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Kommentare 3

  • Heike E. Müller 11. November 2011, 18:26

    Noch in der Mitte des letzten Jahrhunderts besiedelte der Flusskrebs in rauhen Mengen die Bäche. Die Krebspest seit Ende des 19. Jahrhunderts, aber auch die Begradigung und Verschmutzung unserer Gewässer im 20. Jahrhundert haben ihn stark dezimiert. Wild lebende Flusskrebse sind geschützt, denn man findet sie nur noch an wenigen naturnahen, sauberen Bächen mit überhängenden Ufern und steinigem Grund. Im Laufe der Evolution haben sich die Extremitäten der „zehnfüßigen Krebse“ in zahlreichen Variationen abgewandelt. Die größten Gliedmaßen sind die Scheren zum Kämpfen und Zupacken. Die darauffolgenden vier Beinpaare dienen vor allem der Fortbewegung. Das erste, kürzere Antennenpaar trägt Sinneszellen zum Schmecken. An der Basis sitzen mit Chitin ausgekleidete Gruben, die Sandkörnchen enthalten und als Gleichgewichts-Organe dienen. Die zweiten, viel längeren Antennen sind Fühler, mit denen der Flusskrebs seine Umgebung abtastet. Außerdem orientiert sich das vorwiegend nachtaktive Tier mit seinen auf Stielen sitzenden Facettenaugen. Außerhalb der Paarungszeit sind Flusskrebse Einzelgänger und dulden keine Artgenossen im selben Unterschlupf. Der Eindringling richtet sich auf, um größer zu wirken. Doch der angestammte Besitzer wehrt sich und setzt seine Scheren ein, sodass der Angreifer ruckartig den Hinterleib zur Bauchseite einschlägt und rückwärts flüchtet. Flusskrebse nutzen nicht nur Naturverstecke, sie bauen sich mit Gliedmaßen und Schwanzfächer auch „eigenfüßig“ Höhlen.
    Nierenähnliche Drüsen liegen im Kopf der Tiere, der Harn wird an der Fühlerbasis ausgeschieden. Der Flusskrebs ist ein Allesfresser, der Aas beseitigt, an Wasserpflanzen knabbert, Wasserinsekten fängt, sich von Schnecken, Muscheln, Lurchen ernährt und gelegentlich sogar einen Fisch erbeutet. Auch Schlammröhrenwürmer scheinen ihm zu schmecken. Wenn der Krebs nicht mehr nach Nahrung sucht und die harte Hülle grau und fleckig wird, steht die „Häutung“ unmittelbar bevor. Der Panzer besteht aus Chitin, in den Kalk eingelagert ist. Diesen Kalk gewinnt der Krebs vor der Häutung zurück und speichert ihn an seiner Magenwand als sogenannte Krebssteine. Die Gelenkhaut zwischen Kopfbrust und Hinterleib platzt. Dann befreit sich das Tier nach und nach, manchmal in wenigen Minuten, manchmal dauert dies viele Stunden, wobei sogar Gliedmaßen abbrechen können. Das neue Gewand ist noch weich und schützt nur ungenügend vor Feinden. Es dauert mehr als eine Woche, bis der Panzer des „Butterkrebses“ ausgehärtet ist. Nach einiger Zeit wird die abgelegte Hülle von den Krebsen aufgefressen.

    Ende Oktober ist die Zeit der Paarung. Das auf dem Rücken liegende Männchen versucht das Weibchen in diese Position zu bringen. Mit seinen Begattungsorganen, den umgebildeten ersten beiden Beinpaaren des Hinterleibs, müht er sich, eine klebrige Masse, die die Spermien enthält und im Wasser sofort erhärtet, auf der Bauchseite des Weibchens anzuheften. Die richtige Plazierung des Spermienträgers zwischen dem zweiten Schreitbeinpaar gelingt nur, wenn das Weibchen auf dem Rücken liegt. Zur Befruchtung kommt es erst etliche Tage später, wenn das Weibchen die Eier zusammen mit einem Sekret auspresst, das die Spermien aktiviert. Zwischen 60 und 300 befruchtete Eier haften an den Extremitäten des Hinterleibs, der zum Schutz der Brut nach vorn geklappt wird. Über ein halbes Jahr dauert die Entwicklung in den Eihüllen, denn die Temperatur der wechselwarmen Tiere entspricht der Umgebungstemperatur. Meist entwickelt sich höchstens ein Drittel der Eier vollständig. Von Ende Mai bis Mitte Juni schlüpfen aus den nur 2 bis 3 Millimeter großen Eiern die Jungkrebse. Sie bleiben bei der Mutter und zehren zunächst vom restlichen Dottervorrat. Nach acht bis zehn Tagen häuten sich die nahezu farblosen Tierchen zum ersten Mal, machen kleinere Ausflüge, kehren aber immer noch zur Mutter zurück. Im ersten Lebensjahr bringen es die Krebse auf acht Häutungen, im zweiten auf fünf, im dritten auf drei, und dann häuten sie sich nur noch einmal im Jahr. Mit vier Jahren sind sie geschlechtsreif. Viele Feinde lauern auf die jungen, aber auch auf die älteren Tiere: Fische, Wasseramseln, Eisvögel und Otter. Der Flusskrebs Astacus astacus wird von seinen Feinden zwar dezimiert, aber niemals in seinem Bestand gefährdet. Nur ein Pilz, die sogenannte Krebspest, und der Mensch konnten ihm bisher ernsthaft zusetzen.
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    LG, Heike
  • Bruni Mayer 27. Oktober 2011, 19:53

    Ein Prachtexemplar!
    LG Bruni
  • Koopa 6. Oktober 2011, 16:50

    Eine sehr interessante Aufnahme. LG Anita

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