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Freudenberg - Der "Alte Flecken"

Freudenberg - Der "Alte Flecken"

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Dietmar Guth


kostenloses Benutzerkonto, Koblenz

Freudenberg - Der "Alte Flecken"

Der „Alte Flecken' in Freudenberg ist einer der baugeschichtlich bedeutendsten Stadtkerne Westfalens und als Baudenkmal international anerkannt.

Im Jahre 1389 wird erstmals die Burg Freudenberg (Schloss genannt) erwähnt. Die Reste eines Nebengebäudes dieser Burg fand man im Jahre 2002 bei Bauarbeiten am Schlossberg. Östlich der Burg entstand auf einer Bergterrasse noch innerhalb der Burgmauern eine kleine Burgmannssiedlung. Den Bewohnern dieser Siedlung wurden im Jahre 1456 die Rechte eines Fleckens d.h. stadtähnliche Rechte wie Dienstfreiheit und Marktrecht durch den damaligen Landesherrn bestätigt.

Die Bewohner des Fleckens Freudenberg, Bürger genannt, waren zur Verteidigung der Burg verpflichtet. Der Flecken Freudenberg lag an der Brüderstraße, einer bedeutenden Handelsstraße von Köln nach Marburg. Dennoch blieb man eine Ackerbürgerstadt, d.h. ein Ort in dem die Bürger auch weiterhin auf eine eigene landwirtschaftliche Tätigkeit angewiesen waren.

Im Jahre 1540 zerstörte ein Stadtbrand den Flecken Freudenberg. Dabei entstand erheblicher Schaden, dennoch baute man eine Burganlage und den Flecken Freudenberg wieder auf. Aus Gründen des Bandschutzes, zum Schutz der Burg, ordnete Graf Wilhelm der Reiche von Nassau den Wiederaufbau des Fleckens Freudenberg jedoch an einem neuen Standort außerhalb der Burgmauern, auf dem Bergabhang des Schlossberges an. Der Wiederaufbau auch die Möglichkeit zur baulichen Erweiterung des bisherigen Ortes. Hierbei entstand das charakteristische Straßenschema entlang der Höhenlinien bestehend aus der Marktstraße, Mittelstraße, Unterstraße und Poststraße. Die Häuser wurden giebelständig zu den Straßen errichtet. Zur besseren Wasserversorgung wurde eine sog. Laufleitung in den Ort gelegt. Die Anlage von öffentlichen Brunnen, „Groben“ genannt, sollte ebenfalls zur Brandsicherheit beitragen. Man errichtete eine Mauer und sicherte den Zugang zur Stadt durch vier Tore.

Im Jahre 1585 entstand das Kirchspiel Freudenberg, welches 597 um einige Nachbarorte erweitert wurde. Wegen der dadurch gestiegenen Zahl der Gemeindeglieder baute in den Jahren 1601-1606 eine neue evangelische Kirche oberhalb des Fleckens im Bereich der Burg Freudenberg.

Am 9. August 1666 entstand durch einen Blitzeinschlag ein erneuter Stadtbrand. Da die Bürger während des Gewitters auf den Feldern und in den umgebenden Wäldern waren, den sog. Haubergen, entstand kein Personenschaden. Jedoch wurden mit Ausnahme eines Gebäudes alle Häuser und die Burg durch das Feuer zerstört. Der unmittelbar nach dem Brand einsetzende Wiederaufbau der Stadt geschah auf Anordnung des damaligen Landesherrn Fürst Johann Moritz von Nassau nach einem einheitlichen Plan. Dabei übernahm man das bisherige Straßenmuster und die erhaltenen gebliebenen Grundmauern und Gewölbe unverändert in den Aufbau der neuen Häuser. Die zerstörte Burg Freudenberg wurde nicht mehr aufgebaut, da ein Wiederaufbau wegen der inzwischen neueren Militärtechnik sinnlos gewesen wäre. Die Reste der Ruine benutzt man als Baumaterial für die steinernen Kellergewölbe der Häuser. Aus Gründen des Brandschutzes wurden Scheunen nunmehr außerhalb der Stadt entlang der Ausfallstraßen errichtet.

Im späten Mittelalter und in der frühen Neuzeit war Freudenberg durch seine Eisenverhüttung und Stahlerzeugung weithin bekannt. Nach deren Niedergang in der Mitte des 19. Jahrhundert entwickelte sich eine Lederindustrie. Durch die industrielle Arbeit veränderte sich die Situation vieler Familien. Die aus wirtschaftlicher Not erforderliche Erwerbstätigkeit beider Elternteile machte die Betreuung der Kinder erforderlich. Einige Freudenberger Unternehmer bauten deshalb im Jahre 1866 am Rande des Alten Fleckens Freudenberg eine frühere Scheune um und richteten dort die Kleinkinderschule Freudenberg ein. Sie gehörte mit zu den ersten Einrichtungen dieser Art in Deutschland.

Den Zweiten Weltkrieg überstand der historische Stadtkern ohne größere Zerstörungen. Somit ist der Alte Flecken Freudenberg eines der wenigen Beispiele einer planmäßig realisierten und einheitlich in Fachwerk errichteten Stadt des 17. Jahrhunderts, die sich bis in unsere Zeit in ihrer originalen Bausubstanz erhalten hat. Der Kulturatlas des Landes Nordrhein-Westfalen bezeichnet den „Alten Flecken Freudenberg“ als Baudenkmal „von internationaler Bedeutung“. Die 86 Gebäude bzw. Gebäudehälften wurden jeweils als Einzeldenkmal in die Denkmalliste der Stadt Freudenberg eingetragen. (Text aus www.historische-stadtkerne-nrw.de, Denkmal des Monats August 2006)

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