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7000 Jahre alt - Museum Herxheim

7000 Jahre alt - Museum Herxheim

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reblaus67


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7000 Jahre alt - Museum Herxheim

In den Jahren 1996−1999 wurde im Vorfeld des Gewerbegebietes West eine Siedlung der Linienbandkeramik ausgegraben. Die Grabungen wurden 2005/06 aufgrund ungewöhnlicher Ergebnisse fortgesetzt. Die Untersuchungen sind weiter im Gange.
Die Siedlung bestand von der zweiten ("Flomborn") bis in die jüngste Stufe der Bandkeramik, also etwa zwischen 5300 und 5150 v. Chr. Südlich davon wurde eine Vielzahl von Gruben festgestellt, die so dicht beieinander lagen und sich immer wieder überschnitten, dass der Eindruck zweier um das Dorf laufender Gräben entstand. Dies führte zunächst zur Deutung als Erdwerk. In den Gruben, die dem jüngsten Abschnitt zuzuordnen sind, lagen eine Vielzahl menschlicher Knochen, vielfach zerschlagen, fast immer aus dem anatomischen Verband gelöst. Die Zahl von mindestens 450 Schädeln (bei noch nicht abgeschlossener Ausgrabung der Grubenanlage) belegt, dass in Herxheim sehr viel mehr Menschen bestattet wurden, als dort innerhalb der jüngsten Phase der Bandkeramik gelebt haben können. In den Gruben fanden sich außerdem zahlreiche andere Funde, wie Keramik, Silex oder Mahlsteine, die vielfach ebenfalls bewusst zerstört worden sind.
Die Untersuchung der von Kalksinter gereinigten Knochen und der daran befindlichen Schnittspuren brachte Bruno Boulestin, einen Anthropologen der Universität Bordeaux zu der Vermutung, dass die gefundenen Knochen Reste kannibalischer Mahlzeiten seien. Die Schnittspuren weisen darauf hin, dass die Haut abgezogen wurde, Sehnen durchtrennt wurden, um Gliedmaßen abzutrennen und Körperteile systematisch entfleischt wurden. Die Spuren seien solchen vergleichbar, die man an den Knochen geschlachteter Tiere findet. Ein Massaker konnte aufgrund des Fehlens von Kampfverletzungen ausgeschlossen werden. Die Archäologin Andrea Zeeb-Lanz wies darauf hin, dass ein echter Beweis der Kannibalismus-These, wie etwa der Nachweis menschlichen Myoglobins in Fäkalien, nicht vorliege. Außerdem würde die Zahl der Toten bezogen auf die Dauer der Besiedlung bedeuten, dass über Jahre hinweg Menschenfleisch ein Hauptnahrungsmittel der Bandkeramiker gewesen wäre. Die Untersuchung der Isotopen von Strontium-87 und Strontium-86 im Zahnschmelz von 54 Individuen zeigte, dass diese aus granitreichem Bergland stammten, also keine Bandkeramiker waren, die ja ausschließlich auf lössreichen Talebenen siedelten und ihre Äcker anlegten.
Im November 2004 wurde in Herxheim ein Heimatmuseum eröffnet, dessen Scheunenkeller der Bandkeramik und ihren örtlichen Funden gewidmet ist.

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Exif

Kamera NIKON D600
Objektiv ---
Blende 4
Belichtungszeit 1/80
Brennweite 120.0 mm
ISO 400