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Didem oder Ein Herz auf vier Pfoten

Didem oder Ein Herz auf vier Pfoten

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Didem oder Ein Herz auf vier Pfoten

Didem

Ich kann mich noch gut daran erinnern, als meine Freundin mir mitteilte, dass ihre Malinois-Hündin ein Liebelei mit dem Labradorrüden ihrer Eltern hatte. Die Welpen wurden dann an ihrem Geburtstag geboren und wir haben uns die Zwerge auf ihrer Geburtstagsfete angesehen, da waren die Babys zwei Tage alt. Wir wollten ja nur mal gucken, haben wir dann auch alle und das hässlichste der Hundewelpen hatte es uns angetan und wir tauften sie spontan Didem. Das ist ein türkischer Mädchenname und bedeutet soviel wie: mein Herz und tränendes Herz.
Wie treffend dieser Name war, haben wir in den nächsten acht Jahren erfahren.Spätestens jeden zweiten Tag haben wir unsere süße Maus besucht und haben bald festgestellt, dass sie eine kleine Schönheit wird und dumm war sie auch nicht. Bald kannte sie uns und hörte auf ihren Namen. Als sie sieben Wochen alt war, zog sie dann bei uns ein und stellte unsere Familie komplett auf den Kopf.
Didem lag wie ein Baby bei uns auf dem Bauch und schlief und gehörte direkt zu unserer Familie.
Sie brauchte einen nur mit ihren braunen Hundeaugen anzusehen und man konnte ihr nicht böse sein.
Die acht Jahre mit ihr, waren geprägt von ihrer großen Lebenslust und von ihrem großen Spieltrieb, aber auch von ihrer Herzlichkeit und Zärtlichkeit.
Ich habe nie gedacht, dass man eine so große Zuneigung zu einem Tier entwickeln kann. Uns hat ein unsichtbares Band verbunden, Didem kannte mich besser, als irgendjemand sonst. Sie wusste, wann es mir gut ging und merkte lange vor jedem anderen, wenn mich etwas bedrückte. Niemand hat es besser geschafft mich zum Lachen zu bringen, wenn ich traurig war. Ihr Charakter war einzigartig und ich weiß nicht, wie sich die Lücke füllen lässt, die ihr plötzlicher Tod in unsere Familie und in unsere Herzen gerissen hat.
Meine Süße hat ihrem Namen alle Ehre gemacht und mein Herz wird nie aufhören um sie zu weinen.

Der 21. Juli 2009 war einer der schlimmsten Tage meines Lebens. Morgens um kurz nach 06.00 ist Didem von uns gegangen, plötzlich und ohne Vorzeichen hat sie gebrochen und gekrampft und war sofort tot. Sie ist bei meinem Mann und bei mir in den Armen gestorben und für uns ist eine Welt zusammengestürzt, die komplette Familie war am Boden zerstört. Warum, Wieso, Warum jetzt, Fragen auf die wir keine Antwort erwarten konnten. Wir haben dann Didem in ihrem heiß geliebten Garten beerdigt. Es war ein schöner, sonniger Julitag, ein Dienstag zum Träumen, aber für mich ein tiefschwarzer Tag. Ich habe wie verrückt, geputzt, gewaschen nur um zu vergessen, doch ich habe meine Maus überall gehört, gesehen und gespürt. Saß ich auf der Couch, spürte ich sie neben mir, ging ich in den Flur, hörte ich ihren Gang hinter mir...es war grausam. Das Schlimmste aber war, ich konnte meinem Rüden Denny nicht die Aufmerksamkeit geben, die er brauchte, denn auch er trauerte, auch wenn er Didem nur ein Jahr als Gefährtin hatte.Man kann wirklich sagen, ich war betäubt. Zwei Tage hielt dieses Gefühl, dass Didem immer neben mir war an, dann ganz plötzlich wurde mir eiskalt und sie war weg...Sie hatte uns verlassen und ich habe sie losgelassen. Zurück blieben wir, mit unseren Gefühlen und der Einsamkeit, die hier in jeden Winkel kroch.
Wenn ich dann manche Leute reden hörte, die sagen, warum geht es dir nach einer Woche noch nicht wieder gut, schließlich war sie ja nur ein Hund. Für mich war sie nicht „nur“ ein Hund, für mich war sie viel mehr...Freundin und ein wichtiger Teil meiner Familie. Da kann ich nicht nach so kurzer Zeit wieder auf „normal“ schalten.

Jetzt ist es genau einen Monat her, dass sie nicht mehr bei uns ist und die Gewissheit der Endgültigkeit tut jeden Tag mehr weh. Mir fehlt ihr forderndes Bellen, wenn sie spielen wollte, ihr warmer Körper neben mir auf der Couch und ihre treuen Augen.
Vielleicht stimmt es ja und die Zeit heilt alle Wunden...

