Vierzig Kilometer entfernt von Višegrad liegt Srebrenica. Man wird den Roman, der jetzt zum fünfzigsten Jahrestag des Nobelpreises in revidierter, aufgefrischter Übersetzung erschienen ist, kaum lesen können, ohne an den Bürgerkrieg der neunziger Jahre zu denken, in denen der Fluss zum Massengrab wurde. Die Konflikte, die damals wieder aufbrachen, werden in ihren langen, verzweigten Wurzeln erkennbar. Als muslimische Extremisten 1992 das Andric-Denkmal an der Brücke über die Drina in die Luft sprengten, hatten sie immerhin begriffen, dass dieser pessimistische Humanist nicht für Nationalismus und Fanatismus in Anspruch zu nehmen ist.