Bloody Mary

Bloody Mary

"Das ist jetzt aber wirklich der Letzte ... !", sagte ich dem Grafen.

Neulich in Transsilvanien:
Es war schon spät, ich hatte die Bar gerade geschlossen; die Vorhänge vor den Fenstern zugezogen, die Rollläden herab gelassen. Da stand wie aus dem Nichts dieser Typ vor mir und verlangte nach einem Cocktail - einen speziellen Cocktail. Er sah sehr blass aus, hatte tiefe Ränder unter seinen Augen und kam mir extrem verbissen vor: Irgendetwas schien ihn mächtig zu beschäftigen. Er kam direkt auf den Punkt: “Ich brauche einen Bloody Mary, einen nach Transsilvanien Art!“ Ich hatte noch nie davon gehört, also klärte er mich auf ... . Es war zwar merkwürdig, aber wir waren alleine und ein seltsamer Kunde ist besser als überhaupt keine Kundschaft, dachte ich mir.
Wir unterhielten uns angeregt über alles Mögliche, während wir unsere Cocktails einen nach dem anderen genussvoll schlürften; er die spezielle Version und ich die normale, jedoch ohne Alkohol.
Wir vergaßen die Zeit, als er plötzlich nachdenklich wurde und mich fragte, wie spät es sei. Ich erwiderte, dass ich keine Uhren im Laden habe, da dies schädlich fürs Geschäft ist und warum er dies wissen wolle. Er sagte nur, er müsse vor Sonnenaufgang zu Hause sein und sich nun auf den Weg machen. Ich begleitete ihn noch zur Türe und drückte sie auf, als uns die Mittagssonne dermaßen blendete, dass wir die Augen zukneifen mussten. Als ich meine wieder öffnete, hatte er sich bereits aus den Staub gemacht ... .
So ein undankbarer Kerl! Ich habe ihn nie wieder gesehen.