Matthias von Schramm


Premium (World), Hamburg

Frauen pflastern meinen Weg 1

august 2009

spotmatic xp2 röstundrostfrischer scan und erster teil einer neuen geschichte

Frauen pflastern meinen Weg 1

Sie sah mich an, streng und gründlich. Die Frau Direktorin mit Scherenschritt vorweg.

„Folgen Sie mir auffällig!“ sprach es. Ich fühlte mich klein und schwer. Ein kleiner Junge ohne Schuldbewusstsein war ich. Ich hatte mit Inga nur geknutscht und ein wenig gefummelt. Wir hatten nichts vor, als uns die schwatzhafte Mathevertretung erwischte. Hinzu kam, dass ich bald achtzehn wurde.

Im Zimmer von Frau Direktorin Blase hing schwere Luft. Schwere Vorhänge, zarter Pädagoginnenschreibtisch und eine schwere Frau. Ob sie vierzig oder fünfzig war, konnte ich nicht sagen. Sie hatte gesprenkelte Haut, Brüste mit Formen die ich so noch nie gesehen hatte. Es war nicht nur die Größe dieses Busens, es war die ganze Umgebung, die mich förmlich automatisch ehrfürchtig machte. Soviel Tüll, Rüschen und Punktmuster in einem Raum. Unglaublich. Brille mit Goldrand dazu, Ringe und Armreifen und Lippen wie Schwimmkissen, dazu ein bis zum Boden reichendes Kleid, offenbar ein paar Nummern zu klein.

Sie ermahnte mich wegen meiner Unreife. Ich müsse doch wissen, dass ich in der großen Pause nichts in der Klasse zu suchen habe. Ich müsse doch auch wissen, dass Inga viel zu jung sei für mich.
„Was sollen denn ihre Eltern sagen!“

Dabei sah sie mich an, wie meine erste Grundschullehrerin, die mir noch die Ohren lang gezogen hatte und dabei zur Sicherheit nachfragend, ob es auch wehtun würde. Ich bejahte das ohne mich zu bewegen und bekam noch eine Kopfnuss hinterher. Das Schlimmste aber war ihr extremer Mundgeruch. Eine Frau, welche ihre Innereien nach außen zu stülpen schien.

Direktorin Blase roch nach Hautcreme. Nach ganz viel Hautcreme und Schweinefett. Ihr breites Antlitz machte mich stumm. Sie machte ein paar Schritte, drehte sich um und bückte sich nach einem Bleistift. Ihr Hintern war ein ganzes Zimmer. Genau genommen ein komplettes Zweifamilienhaus. Sie wedelte beim Hochschrauben verführerisch mit der Kehrseite. Ich hätte aber gar nicht gewusst, wo da anfangen und wo aufhören, aber derartige Gedanken verbat ich mir auch sofort.

Inga dagegen: dass waren nur Striche. Mund, Augen, Arme. Striche. Aber sehr schöne Striche. Grazile und leichtfüßige Striche, die wie Trickfiguren vor einem umher springen. Sie war groß und weißhäutig und lachte immer. Sie schmeckte nach Milchbar.

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Nahrungspumpe
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Matthias von Schramm

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