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Supernova SN2006X in M100

Supernova SN2006X in M100

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Sighard Schraebler


kostenloses Benutzerkonto, Frankfurt am Main

Supernova SN2006X in M100

Eine Supernova klingt ab. Die Helligkeitskurve zeigt die typische Ia-Form, d.h. da ist nur ein Knick in der fallenden Flanke, d.h. es ist kein Wasserstoff beteiligt, d.h. dort gab es vorher einmal zwei Sterne, einen Roten Riesen und einen Weißen Zwerg. Der Zwerg zieht Materie vom Riesen ab und wird dabei immer kleiner (!), bei 1.44 Sonnenmassen ist die Chandrasekhar-Grenze erreicht, der Weiße Zwerg stürzt in sich zusammen und setzt dabei als Supernova vom Typ Ia ziemlich genau 10^44 Joule frei, wovon 99% in die Expansion und 1 Prozent in die Strahlung gehen. Das ist zusammengenommen die Energie aus der Fusion aller Kohlenstoff- und Sauerstoff-Kerne, es bleibt fast nichts übrig vom ursprünglichen Material, das ist eine vollständige thermonukleare Explosion, sozusagen ein metallischer Feuerball.

Im Vergleich dazu sind Typ II SNe, bei denen ein großer Stern kollabiert, absolut gesehen die energiereicheren, es ist ja auch mehr Masse beteiligt, davon bleibt aber zum Schluss auch ein massives schwarzes Loch übrig. Wie auch immer, daher sind gleich weit entfernete Typ II SNe lichtschwächer, das liegt neben dem verbleibenden SL auch daran, dass mit 99% der Energie dort Neutrinos beschleunigt werden, die treten bei Typ I SNe nicht oder kaum auf.

Manchmal wird die Energie auch in [erg] angegeben, dabei ist 1 [erg] gleich 1 [cm*g*s] oder 2.38*10^-7 Kalorien oder 10^-7 Joule oder 2.78*10^-14 kWh. Wie auch immer, merken wir uns einfach, dass Supernovae ziemlich kalorienreich sind ...

Im späten Verlauf einer Ia Supernova entsteht Strahlung im Wesentlichen durch den radioaktiven Zerfall von 56Ni zu 56Co zu 56Fe (Halbwertszeiten etwa 6 bzw. 77 Tage), daher ist die Form der Lichtkurve (Helligkeit über Zeit) stets annähernd gleich. Durch die Eigenschaften dieser so genannten Ia Standardkerze lassen sich genaue Entfernungsbestimmungen im Weltall vornehmen. Für M100 sind es 60 Millionen Lichtjahre. Als das Licht ausgesandt wurde, lebten also hier noch die Dinosaurier und dennoch sind das keine "kosmologischen" Entfernungen, M100 liegt sozusagen vor der Haustüre.

Drei von zwölf Aufnahmen mit dem Bradford Robotic Telescope auf dem Izana/Teneriffa, 14 Zoll Cassegrain, 1min. ungefiltert belichtet mit einer FLI MaxCam ME2,
1Kx1K Pixel in 13µm x 13µm. http://www.telescope.org

Gruß Sighard

Kommentare 3

  • Hartmuth Kintzel 16. September 2006, 21:28

    @Sighard: Danke für die ausführlichen Erklärungen.
  • Sighard Schraebler 16. September 2006, 11:41

    @Hartmuth: Ich bin mehr der Yogeshwar und Lesch-Fan. Bublath ist nicht verkehrt, aber es wirkt zu stark zusammengefasst was er da betreibt und seine Mannschaft setzt so ziemlich jede unpassende aber effektvolle Astro-Simulation ein, um die Sendung aufzupeppen. Die beiden anderen setzen auf Erklärung statt Effekt und das kommt nach meiner bescheidenen Auffassung besser rüber.

    Das Wissen über SNe lese ich mir auch gerade erst zusammen, brauche es für heute Abend, die "Lange Nacht der Sterne".

    Die Aufnahmen habe ich selbst in Auftrag gegeben, das kannst Du auch, hol Dir einfach einen kostenlosen Account von www.telescope.org. Das Teleskop ist dafür da, dass jedermann am Nachthimmel beobachten kann, was er will.

    Hier hatte ich schon mal etwas über das Gerät geschrieben,
    http://de.geocities.com/montierungen2005/
    werde es demnächst noch ausführlicher darstellen, der Titel heißt dann "Astronomie aus der Steckdose" :_)

    Mehr über SNe findest Du hier:
    http://www-ik.fzk.de/~drexlin/AT5.pdf

    Auf das Gelände kommt man als nicht-Profi nur am Tag der offenen Tür.

    Gruß Sighard
  • Hartmuth Kintzel 16. September 2006, 11:32

    Bin beeindruckt ;)
    Da lernt man mehr über Supernovas als in jeder Bublat-Sendung.
    Hast Du die Aufnahmen selbst durch das Teleskop machen können?
    Wenn Ja - Wie kommt man da ran?
    Ich war im August auf Teneriffa. Da durfte man nicht mal zu Führungen ins Observatorium.

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