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Oliver Schiebek


Premium (World), Düsseldorf

Der Sumo-Ringer

„Du möchtest also wirklich am Sumo-Ringen-Wettbewerb teilnehmen?“, fragte mich der Ringrichter, eine respekteinflößende Bulldogge, die schon viele Kämpfe gewonnen hatte.
„Ja, natürlich!“, antwortete ich selbstbewusst und zurrte meinen Mawashi, den Sumo-Ringer-Gürtel, nochmals etwas fester, weil er rutschte.
„Aber du bist ein Hemd, ein Lauch. Du hast keine Chance über die erste Runde zu kommen!“ Die Bulldogge schüttelte verständnislos den Kopf.
„Ich habe hart trainiert und werde mich dem Wettkampf stellen. Wie lauten die Regeln?“ Ich zog den Mawashi wieder hoch, weil er mir in den Kniekehlen hing.
„Du musst drei Gegner mit steigendem Schwierigkeitsgrad besiegen. Wenn der letzte Gegner auf dem Boden liegt, hast du den Wettbewerb gewonnen und erhältst den Preis.“
„Was ist der Preis?“, wollte ich wissen.
„Eine große Sushi-Platte mit verschiedenen Sashimi, Inside Out Rolls, Nigiri und Maki. Auch ein paar Teriyaki-Spieße sind dabei.“ Die Bulldogge sabberte vor Begeisterung.
„Warum sabbert ihr Hunde immer so, wenn ihr vom Essen sprecht?“, wollte ich wissen.
„Das liegt in der Natur der Dinge!“, Der Ringrichter wischte sich mit einem großen Handtuch über die Schnauze.
„Wenn Hundesabber doch nicht immer so zäh und schaumig wäre“, murmelte ich und schüttelte mich leicht angeekelt.
„Der Preis geht in Ordnung. Ich liebe Sushi über alles. Lass´ die Spiele beginnen“, forderte ich die Bulldogge auf. Der Ringrichter schlug auf einen großen Gong. Auf der anderen Seite der Arena tauchte ein Teichhühnchen auf. Ich glaube zumindest, dass es ein Teichhühnchen war, denn nur Kopf und Füße schauten aus seinem völlig überdimensionierten Sumo-Gürtel. Ich musste lachen, es sah zu witzig aus.
Mit einem gekonnten Griff brachte ich das kleine Huhn zu Fall. „Gaack!“, rief es überrascht. Die erste Runde ging an mich.
„Respekt!“, sagte die Bulldogge. „Aber dein zweiter Gegner wird härter, versprochen!“
„Immer her damit!“ Ich kam gerade so richtig in Fahrt. Nur mein Gürtel schlabberte wieder auf Fußknöchelhöhe. Diesmal knotete ich ihn doppelt so fest. Der Gong erklang zur zweiten Runde. Ein Känguru erschien auf der Bildfläche. Damit hatte ich nicht gerechnet.
„Hey, du hast da was im Beutel!“, sagte ich zu meinem Gegner aus Down Under und zeigte keck auf die nach innen gestülpte Hautfalte, die dem Känguru zur Aufzucht des Nachwuchses aber ebenso als Aufbewahrungsort für das Mobiltelefon dient.
„Ich habe vor dem Kampf doch alles in den Spint geräumt!“ Das Känguru schaute verdutzt nach. Diese Gelegenheit nutzte ich, um es elegant in den Dreck zu befördern. Auch die zweite Runde hatte ich somit gewonnen. Der Ringrichter staunte.
„Kommen wir zum dritten und letzten Gegner für dich!“, rief er laut. Ich erschrak, denn der Boden bebte bei jedem Schritt, den er auf mich zumachte: Es war „Boris, the Boar“, das Wildschwein.
Auf einmal mochte ich Sushi doch nicht mehr so gerne und schluckte. Zitternd wich ich zurück. Mir war noch nie so bange zu Mute.
„Du willst also aufgeben?“ fragte die Bulldogge.
„Ja, ähh, nein! Natürlich nicht!“ Ich erinnerte mich an den Spruch meines Großvaters: „Jung´, gib niemals auf!“ Und so nahm ich all meinen Mut zusammen: „Ich werde kämpfen! Aber erst, wenn die Spinne aus dem Ring entfernt wird.“
„Hier ist eine Spinne?!“, rief Boris entsetzt. Mit panischem Blick suchte er das Weite.
Und so, liebe Leserinnen und Leser, wurde ich Sieger im Sumo-Ringen und erhielt als Preis die köstlichste Sushi-Platte, die ihr euch vorstellen könnt …

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Kamera NIKON Z 6_2
Objektiv NIKKOR Z 100-400mm f/4.5-5.6 VR S
Blende 5.6
Belichtungszeit 1/640
Brennweite 400.0 mm
ISO 2000