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Karfreitag 2013 - 19. Kreuzweg auf der Halde Prosper Haniel in Bottrop (8)

Karfreitag 2013 - 19. Kreuzweg auf der Halde Prosper Haniel in Bottrop (8)

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Jackpanama


Premium (World), Bottrop

Karfreitag 2013 - 19. Kreuzweg auf der Halde Prosper Haniel in Bottrop (8)

Wetterfeste Kleidung und eine gute Kondition waren gefragt, als Tausende von Gläubigen sich am Karfreitag auf den Haldenweg mit Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck machten.

Bottrop. Leichter Dauerfrost, etwas Schneegeriesel, in der Nähe rauscht die A 2: Keine Spur von Karfreitag in dieser durchpflügten Industrie- und Verkehrslandschaft, in der sich die Natur längst wieder breit macht. Wären da nicht wieder Tausende von Gläubigen, die sich bei der Zeche Prosper Haniel versammeln, um gemeinsam mit „ihrem“ Bischof Franz-Josef Overbeck aber auch Bergwerksdirektor Wolfram Zilligen den Kreuzweg zu gehen.
Zum 19. Mal ruft die Halde wie anderswo der Berg. Und die Menschen aus dem Revier, vor allem aber aus den Städten Bottrop und Oberhausen, folgen. Wieder einmal zeigt sich die alte Verbundenheit von Kirche und Bergbau, Arbeit und Glaube, die im Ruhrgebiet vielleicht ausgeprägter war, als in anderen Industrie-Regionen. Daran, aber auch an die mutwillige Zerstörung der künstlerisch gestalteten Kreuzwegstationen, die jetzt mit Hilfe von Auszubildenden der letzten Zeche beider Städte wieder hergerichtet wurden, erinnert Wolfram Zilligen zu Beginn.
Die Klänge der Blechbläser aus Moers tönen fast verloren - aber fest und sicher. Ein Wunder, bei der schneidenden Kälte. Dann setzt sich der Zug in Bewegung. Größtenteils schweigend. Weiße Chorkleidung, ein schlichtes Stahlkreuz, die bunten Fahnen der KAB-Ab-Ordnungen und Knappenvereine, deren Mitglieder in Uniform und brennenden Grubenlampen das Kreuz begleiten. Viele Familien, manche mit Kinderwagen, aber auch junge Leute, die alte Verwandte im Rollstuhl den fast anderthalb Kilometer langen holperigen Weg zum Gipfelkreuz schieben. Auch Alt-Bischof Hubert Luthe, der vor 19 Jahren den ersten Kreuzweg begleitete, kann die Prozession zu den 15 Stationen, die das Leiden Christi darstellen, nur im Rollstuhl zurücklegen.

Sein Nachfolger im Bischofsamt, Franz-Josef Overbeck, schlägt in seiner Predigt Brücken ins Heute. Bangen um die Arbeitsplätze vor allem bei Opel, ab 2018 auch im Bergbau durch dessen politisch gewolltes Ende, Abwanderung aus der Region durch Perspektivlosigkeit oder die Überschuldung von Ländern und Kommunen zu Lasten der kommenden Generationen: „Wenn solche Kreuze aufgeladen werden, ist das ein Zeichen von Entsolidarisierung“, so der Bischof von Essen. Beinahe symbolisch zeigt sich bei diesen klaren Worten die Sonne. Auf den Segen folgt wieder Schnee und der rasche Abstieg in einen kalten Karfreitag.

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