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Avanti Dilettanti


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Aussichtslos....

Mit Gerd Kever-Bielke und Ben S. im ehemaligen Polizeigewahrsam in Frankfurt in der Klapperfeldstrasse

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Seit November 2003 steht der ehemalige Polizeigewahrsam im Klapperfeld leer und wartet auf den Abriss oder auf private Investoren. Hier saßen Abschiebehäftlinge und Kleinkriminelle, aber auch große Politiker wie Joschka Fischer, Daniel Cohn Bendit oder Entwicklungshilfeministerin Wieczorek-Zeul, als sie ihren Aufstand gegen die Bundesrepublik probten oder einfach nur ihre politische Karriere starteten.

1888 entstand der Bau, gleich hinter der heute so mondänen Zeil. Der Polizeigewahrsam bedeutete damals: Einschüchterung und Aberkennung jedweder Menschenrechte. Die Äußerungen vieler Menschen, die dort bis 2003 saßen, belegen, dass er unter Bewahrung genau dieser Grundsätze fast 115 Jahre weiterbetrieben wurde, bis in die Gegenwart.

Eindrucksvoll hat das Deutsche Architektur Museum (DAM) die Räume so belassen, wie sie mit dem Auszug 2003 an die Stadt Frankfurt übergeben wurden. So ist eine Art begehbares Zeugnis vergangener Zeiten entstanden, das uns einen Blick hinter die Gitter unserer Nation gewährt. "Das Besondere ist der Ort selber. Dass wir sagen, Architektur beeinflusst den Menschen - sozusagen als dritte Haut, und das ist hier sehr gut zu spüren an einem solchen Ort, den niemand in Frankfurt bisher normalerweise gesehen haben könnte," erklärt Peter Cachola Schmal, der Direktor des Deutschen Architektur Museums.

Eine bedrückende Solidarität beschleicht den Besucher, ein "Mithineingezogenwerden" in das Leben eines Häftlings, der hier im 20. Jahrhundert seine Zeit absaß oder später zur Jahrtausendwende hier auf Abschiebung wartete. Dass man hier leben und sich sogar "bessern" sollte, ist angesichts dieser bis vor drei Jahren benutzten Zellen kaum vorstellbar! Letzte Hoffnungen, Kampf, Ausweglosigkeit, man ahnt die bedrückenden Gefühle der ehemaligen Bewohner auf Zeit. "Man spürt es sehr stark, jedes Gebäude scheint die Geschichten, die Erlebnisse und die Ereignisse, die in dem Gebäude stattgefunden haben, auf eine gewisse Weise zu speichern," so Peter Cachola Schmal.

An kaum einem Ort spürt man so hautnah, die Macht menschlicher Gewalt und Gegengewalt von gestern bis heute. "Sie kommen in den ehemaligen Polizeigewahrsam und realisieren nicht, dass das eine Museumsausstellung ist oder dass das Deutsche Architekturmuseum diesen Ort bespielt," so Peter Cachola Schmal.

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F4 / Tamron 17mm / Stativ / Belichtung ca. 8 sec./ Beleuchtung mit spärlichem Raumlicht und geliehener Grubenlampe von Ben S.

TriX 400@1600asa / Scan vom Abzug / Multigrade Gr. 2,5 /

gaaaaanz wenig nachgeschärft.

Kommentare 31

  • Anca Silvia B. 26. August 2010, 21:16

    exzellent...lg anca
  • | Heike | 9. Juni 2010, 21:02

    puuuuh.... du hast diesen Ort verdammt gut erfasst...
    Leider kannte ich dich damals noch nicht über die fc und sehe die Aufnahme das erste mal.
    Was mich an deinem Bild sehr berührt ist, dass mit einem Menschen (auch wenn es nur ein Statist ist) veranschaulichst, wie die Realität ausgesehen haben könnte. Das weckt noch mehr Emotionen, als beim Begehen dieses Ortes ohnehin schon vorhanden sind.
    Auch ist deine Rechereche zum Entstehungsort mehr als gut.
    Ganz großartige Fotodoku! Kommt zu meinen favs...
    lg von Heike
  • Sigrid nordlicht in der pfalz 9. Juni 2010, 6:59

    wieso regen wir uns dann so überheblich über stasi-gefängnisse oder dergleichen auf? das ist ja ganz entsetzlich! mir fällt da leider nur der sehr deutsche satz ein: das hab ich nicht gewußt!

    oh gott.....

    lg sigrid
  • Silke Seybold 16. Februar 2010, 20:03

    Absolut starke Arbeit,
    Die Stimmung wirkt sehr bedruecked und beklemmend.
    Die bebuegte Koerperhaltung und das unscharfte Gesicht finde ich sehr passend zur Gesamtsimmung.

    Lg aus Detroit
    Silke
  • Ulrike Richter-Lies 7. Oktober 2008, 13:10

    Supergut! aber wo Du Dich wieder rumtreibst ts ts ts!
  • Jan van Daan 29. August 2008, 7:19

    ...nun, da ziehe ich mir doch andere "locations" vor...
    obwohl...
    für ein Foto wie dieses :-)
  • Ivan Odysseus 25. August 2008, 12:15

    Klasse

    lg Lukas
  • Ben S. 13. August 2008, 10:31

    Jepp - das Licht von unten läßt das Bild mit den Schatten und das "verzerrte" Gesicht sehr gruselig wirken.
  • mr. P 3. August 2008, 23:31

    aussergewöhnlich.
  • I R M A 17. Juli 2008, 15:17

    !
  • marta w. 8. Juli 2008, 15:07

    !!!
  • Pee. 13. Juni 2008, 23:11

    total beeindruckend, auch dein text. klasse!
    lg pee
  • Mañuela Grabo 13. Juni 2008, 9:14

    !
  • 1 Uzzi 9. Juni 2008, 14:51

    Sehr eindrucksvoll im Lichte der Anonymität! ;-)
    lg Uwe

    P.S. Andernorts ist es mitunter üblich die Pritsche tagsüber hochzuklappen oder zusammenzustellen, von wegen bequemer Meditation.
  • Arnold Layne 9. Juni 2008, 11:27

    Stell doch mal die Bildbeschreibung von zentriert auf linksbündig. Da kommt dfer Zeilenfall bestimmt besser. :-)

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