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Tim Brüning


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Kommentare 1

  • † Günter Suppé 7. Januar 2009, 23:58

    Nach unzähligen Fotos über die welken und verdorrten Schönheiten der herbstlichen Natur nun endlich eins, das uns erlaubt, uns mit den Lebenslinien eines alten Menschen auseinanderzusetzen. Und das von Dir, dem Verehrer weiblicher Schönheit in ihrer vollen Blüte!
    - Nach wie vor halte ich das Portrait für die schwierigste aller fotografischen Ambitionen, denn das Innere, den Charakter eines Menschen, nicht eine Pose oder einen einstudierten Augenaufschlag, in einer hundertstel Sekunde zu erhaschen, ist nahezu unmöglich, wie man an der Fülle von Pseudo-Portraits erkennen kann.
    Nicht leichter wird die Aufgabe, wenn man sich entschließt, gegen den Strom des Jugendwahns zu schwimmen und einen Menschen zu finden, der
    selbstbewußt und souverän bereit ist, die Spuren eines langen Lebens öffentlich werden zu lassen.
    Allein dafür hat die Seniorin meinen großen Respekt.
    - Ein Portrait setzt gegenseitiges Vertrauen voraus, und dies Vertrauen hast Du zu würdigen gewußt: Du zeigst uns ein Bildnis, das mich tief bewegt hat, weil es Dir gelungen ist, etwas vom Wesen dieser würdigen Greisin sichtbar zu machen, etwas, das der flüchtige Blick genauso übersieht wie der Blick des Oberflächenästheten, dem die schöne Form wichtiger ist als ein kostbarer Inhalt.
    Was mich besonders beeindruckt hat, das sind Deine auch im Titel erkennbare Behutsamkeit und Dein Einfühlungsvermögen, die wohl beide darauf gerichtet waren, die Portraitierte als einen in sich selbst gekehrten Menschen wahrnehmen zu können, einen Menschen, der alles Eitle abgelegt hat, der die Bürde des Alters mit Würde trägt, den seine Erfahrungen weise gemacht haben und der seinem nicht mehr fernen Ende mit Gelassenheit entgegenlebt.
    Authentischer, so meine ich, kann ein Portrait nicht sein.
    Liebe Grüße, Günter