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Baisers

Grab von Simone de Beauvoir und Jean-Paul Sartre
Cimetière Montparnasse (14. Arr.)
Paris, Frankreich 15.12.2021

"Als der junge Jean-Paul Sartre im Frühling 1929 in der École Normale in Paris erstmals Simone de Beauvoir in die Augen blickt, da verliert er das einzige Mal in seinem Leben den Verstand. Nachdem er es ein paar Wochen später, Anfang Juni, endlich geschafft hat, sich mit ihr alleine zu verabreden, erscheint sie einfach nicht. Sartre sitzt in einer Teestube in der Rue de Medicis und wartet vergeblich. [...] Als er seinen Tee schon halb ausgetrunken, fünfzehnmal auf die Uhr geguckt und seine Pfeife langwierig gestopft und angezündet hat, kommt eine junge blonde Frau auf ihn zugestürmt. Sie sei die Schwester von Simone, sagt sie, Hélène de Beauvoir, ihre Schwester könne heute leider nicht kommen, sie bedaure. Da fragt Sartre: Aber wie haben Sie mich so schnell gefunden, inmitten all dieser Menschen hier? 'Simone", erklärt sie, 'hat mir gesagt, Sie seien klein, trügen Brille und seien sehr hässlich.' So beginnt eine der seltsamsten Liebesgeschichten des zwanzigsten Jahrhunderts."
Florian Illies: Liebe in Zeiten des Hasses - Chronik eines Gefühls 1929-1939 (S. Fischer 2021, S. 9)
https://www.youtube.com/watch?v=5lFLO16TRPQ
https://www.ardmediathek.de/video/ttt-titel-thesen-temperamente/liebe-rausch-und-herzenskaelte-florian-illies-ueber-die-boheme/das-erste/Y3JpZDovL2Rhc2Vyc3RlLmRlL3R0dCAtIHRpdGVsIHRoZXNlbiB0ZW1wZXJhbWVudGUvZjY0MzhhNDQtZWQzNi00OWVkLTgxNGItNTdlOWI5YTMzZjNh/

Kommentare 2

  • Kaspar H. 30. Januar 2022, 12:48

    Auf das Gekritzel rechts am Grabstein hätte man verzichten sollen. Aber die Lippenstiftspuren sind eine Bereicherung, und sie passen bestens zur Farbe des Steins. Danke fürs Zeigen und den informativen Text.
    LG Kaspar
  • Olaf D. Hennig 26. Januar 2022, 10:16

    Ganz erstaunlich finde ich die Lippenstift-Spuren. Aber warum nicht. Ein Zeitdokument. Gut.
    Gruß Olaf