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Der "Candybomber" im Rosinenbomber

Der "Candybomber" im Rosinenbomber

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Luftfahrtarchiv


Premium (Pro), Berlin

Der "Candybomber" im Rosinenbomber

Eigentlich ist ein und das Gleiche gemeint, Gail Halvorsen hat sich selbst sein ganzes Leben seit er Held der Berliner Luftbrücke wurde, "Candybomber" genannt. So wie viele seiner Piloten-Kollegen, Gail war damals noch zu jung, mußte er nicht im 2.Weltkrieg als Bomberpilot fliegen. Doch auch für viele Berliner waren die Geräusche der dicht über Berlin, ständig zu hörenden Transportflugzeuge, überwiegend vom Typ C-47 und C-54, während der Luftbrücke ganz ähnlich der Geräusche von Bombern vom Typ B-17 und B-24, die Berlin bis 1945 bombardierten. Teilweise waren es sogar die selben Piloten, die zuvor am Steuer eines Bombers Nazideutschland mit Bombenteppichen überzogen und nun rund um die Uhr die Einwohner von West-Berlin mit allen Überlebenswichtigen versorgten. Ihr neuer Feind war nun die Sowjetunion, deren Rote Armee versuchte die Stadt der Freiheit durch Blockade auszuhungern. Doch die Rechnung der Sowjets ging langfristig nicht auf, denn General Curtis E. LeMay perfektionierte die Luftbrücke Tag für Tag.

Genauso perfektionierte Gail Halvorsen seine "Operation Little Vittles" = Operation kleine Lebensmittel. Anfangs opferten die Piloten ihre eigenen Stofftaschentücher, nähten provisorisch daraus kleine Fallschirme und knüpften Kaugummis und kleine Schokoriegel daran, die dann durch Öffnungen für Leuchtraketen in den Fenstern aus den Flugzeugen warfen. Einige der schwereren Schokoriegel lößten sich von den Fallschirmen und fielen wie kleine Bomben vom Himmel - der Begriff "Rosinenbomber" wurde schnell von der Berliner Mundart geschaffen. Und tatsächlich gab es ein Pressefoto zu Beginn der Luftbrücke wo auf dem Karton, welches aus dem Flugzeug geladen wurde "Raisins" gedruckt war. Rosinen in der kargen, knappen Kalorien-Ration auf Lebensmittelkarte waren so utopisch, wie kaum ein anderes Lebensmittel - ein absolutes Luxusprodukt unerreichbar. Und doch war der Begriff Rosinenbomber, welches auch Kinder leicht verstanden, ein einfaches Wort für die Flugzeuge der Luftbrücke. Gail Halvorsen hatte die Idee Süßigkeiten ein kleinen Fallschirmen im Anflug auf den Flughafen Berlin-Tempelhof abzuwerfen. Seine Idee wurde sehr schnell populär und seinen Piloten-Kollergen kopiert. Ohne dies nennenswert in den wenigen gedruckten Zeitungen zu erwähnen, verstanden die Kinder schnell, wenn sie mehr Süßigkeiten erhalten möchten, müssen sie die Fallschirme zurück bringen. So trafen täglich dutzende Briefe am Flughafen Tempelhof ein, mit den Fallschirmen und Dankesschreiben drin.

Zuhause in Gail Halvorsens Heimatort Chicopee, nähten ein Dutzend Frauen in zwei Schichten aus echter Fallschirmseide und Bindfäden die Fallschirme an die Süßigkeiten die von privaten Leuten aus den ganzen USA gespendet wurden. Die "Operation Little Vittles" zu deutsch, Operation Kleine Luftbrücke war mindestens genauso perfekt organisiert, wie ihr Vorbild.

Doch tatsächlich sah sich der "Candybomber" Gail Halvorsen eines Tages tatsächlich dem Vorwurf ausgesetzt, "Bomben der Imperialisten" über Ost-Berlin abgeworfen zuhaben. Die Presse im sowjetisch besetzten Teil Berlins betrachte den Abwurf von Fallschirmen mit Süßigkeiten als Provokation und fortan erfolgte ein striktes Verbot, die Süßigkeiten beim Überflug Ostberlins abzuwerfen, die Leidtragenden waren die dortigen Kinder, für die es keinen Unterschied machte, von wem die Schokoriegel vom Himmel fielen.

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