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Schloß Purschenstein in Neuhausen

Schloß Purschenstein in Neuhausen

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Harald Schreiber


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Schloß Purschenstein in Neuhausen

Das Landschaftsbild Neuhausens wird vom Schloß Purschenstein beherrscht, welches auf einem Felsrücken nordwestlich des Flöhatalkes-sels aus dichtem Bewuchs jahrhundertealter Parkbäume herausschaut. Hier wurde in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts eine Zoll- und Geleitsburg vom böhmischen Grafen Borso an einem schon im 12. Jahrhundert erwähnten Fernhandelsweg, einem „alten böhmischen Steig" errichtet, der den Raum Halle/Leipzig mit Prag verband. Einige Hohlwege in und um Neuhausen sind noch die Reste dieser sogenannten „alten Salzstraße". Um 1200 datieren Gefäßscherben, die man bei Bauarbeiten 1991 im Kellerbereich des Schlosses fand.
Von seinem Erbauer wurde der frühere Name „Borsinstein" und das spätere „Purschenstein" abgeleitet. Die früheste, noch auffindbare Urkunde, in der die Burg erwähnt wird, stammt aus dem Jahre 1289 und diente als Grundlage der 1989 begangenen 700-Jahr-Feier des Schlosses und des Ortes.

Eingegliedert in das spätere Schloßensemble künden noch einige Gebäudeteile auf beeindruckende Weise von der einstigen Wehrhaftig-keit der Burg. So z. B. der 42 m hohe Bergfried aus dem 13./14. Jahrhundert mit seinen 2,85 m starken Mauern. Auch Reste von Ringmauer, Wall und Halsgraben unmittelbar nordwestlich des Schlosses sowie die großflächige Ruine einer Vorburg im heutigen Parkgelände, die wohl in Kriegs- und Unruhezeiten als Bauernfluchtburg diente, sind noch Zeugen eines einst gewaltigen Burgkomplexes.

In nachfolgenden Jahrhunderten wird mit dem Ausbau Purschensteins zu einem repräsentativen Schloß die zunehmende Bedeutung als feudaler Grundherrschaftssitz unterstrichen. Vertreter des hier seit dem Jahre 1389 ansässigen Geschlechts von Schönberg besaßen zeitweilig einen maßgeblichen Einfluß auf die kursächsische Wirtschaft und Politik, wie beispielsweise im 16. Jahrhundert der Oberhauptmann des Erz-gebirgischen Kreises Heinrich von Schönberg.

Um 1550 wurden im Stil der Renaissance der dreigeschossige Mittelbau und 1573 der sich südlich anschließende Wendelstein errichtet. Etwa zur gleichen Zeit entstand der etwas abseits stehende Uhrturm, in welchem sich eine kleine Hauskapelle befand. Aus einem ihrer Fenster stammen vier in ihrer Art seltene emailbemalte Rundglasscheiben mit der Darstellung der Evangelisten nach Vorlagen des holländischen Meisters Jakob de Ghein. Sie sind „1612" datiert und wurden in der seinerzeit bedeutenden Neuhausener Glashütte Heidelbach gefertigt - nunmehr zu sehen im nahegelegenen Glashüttemuseum.

Stabwerk an einigen Fenster- und Türgewänden des Mittelbaues erinnert noch an die Spätgotik.

Im Dreißigjährigen Krieg, besonders in den Jahren 1642/43, wurde das Schloß arg in Mitleidenschaft gezogen und soll teilweise ausgebrannt sein. Darauf deuten auch noch mehrfach unter Wandfarbe und Putz vorhandene Brandspuren im Gebäudeinneren hin, u. a. an der bei Bauarbeiten wiederentdeckten Bretterdecke des Treppenhauses.

Bedeutend veränderte sich das Schloßgebäude im 18. Jahrhundert als vom damaligen sächsischen Generalpostmeister Adam Rudolph von Schönberg der Südflügel 1776 - 1789 zu einer relativ großen, den feudalen Zeitbedürfnissen entsprechenden barocken Schloßkapelle umgebaut wurde. Manche Details am und im Schloß erinnern noch an diesen rührigen Bauherrn, nicht zuletzt die 1990 nach alten Vorlagen rekonstruierte Wetterfahne auf dem Wendelstein, der seither als Turm der Schloßkirche diente und in welchem bis 1945 die zwei Schloßglocken läuteten, die sich noch in der katholischen Kapelle im Ort befinden.

Etwa auch Mitte des 18. Jahrhunderts erfolgte die Errichtung des Nordflügels. Hierdurch ergab sich eine wirkungsvolle Umbauung des geräumigen Schloßhofes. Die Türme erhielten zu jener Zeit barocke, laternenbekrönte Turmhauben, von denen nur noch die des Uhrturmes erhalten.

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