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Mühlacker Rundfunksender #1

Mühlacker Rundfunksender #1

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Mühlacker Rundfunksender #1

1930: Der erste deutsche Großsender
„Südfunk! Südfunk! Achtung! Achtung! Hier ist der erste deutsche Großsender Mühlacker. Achtung! Wir wünschen den Hörern in aller Welt guten Empfang.“ So begrüßte der Süddeutsche Rundfunk am 21. November 1930 um 19.45 Uhr die Hörer und Hörerinnen auf der Mittelwelle 833 kHz. Nach einem Orgelintermezzo wurde ab 20.00 Uhr ein Konzert „aus deutschen Opern“ aus der Stuttgarter Liederhalle übertragen. Angesichts der für die Hörer und Hörerinnen schwierigen Zeiten und der hohen Kosten für ursprünglich geplante Sonderschaltungen sparte man sich eine aufwändige Einweihung.
Da die Interferenzprobleme im europäischen Äther weder in Genf 1925 noch in Prag 1929 gelöst wurden, hatten Reichspost und Reichs-Rundfunk-Gesellschaft eine neue Senderstruktur erarbeitet. Es sollte künftig acht strategisch positionierte Großsender geben, während die bestehenden bzw. neue Sendeanlagen kleinerer Leistung in vier Gleichwellennetzen zusammengefasst werden sollten. Als besonders problematisch wurde die Lage in Südwestdeutschland erachtet, auch wegen der Bevölkerung im Elsass. Die Süddeutsche Rundfunk AG hatte am 11. Mai 1924 mit einem Sender in Feuerbach den Programmbetrieb aufgenommen. Als Sendegebiet galten schon damals Württemberg-Hohenzollern und Baden, doch man verfügte nur über schwache Sender von 1500 Watt in Stuttgart-Degerloch (1926) und 700 Watt in Freiburg (1928). Der erste Großsender wurde darum in der Gemeinde Dürrmenz-Mühlacker an der badisch-württembergischen Grenze errichtet. Die Illinger Höhe war ein Kompromiss zwischen den Ländern Baden und Württemberg, die beide um den Standort gebuhlt hatten.
Der von Telefunken hergestellte Sender brachte es auf 60 kW Telephonieleistung, die in sechs Stufen aufgebaut wurden. Die von der Firma Karl Kübler errichtete Antenne war eine vertikale Reuse zwischen zwei 100-m-Holztürmen in 195 m Abstand. Die gut 450000 Reichsmark für die Finanzierung des Senders waren eine gewaltige Last, die der Süddeutsche Rundfunk dann auch nicht tragen konnte. Ein Vierteljahr nach Sendebeginn ging der Großsender Mühlacker in den Besitz der Reichspost über. Bis Mitte Dezember 1930 war Mühlacker erst ab 17.00 Uhr zu hören. Am 20. Dezember 1930 wurde der Sender in Stuttgart-Degerloch stillgelegt und durch Mühlacker abgelöst. Der Degerlocher Sender diente in den folgenden Jahren als Reservesender. Für ein technisch mögliches zweites Programm reichten die Kräfte nicht.
Noch vor dem Ende des Bauprogramms ihrer Großsender beschloss die Reichspost eine Leistungserhöhung. Nach drei Jahren verstummte Mühlacker vom 20. Oktober 1933 bis 15. Januar 1934 für einen Umbau der Sendeanlage: Der Sender wurde durch eine siebte Stufe auf 100 kW verstärkt. An die Stelle der beiden Türme trat ein einzelner 190 m hoher Mast. Der damals höchste Sendemast der Welt hatte seinen Draht im Innern und einen Ring von 10 m Durchmesser am oberen Ende. Durch die Steilstrahlunterdrückung konnte die schwundfreie Zone verdoppelt werden. Die alten Masten wurden an anderen Standorten für Mittelwellensender in Heiligenstock und Koblenz eingesetzt. Von ihren Fundamenten finden sich auf dem Gelände heute nur noch kleine Reste. Damals belegte der Sender erstmals die langjährige Traditionsfrequenz 574 kHz.
Weitere Infos unter: http://www.asamnet.de/~bienerhj/0576.html

Aufgenommen mit NIKON D70, Nikkor 70-300mm, Polfilter.
Datum: 29.09.2005 19:11:06
Blende: f 4,8
ISO-Wert: 200
Belichtungszeit: 1/60 s
Zoom: 248 mm KB (165,0 mm Real)

Mühlacker Rundfunksender
Mühlacker Rundfunksender
C@rlo. R.

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