Nun nach fast fünf Monaten weiß ich, es stimmt nicht. Zeit heilt nicht die Wunden, sie hilft nur damit umzugehen. Ich trauere aus tiefsten Herzen um sie, aber die Trauer hat sich verändert. Ich kann mittlerweile über sie reden und auch mit lachendem Auge an ihre Albernheiten denken. Es hängt ein großes Bild von ihr im Flur und ich sitze nicht mehr jeden Tag bei ihr am Grab.
Aber es passieren immer wieder Dinge, die mich dann zurückwerfen und mich härter treffen, als ich gedacht habe, genau wie jetzt, wenn ich diese Zeilen schreibe.
Ob es die Zeit der Apfelernte war...Didem liebte Äpfel, in Fallobst konnte man sich so herrlich wälzen, sich so herrlich einsauen.
Die Walnussreife...Didem knackte für ihr Leben gerne Walnüsse, überall im Garten lagen ihre Wahlnusshälften, in diesem Jahr knackte keiner die Nüsse oder ich finde einen vergrabenen Kochen oder einen ihrer heiß geliebten Stöckchen.
Aber am Schlimmsten ist die Zeit, wenn ich arbeiten muss. Ich bin freiberufliche Fotografin und arbeite viel auf Hundeausstellungen und Turnieren. Es tut so weh, wenn man einer Hündin begegnet, die Ähnlichkeit mit Didem hat, mag es körperlich oder von ihren Verhaltensweisen sein.
Dann bin ich regelrecht eifersüchtig auf die Beziehung zwischen Hund und Frauchen oder Herrchen.

Jeder rät mir, ich sollte mir ganz schnell wieder ein kleines Fellknäuel zulegen. Aber ich schwanke...Zuerst hieß es für mich definitiv nein..diesen Schmerz möchte ich niemals wieder erleben, ich möchte mich niemals wieder so auf einen Hund einlassen. Zumal unser Rüde mit seiner gequälten Kettenhundevergangenheit jede Aufmerksamkeit verdient hat und wirklich nicht einfach zu händeln ist. Er wird nie so einen innigen Bezug zu uns und umgekehrt aufbauen, wie unsere Didem. Aber andererseits vermisst er auch die Zwiesprache mit einem anderen Hund im Haus. Dann ist da noch die Angst, dass die Liebe und die Erinnerung zu Didem verblassen könnte und auch ein schlechtes Gewissen, dass ich mir überhaupt Gedanken über einen „Ersatz“ für sie mache...
Aber tief in meinem Herzen keimt der Wunsch nach einem kleinen Hundemädchen und vielleicht begegnet mir irgendwo ein Welpe, der sich genauso einsam fühlt, wie wir es tun, gezielt suchen werde ich noch nicht.

Heute ist der 06. Dezember 2009 , Nikolaus und ich fühle mich leerer denn je. Heute Morgen habe ich von meiner kleinen Maus geträumt. Didem war mir so nah, ich konnte sie spüren und riechen.. der Schmerz will einfach nicht aufhören. Die Narbe reißt immer wieder auf und wird immer tiefer. Ich weiß nicht, ob sich das irgendwann ändert. Ich vermisse sie so sehr.

Nun haben wir kurz vor Weihnachten, es schneit und ich kann mich nicht daran erfreuen. Was war Didem immer aufgeregt, wenn sie Schnee sah. Gerade war ich mit Denny auf dem Feld und er was ganz aus dem Häuschen, aber mir ist fast das Herz eingefroren. Ich habe Didem in diesem Augenblick so sehr vermisst. Es ist so kalt und leer ohne sie, Didem war mein Ruhepol, seit sie nicht mehr bei mir ist, bin ich komplett aus dem Gleichgewicht. Der erste Gedanke am Morgen und der letzte vor dem Einschlafen gilt immer ihr. Sie ist so präsent in meinem Kopf, dass ich wirklich nicht weiß, wie es weiter gehen soll. Lange kann ich diesen Schmerz nicht mehr ertragen. Immer wenn man gerade etwas Land gesehen hat, kommt wieder eine Begebenheit, die einen schmerzlich und ohne Vorwarnung den Boden unter den Füßen wegreißt.

Nun ist Silvester vorbei und ein neues Jahr hat begonnen. Gestern ist mir ihr Verlust so nah gegangen. Unsere Nachbarhündin Lana war bei uns. Didem hat ihr sehr viel beigebracht und sie war ihre beste Spielkameradin. Denny hat sich sehr über ihren Besuch gefreut. Gegen Abend legte sich Lana genauso auf meine Couch, wie es sonst mein kleines Mädchen getan hat. Da war wieder alles zu spät.
Ich habe mich so erschrocken, ihren Körper so nah zu spüren, ich dachte ich, habe ein Dejavue. Es ist schon erstaunlich, welche Reaktion so eine kleiner Moment auslösen kann. Der Schmerz war wieder voll da und ließ mich den ganzen Abend nicht los.
Ich versuche wirklich meinem Denny die volle Aufmerksamkeit zu schenken und ihm die Liebe und Zuwendung zu geben, die er so dringend braucht. Aber ohne Didem ist meine Familie einfach nicht komplett.

