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Totale Sonnenfinsternis vom 11.08.1999

Totale Sonnenfinsternis vom 11.08.1999

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Moorlinse


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Totale Sonnenfinsternis vom 11.08.1999

Am kommenden Dienstag jährt sich zum zehnten Mal die totale Sonnenfinsternis vom 11.08.1999. Meine kleine Collage zeigt die vier besten Aufnahmen, die mir damals von diesem grandiosen Himmelsschauspiel gelungen sind. Hier die Geschichte zu den Bildern...

Da die Totalität nur ganze 2 Minuten dauern sollte, hatte ich mich entschieden, diese Zeit nicht mit fotografischen Experimenten oder Einstellarbeiten etc. zu vergeuden, sondern dieses Ereignis einfach nur mit allen Sinnen zu genießen und die phantastischen Eindrücke aufzunehmen. So ganz wollte ich aber dennoch nicht auf Erinnerungsbilder verzichten. Also habe ich meine kleine Kleinbildkamera Olympus µ-1 mit 35 mm Fixfokus-Objektiv mit einem Diafilm gefüllt und den Rest der Automatik überlassen. In den wenigen Minuten vor, während und nach der Totalität habe dann "nebenbei" grob gezielt und ohne Blick durch den Sucher genau 36 mal auf den Auslöser gedrückt (für "Nur-Digitalfotografen": das entsprach damals genau einer Filmlänge). Sicher eine unkonventionelle Methode, aber die Bilder dieser Collage sind so entstanden!

In Anbetracht der damaligen Wetterverhältnisse in Süddeutschland muss ich es wohl als extrem großes Glück betrachten, dieses Himmelsschauspiel beobachtet zu haben. Bereits am Tag zuvor war ich nach Bayern gereist. Am Morgen des 11. August 1999 ließ mich allerdings der Blick aus dem Fenster erschaudern - das Wetter war trübe und es nieselte so vor sich hin. Die Hoffnung, das in wenigen Stunden stattfindende Ereignis zu beobachten, schwand dahin... Mit dem Auto bin ich dann losgefahren um mir dennoch ein schönes Plätzchen auf der Zentrallinie zu suchen. Eine gute Stunde vor der Totalität sah ich nahe einem kleinen Ort in der Nähe von Maisach (bei Fürstenfeldbruck) eine lange Menschenschlange einen Hügel hochlaufen - Jung und Alt und alles was sonst Zeit und Beine hatte, war hier unterwegs. Ich habe meinen Wagen abgestellt und mich diesem Strom angeschlossen. Mittlerweile hatte es auch aufgehört zu nieseln und die ersten blauen Flecken waren am Himmel zusehen... Hoffnung kam wieder auf.

Gegen Mittag, ca. 10 Minuten vor der Totalität entstand das erste Bild (oben links). Es war die letzte Wolke, die vor der Sonne hinwegzog. Im unteren dunklen Teil erkennt man (winzig klein) die Sonnensichel!

Oben rechts: die Totalität (ebenfalls winzig klein)!. Was hier wie ein schwarzer Himmel aussieht, war in Wirklichkeit ein tiefes, dunkles, fast pastellartiges Blau! Eine ungewöhnliche Himmelsfarbe, die ich so noch nie zuvor gesehen hatte. Dazu die leuchtend weiße Sonnenkorona mit dem pechschwarzen Mond mittendrin. Auch einige Protuberanzen, also Materieströme auf der Sonne, waren am Rand der Mondscheibe als hell orange leuchtende Flecken zu erkennen. Bei dem Punkt unten links im Bild handelt es sich um die Venus - der strahlende Morgen- und Abendstern hoch am Himmel, ebenfalls ein ungewöhnlicher Anblick. Insgesamt ist diese kurze Phase der Totalität nur schwer mit Worten zu beschreiben... grandios?, gewaltig?, unwirklich?, wunderschön?, außerirdisch? ... irgendwie von allem Etwas. Jedenfalls habe ich in diesem Moment verstanden, warum die Menschen in früherer Zeit ehrfürchtig gen Himmel geblickt und Angst bekommen haben, wenn sich die Sonne verfinstert hat!

Die beiden unteren Bilder zeigen einen praktisch identischen Blick nach Westen, links während und rechts kurz nach der Totalität, aufgenommen im Abstand von nur geschätzten 1,5-2 Minuten (!). Im linken Bild befindet sich noch alles im Mondschatten. Die Wolken im Vordergrund als dunkle Flecken vor dem tiefblauen Himmel, im Hintergrund wurden die ebenfalls im Mondschatten liegenden, horizontnahen Wolken vom fahlgelben Licht des bereits außerhalb des Kernschattens liegenden Bereiche beleuchtet. Hier ist das Ende der Totalität schon sehr nah. Und dann war der "Spuk" auch schon wieder vorbei und es wurde wieder hell. Man vergleiche zwischen den Bildern die Horizontlinie und die Konturen der Wolkenformationen - alles ist nahezu gleich!

Dieses Erlebnis hat bei mir einen tiefen und bleibenden Eindruck hinterlassen und obwohl schon zehn Jahre her, kommt es mir manchmal vor, als wäre es letzte Woche gewesen... Ich kann nur jedem wünschen, einmal selbst die Gelegenheit zur Beobachtung einer totalen Sonnenfinsternis zu bekommen. Bis auf Weiteres muss man dazu allerdings weit reisen. Die nächsten totalen Sonnenfinsternisse, die wieder durch Deutschland verlaufen, finden 2081 und 2135 statt...

Kommentare 1

  • Claus-Dieter Jahn 10. August 2009, 17:23

    ich kann Deine Gefühle und Empfindungen sehr gut nachvollziehen.
    An dem Tag bin ich bei wirklich ziemlich miesem Wetter von Leipzig bis kurz vor Augsburg gefahren und hatte dann auch das Glück die totale Phase in der gesamten Länge zu erleben,es war einfach nur beeindruckend und unvergesslich!
    Außerdem hatte ich noch mein Teleskop dabei und konnte die verdeckte Sonne mit den Protuberranzen beobachten.
    Kurz nach der totalen Phase kam ein sehr heftiger Regenschauer herunter,ich hatte gerade noch Zeit das Teleskop abzubauen und zu verstauen.
    Noch eine kleine Episode am Rande.
    Während der Verfinsterung kam ein älterer Herr mit Traktor und wollte auch mal durchs Teleskop schauen.
    Dann fragte er mich welcher Mond heute die Sonne verdeckt...? .:-))))

    VG Cl.-D.