaubt, dass ich die immer wieder zu lesende Behauptung, man könne den Weißabgleich am PC nur mit RAW-Fotos nachträglich ändern, nicht nachvollziehen kann. Mit meinem Standard-Bildbearbeitungsprogramm FixFoto, das kaum jemand kennt und das leider in Fachzeitschriften so gut wie nie erwähnt wird, kann man auch in JPGs nachträglich auf mehreren Wegen wunderbar Fehlfarben korrigieren. Alleine der Regler „Farbtemperatur“ ist da Gold wert.
Nun noch zum leidigen Thema Rauschverhalten. Ich kann die von FotoHits empfohlene Höchstgrenze von ISO 400, mit viel Wohlwollen auch noch ISO 800, nur bestätigen – alles, was darüber hinausgeht, ist wegen des dann deutlich sichtbaren Farbrauschens nicht zu gebrauchen; für eine Kamera, die zwischen 900 und 1000 EUR kostet, ist diese Tatsache völlig unakzeptabel. Das Helligkeitsrauschen ist dagegen mit seiner sehr feinen und gleichmäßigen Struktur nicht störend.
Die von Sigma in dieser Kamera verbaute JPG-Engine verrichtet übrigens eine ganz tadellose Arbeit – aquarellartiger „Matsch“ wie bei vielen anderen Kameras, selbst meiner Sony A77, sind hier ein Fremdwort.

Handhabung:

Die Verarbeitung der Kamera ist auf einem hohen Niveau, nur der Akkudeckel dürfte fester schließen. Sehr gut sind die spritzwassergeschütze Gummiabdeckung des Schachts für die SD Card und den USB-Anschluss sowie der fest sitzende Objektivdeckel.
Die Kamera scheint viel Strom aus den Akkus zu saugen - sie sind zu rasch leer; dieses Problem scheinen aber alle Sigmas mit Foveon-Sensor zu haben.
Überaus nützlich ist die im LCD-Display einblendbare 3D-Wasserwaage, die ich auch von meiner Sony A77 her kenne und nicht mehr missen möchte.
Zur schlechten Ergonomie und dem fehlenden Sucher habe ich mich ja schon eingangs geäußert.
Der Autofocus funktioniert langsam, aber zuverlässig.
Mit den Bedienelementen bin ich bestens und ohne großes Studium des Handbuchs, das jede Funktion verständlich erklärt, zurechtgekommen – im Wesentlichen erschließen sich einem alle Funktionen schnell durch einfaches Ausprobieren. Für erfahrene Digital-Fotografen geht das in ein paar Minuten. Gut, dass auch eine Kompaktkamera mal eine AEL-Taste hat, auf der ich, wie gewohnt, die Belichtungsspeicherung abgelegt habe. Das komplette Bedienkonzept ist schlüssig und gut durchdacht.

Punkt 2.4.:

Anstatt die Pluspunkte der Kamera an dieser Stelle noch einmal aufzuführen, möchte ich mein Resümee in Form eines Vergleichs formulieren: Man stelle sich einen modernen Kleinwagen mit unbequehmen Sitzen (-> Griff) und einem zu kleinen Tank (-> Akku-Kapazität) vor, in den ein Tuner den Motor eines Sportwagens (-> Foveon-Sensor) verpflanzt hat. Leider ist die Rundumsicht aus dem Wagen wegen einer sehr hohen Gürtellinie, zu kleinen Fenstern und zu breiten A-, B- und C-Säulen so schlecht, dass man sich beim Fahren überaus unsicher fühlt (-> LCD-Display). Auf der anderen Seite regelt der Motor sowieso beim Erreichen von 100 Km/h ab, so dass eigentlich nur Beschleunigungsorgien aus dem Stand heraus möglich sind (-> ISO-Werte). Übertragen auf die dp2 Quattro heißt das, dass die Kamera nur dann so richtig Spaß macht, wenn man sich irgendwie mit dem LCD-Display arrangiert hat, genügend Licht vorhanden ist und ein Motiv findet, das zur Festbrennweite passt und sich möglichst nicht bewegt.
Ehemaliges Mitglied Ehemaliges Mitglied Beitrag 2 von 2
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Danke für den Beitrag. Ich habe sie mir heute auf der Photokina mal angesehen, und durfte sie unter "Argusaugenaufsicht" kurz testen.
Den ersten Teil mit der komischen Wulst, kann ich nur bestätigen. Man weiß nicht wohin mit den Fingern.
Meiner Ansicht nach ist bei der Planung des Gehäuses an die Bedienbarkeit wenig gedacht worden.
VG Andreas
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