Ich habe lange nichts mehr geschrieben, die Zeit verstreicht ohne Gnade und die Schmerzen werden nicht weniger. Bald ist es ein Jahr her und ich vermisse sie, wie am ersten Tag.
Der erste Todestag war fürchterlich, doch irgendwie auch tröstlich. Man kann es nicht beschreiben, es geht weiter und für mich habe ich einen Weg gefunden mit ihrem „Nichtdasein“ umzugehen. Ich mag nicht Tod sagen, denn sie ist immer bei mir. Ich denke jeden Tag an sie und ich weiß, sie wird immer ein Teil meiner Familie und von mir sein. Sie ist nicht fort, sie ist immer da, nur ihr Körper ist fort.
Unser Denny ist ein wirklicher Schatz geworden, als hätte er den Auftrag von Didem bekommen für uns da zu sein und er erfüllt seinen Auftrag perfekt.
Es gibt immer wieder Momente, da ist der Schmerz unbeschreiblich, auch jetzt kann ich die Tränen nicht zurückhalten. Didem hat uns eine unvergessliche Zeit geschenkt und ich weiß, sie hat uns genauso geliebt, wie wir sie lieben.
Wenn mich die Sehnsucht nach ihr wieder übermannt, dann lass ich die Tränen zu, nehme mir ihr Halsband, höre den Klang ihrer aneinanderklimperden Hundemarken und atme ihren Geruch ein. Dann bin ich ihr für einen kurzen Moment wieder ganz nah und das ist gut.

Ich habe auch keine Angst mehr, ein schlechtes Gewissen zu bekommen, wenn wir uns im nächsten Jahr für ein kleines Hundemädchen entscheiden. Die Zeit ist reif dafür und wir freuen uns auf den nächsten Wurf unserer Traumzüchterin. Sie wird kein Ersatz, den Didem war und ist einzigartig. Aber Didem hätte bestimmt nicht gewollt, dass ihre Menschen weiter so einsam sind. Auch mein Mann ist langsam soweit und freut sich still auf das neue Familienmitglied, was nächstes Jahr um diese Zeit bei uns einzieht.


Didem , wir werden Dich immer lieben und nie vergessen !!! Es gibt ein irische Weisheit und ich bin mir sicher, sie ist nur für dich geschrieben; „Ein Hund ist ein Herz auf vier Pfoten.“
Und ein unbekannter Autor hat einmal geschrieben: „Hunde sind Engel, die geschickt wurden, um sich um uns zu kümmern.“
Ich kann mich glücklich schätzen, denn ich kenne den Namen meines Engels: DIDEM

Kommentare 3

  • Silke V. 25. Oktober 2010, 21:37

    Du sprichst mir aus der Seele. Mit meiner Cora ging es mir genauso. Noch heute nach über 2 Jahren vermisse ich sie unbeschreiblich doll. Doch überwiegen jetzt die schönen Erinnerungen. Aber ihr Geruch ist irgendwie noch da und ich kann sie noch immer spüren, weiß wie sich ihr Fell anfühlt.
    Ich freue mich für Euren Denny das ihr Euch ein neues kleines Mädchen holt. Auch ich habe noch einen Rüden der es verdient hätte nicht mehr alleiniger Hund zu sein, leider kann ich ihm den Wunsch nicht erfüllen.
    Schön das ihr es könnt.
    Deine Didem war ein Seelenhund - sie wird immer bei Dir sein.
    LG
    Silke
  • Lillybelle 19. Oktober 2010, 21:35

    Was du geschrieben hast, kann niemanden kalt lassen, der je mit Tieren gelebt hat. Es ist eine wunderschöne Liebeserklärung an einen zweifellos außergewöhnlichen Hund.

    Auch wenn die Trauer um Didem nie ganz aufhören wird: Vielleicht doch wieder.... so ein kleines..... Fellknäuel?


    Ganz liebe Grüße
    Lilly
  • ESHA 18. Oktober 2010, 20:35

    Danke!
    Vielen, vielen Dank für Ihre offenen Worte und das Sie Ihre Gefühle hier mitteilen.
    Das braucht Mut und noch mehr Liebe für sein Tier.
    Und bei Ihnen lese ich in jedem Wort von dieser Liebe, die auch nicht aufhört.
    Die Traurigkeit kommt manchmal auch nach Jahren noch völlig überraschend aber sie gehört dazu.
    Das "Warum" bleibt auch.
    Aber Sie können bewundernswert damit umgehen.
    Ich wünsche Ihnen weiterhin wunderbare liebevolle Erinnerungen und auch Spaß, Freude und Glück mit Ihrem neuen Familienmitglied.