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SMS Goeben

Die SMS Goeben war ein Großer Kreuzer (Schlachtkreuzer) der Kaiserlichen Marine der Moltke-Klasse. Benannt wurde sie nach dem preußischen General August von Goeben.
Das Schiff lief am 28. März 1911 bei Blohm & Voss vom Stapel und war dann Flaggschiff der Mittelmeerdivision der Kaiserlichen Marine. Ab August 1914 fuhr der Kreuzer unter türkischer Flagge, erhielt den Namen Yavuz Sultan Selim (später kurz Yavuz), nach Sultan Selim I. Yavuz, und wurde im Schwarzen Meer gegen die russische Flotte und ihre Häfen eingesetzt.
Kommandant der Goeben war vom 4. April 1914 bis zum 2. Januar 1918 Kapitän zur See Richard Ackermann.
Die Goeben gilt als das Dreadnought-Kriegsschiff mit der längsten aktiven Dienstzeit. Bis zu ihrer Außerdienststellung Anfang der 1960er Jahre war sie über 50 Jahre im aktiven Einsatz (zum Vergleich: das dienstälteste Schiff der Iowa-Klasse, die USS New Jersey stand zwischen 1943 und 1991 ganze 21 Jahre im aktiven Dienst).

Die Mittelmeerkampagne 1914

Seit 1912 bestand die Mittelmeerdivision der kaiserlichen Marine aus der Goeben und dem kleinen Kreuzer SMS Breslau. Zur Zeit des ersten und zweiten Balkankrieges war das kleine Geschwader unter dem Kommando von Admiral Trummler; dieser wurde am 23./24. Oktober 1913 durch Konteradmiral Wilhelm Souchon abgelöst.
Zum Zeitpunkt der Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Serbien am 28. Juli 1914 befand sich das Geschwader in der Adria. Da Souchon sich dort nicht durch eine gegnerische Blockade der Straße von Otranto einschließen lassen wollte, marschierte er sofort ins westliche Mittelmeer. Nachdem am 3. August Krieg zwischen Deutschland und Frankreich ausgebrochen war, beschoss Souchon die Hafenanlagen von Bône und Philippeville in Algerien, um die Einschiffung der französischen Kolonialarmee nach Europa zu verzögern.

Derweil hatte die britische Marineleitung, unter dem Ersten Lord der Admiralität Winston Churchill, schon am 1. August der britischen Mittelmeerflotte unter Admiral Sir Berkley Milne den Auftrag erteilt, das deutsche Geschwader zu beschatten und daran zu hindern, französische Truppentransporte von Algerien nach Frankreich zu stören. Souchon gelang es aber, nach Messina auf Sizilien auszuweichen, um dort Kohle zu bunkern. Von dort marschierte er zur Überraschung seiner Verfolger nach Osten, denn die Franzosen hatten Souchon zu weiterer Hafenbeschießung vor Afrika erwartet, die Briten einen Durchbruch in die Adria zum befreundeten k.u.k. Hafen Pola. Nun stand Souchon nur der leichte Kreuzer HMS Gloucester gegenüber. Dieser unternahm am 7. August einen beherzten Versuch, die deutschen Schiffe aufzuhalten, brach diesen aber wegen offensichtlicher Unterlegenheit ab, als die Goeben das Feuer erwiderte.
Goeben und Breslau marschierten ohne Schwierigkeiten um Griechenland und durch die Ägäis und ankerten am 10. August vor den Dardanellen. Nach einigen Tagen diplomatischer Verhandlungen zwischen Berlin und Konstantinopel passierten die beiden Schiffe die Minensperren in den Dardanellen und erreichten Konstantinopel. Dort wurden sie am 16. August in die osmanische Marine übernommen, ein Akt, der bald darauf den türkischen Kriegseintritt auf Seite der Mittelmächte mit herbeiführte. Die Goeben erhielt – nicht ohne nationalistische Akzentuierung seitens der Osmanen – den Namen Yavuz Sultan Selim (Sultan Selim der Gestrenge), aus der Breslau wurde die Midilli (Mytilini, nach der 1913 an Griechenland verloren gegangenen Stadt auf Lesbos).[1] Die Schiffe fuhren weiterhin mit ihren deutschen Besatzungen, die nun aber den Fes als offizielle Kopfbedeckung trugen.

Verbleib nach dem Ersten Weltkrieg

Im neuen Trockendock ab 1926
Bedingt durch die Kriegsschäden blieb das Schiff fahruntüchtig und verwendungslos bis 1926 im Hafen liegen. Dann wurde es von einem eigens dafür aus der französischen Werft Penhoet bei St. Nazaire in die Türkei verbrachten Schwimmdock bis 1930 vor Ort generalüberholt und als Yavuz Selim wieder in Dienst gestellt.
1927: Die Flender-Werke liefern ein neues Trockendock an die neu gegründete Gölcük Marinewerft. Die Tragkraft von 26.000 Tonnen reichte endlich aus, die Yavus zu tragen und dauerhaft zu reparieren. Die Arbeiten werden an die französische Werft Chantiers de l’Atlantique vergeben und dauerten 3 Jahre. Sie waren begleitet von zahlreichen Unfällen und Schmiergeldaffären. Der Generalstabschef, Marschall Fevzi Çakmak war gegen einen weiteren Flottenausbau und drosselte alle Schiffbauten. Dies änderte sich erst, als der Erzrivale Griechenland 1928 große Flottenmänöver an der türkischen Grenze abhielt. Neue Kessel kamen an Bord sowie ein neues, französisches Feuerleitsystem. Diese Baumaßnahmen an der Yavuz alleine reichten schon aus, dass die griechische Regierung ein 10 jähriges Schiffbaumoratorium vorschlug. Dies wurde aber von der türkischen Regierung abgelehnt, da die Türkische Flotte wegen der Roten Flotte aufgerüstet wurde.[3]
1930: Die Umbauarbeiten sind beendet und Yavuz wird erneut in Dienst gestellt.

