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Dose - leicht geplättet und in Würde gealtert

Dose - leicht geplättet und in Würde gealtert

1.025 41

Klacky Freiherr v. Dapfen u. Hohenbichishausen


Premium (World), aus dem sonnigen WestWing

Dose - leicht geplättet und in Würde gealtert

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Die ist bzw. war eine Farbspraydose von Graffitikünstlern in der Tumblingerstraße z'Minga. Sie diente den Graffitisten und half ihnen bei ihrer Kunst, aber als sie leer war, wurde sie weggeworfen, achtlos.
Das hat sie wahnsinnig geschabt. Auf einmal zu nix mehr nütze? Nein, so ging das nicht. Und daher bewarb sie sich bei einer Castingshow nach der anderen, wurde aber immer ausgebuht. Was man, ich meine so aus rein menschlicher Sicht, durchaus verstehen kann. Sie war auch bei dem Bohlenheini und dann bei Heide Klump. Da hatte sie sich eigentlich am meisten erhofft, wurde aber bitter enttäuscht.

Dann las sie etwas vom Selbstmörderwettbewerb und nahm daran teil. Zunächst auf Bezirksebene, wollte natürlich aber höher raus. Bei den Bezirksmeisterschaften ging es darum, von der Eisenbahnbrücke über die Tublimgerstraße möglichst theatralisch runterzustürzen. Sie hatte sich so etwas bei Tscho angesehen und fand das richtig klasse. Die Dose stieg aufs Brückengeländer und wartete, bis ein Zug hinter ihr durchrumpelte, denn einen satten Sound wollte sie schon haben, wenn es auf Bezirksebene schon keine Band mit Trommelwirbel und Fanfaren gab.

(rumpel, rumpel, rumpel = Zugsound)

Sie sprang.
Es tat einen Schepperer, und sie landete unelegant mit dem Kopf auf dem Kopfsteinpflaster der Tumblinger Straße. So konnte sie keinen Eindruck bei der Jury schinden. Und damit nicht genug, als hätte jemand das Wort falsch verstanden, fuhr ein dicker Laster nicht nur über das Kopfsteinpflaster, sondern auch über sie hinweg.
"Da bin ich aber platt," war ihr letzter Gedanke.

Sie tat noch einen Schnauferer und entschied sich dann von dieser ungerechten Welt zu scheiden. So lag sich da, mehrere Monate, wurde hin- und hergeschubst, keiner las sie auf, und rostete still vor sich hin.

Dann, sie hatte die Hoffnung schon aufgegeben, kam jemand vorbei, sah ihre in Würde gealterte Schönheit, nahm sie mit und gab ihr den Platz in der Welt, den sie sich zeitlebens ersehnt hatte, einen Platz in der Ruhmeshalle. Wo Leute vor ihr stehen würden und boah und ey sachten oder einfach nur still staunten oder auch, allerdings wenige, applaudierten. Sie hatte ihr Ziel erreicht. Spät zwar - aber dennoch.


Bilder einer Ausstellung
ELP
http://www.youtube.com/watch?v=3szRULqr17Y&feature=fvst
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