1936 in Malta zu Besuch
1933 und 1934: Politiker verwenden das Schiff zu Repräsentationszwecken. Ministerpräsident Ismet Pascha ;nönü fährt von Istanbul nach Varna und der Schah von Persien, Reza Schah Pahlavi wird bei seinem Türkeibesuch von Trabzon nach Samsun gebracht.[4]
1936: Die neue Republik ändert den Schiffsnamen in TCG Yavuz (Türkiye Cumhuriyeti Gemisi /Schiff der Republik Türkei). Es ist ab jetzt das Flaggschiff der neuen türkischen Marine. Im November Flottenbesuch im britischen Malta.


Yavuz 1946 in Tarnfarbe
1938: Im November überführte die Yavuz Sultan Selim die sterblichen Reste von Mustafa Kemal Atatürk von Haydarpaşa nach İzmit.
1946: Am 5. April kommt das Schlachtschiff USS Missouri (BB-63) nach Istanbul auf Flottenbesuch. Sie wird von der Yavuz empfangen, wobei gegenseitig 19 Schuss Salut ausgetauscht werden.[5] Anlass zum Besuch war die Überführung der Leiche von Münir Ertegün, seinerzeit türkischer Botschafter in den USA.
1952: Die Türkei tritt der Nato bei. Das Schiff erhält die Rumpfnummer B70.[6]
1954: Das Schiff wird am 14. November aus dem Marineregister gestrichen.
1963: Zu Beginn der 1960er Jahre soll die Türkei mit der Bundesregierung über einen Rückerwerb des Schiffes verhandelt haben. In der zeitgenössischen Presse wurde jedoch nichts darüber berichtet. „Der Spiegel“ meldete 1964 dagegen, dass die Türkei plane, die frühere Goeben in Deutschland verschrotten zu lassen, um mit dem Erlös aus dem Schrottverkauf die erste Rate eines Schulschiffneubaus zu finanzieren.[7] 1965 wurde die Yavuz dann erstmals mittels internationaler Ausschreibung zum Verkauf angeboten. Dabei wurde von Seiten der türkischen Regierung die Summe von 25,19 Millionen türkischer Pfund (nicht ganz 11 Millionen DM) als Mindestgebot gefordert.[8] Die Abwrackwirtschaft sah diesen Betrag allerdings als überhöht an, weshalb sich kein Käufer fand.[9] Ein Jahr später folgte ein zweiter Versuch, wobei die türkische Regierung ihre Forderung nun auf 19,95 Millionen Pfund (rund 8,8 Millionen DM) senkte. Doch interessierte sich auch diesmal keine der einschlägigen Firmen für den Veteranen.[10]
Zu Beginn der 1970er Jahre setzten sich dann private Kreise in Deutschland dafür ein, den Schlachtkreuzer nach Deutschland zurückzuholen und ihn in ein Museum umzuwandeln. Insbesondere plädierte das Deutsche Museum in München für einen Erhalt des technischen Denkmals.[11] Derartige Pläne ließen sich aber aus finanziellen Gründen nicht realisieren. Am 7. Juni 1973 wurde das Schiff schließlich endgültig außer Dienst gestellt.[12] Danach begannen die Abwrackarbeiten, die sich bis Februar 1976 hinzogen.
Einige Artefakte der Goeben befinden sich heute im Istanbuler Marinemuseum.
In Erinnerung an dieses traditionsreiche Schiff wurde von der neuen türkischen Marine im Jahr 1987 ein Neubau der MEKO 200-Klasse auf den Namen F240 Yavuz getauft.

Bildmontage mit einem Gemälde des Marinemalers Olaf Rahardt.

Schiffsdaten:

andere Schiffsnamen
Yavuz Sultan Selim
Schiffstyp Schlachtkreuzer
Klasse Moltke-Klasse
Bauwerft Blohm & Voss, Hamburg
Baunummer 201
Baukosten 41.564.000 Mark
Stapellauf 28. März 1911
Indienststellung 2. Juli 1912
Verbleib 1973 bis 1976 abgewrackt
Schiffsmaße und Besatzung
Länge
186,6 m (Lüa)
186,0 m (KWL)
Breite 29,4 m
Tiefgang max. 9,19 m
Verdrängung Konstruktion: 22.979 t
Maximal: 25.400 t

Besatzung 1.031 bis 1.053 Mann
Maschine
Maschine 24 Marinekessel
2 Satz Parsons-Turbinen
2 Ruder
Maschinen-
leistung 85.661 PS (63.004 kW)
Geschwindigkeit max. 28,0 kn (52 km/h)
Propeller 4 dreiflügelig ∅ 3,74 m
Bewaffnung
10 × 28 cm L/50 Sk (810 Schuss)
12 × 15 cm L/45 Sk (1.800 Schuss)
12 × 8,8 cm L/45 Sk (3.000 Schuss)
4 Torpedorohre ∅ 50 cm (1 Heck, 2 Seiten, 1 Bug, unter Wasser, 11 Schuss)
Panzerung
Gürtel: 100–270 mm auf 50 mm Teak
Zitadelle: 200 mm
Kasematte: 150 mm
Deck: 50 mm
Torpedoschott: 30–50 mm
vorderer Kommandoturm: 80–350 mm
achterer Kommandoturm: 50–200 mm
Geschützturm: 90–230 mm
Schutzschilde: 70 mm
Die SMS Goeben war ein Großer Kreuzer (Schlachtkreuzer) der Kaiserlichen Marine der Moltke-Klasse. Benannt wurde sie nach dem preußischen General August von Goeben.

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