Reiner H.


Premium (Pro), 50° 44' 2.37'' N ~ 7° 5' 59.33'' E

: 08 | t r a n s . p a r e n t

Jostein Gaarder schildert in seinem Buch "Maya oder Das Wunder des Lebens" eine a u ß e r o r d e n t l i c h e Begegnung zwischen dem Protagonisten Frank, einem norwegischen Evolutionsbiologen und einem Gecko. Die Geschichte ereignete im Januar 1998 auf der Fidschiinsel Taveuni, die genau auf der Datumsgrenze liegt. Sie gefiel mir sehr, so dass ich sie hier in 24 Teilen wiedergebe ... bis das letzte "Türchen" geöffnet werden kann.
Quelle : ISBN 3-423-13002-4, dtv

| was bisher geschah |
http://www.fotocommunity.de/pc/pc/pcat/667019


...
„Du redest zu viel“, sagte er.
„Viel zu viel“, gab ich zu. „das nennt sich kosmische Angst.“
„Kannst du über den heutigen Zustand meiner Familie denn nichts Nettes sagen ?“

Ich hatte großes Verständnis für diese Frage, deshalb sagte ich:
„Doch, natürlich ! Es beeindruckt mich zum Beispiel gewaltig, dass ihr es so viele Millionen Jahre hindurch geschafft habt, die Finger von Drogen zu lassen. Vielleicht ist das ja der Grund dafür, weshalb ihr ein so hohes Alter erreicht. Denn ein Kriechtier hat es sicher nicht immer leicht, ich kann dir jedenfalls sagen, dass das Leben als Hominide auch nicht immer das pure Zuckerschlecken ist. Vielleicht leiden wir unter der kleinen Anomalie, dass wir eine oder zwei Gehirnwindungen zu viel haben. Ich will mich jetzt nicht selbst bemitleiden, wer sagt denn, dass nicht auch so manches Kriechtier irgendeinen Defekt durchs Leben schleppen muss ? Aber wie gesagt, Alkohol gibt es überall, zum Beispiel in vielen Fallobstsorten, aber ihr habt euch davon nicht abhängig gemacht und ich meine damit alle Gattungen, von den Brückenechsen und den schuppigen Echsen bis zu den Krokodilen. Ehrlich gesagt, ich habe keine Ahnung, was Schildkröten so alles in sich reinschütten, aber ich gehe davon aus, dass sämtliche Schildkrötenarten ohne Alkohol zurechtkommen, sie werden ja ebenfalls sehr alt, einzelne Arten bis zu zweihundert Jahre, zum Beispiel die griechische Landschildkröte. Ich habe einmal von einem Bischof von Sankt Petersburg gehört, dessen Schildkröte nicht weniger als zweihundertzwanzig Jahre alt geworden sein soll, was vielleicht leicht übertrieben war, aber es gibt auch Berichte über eine ausgewachsene Riesenschildkröte, die 1766 vor den Seychellen gefangen wurde, seither in Gefangenschaft lebte, bis sie im Jahre 1918 auf Mauritius durch einen Unfall ums Leben kam, obwohl sie da schon seit hundertzehn Jahren blind war. Aber das mit der hohen Lebenserwartung gilt ja nicht nur für Schildkröten, das weiß ich auch, ganz allgemein gesehen werden Kriechtiere in der Regel sehr alt, aber das führt trotzdem nicht zu der Art von Altersalkoholismus, unter der meine eigene Art so leidet, jedenfalls in den Kulturen, die fast ausschließlich die erwähnten Gehirnwindungen pflegen, die völlig überflüssig sind, oder vielleicht eher zu viel des Guten, und die so viele Sorgen um den Kosmos, unser viel zu kurzes Erdenleben und die viel zu großen Entfernungen in Zeit und Raum mit sich bringen.“

„Wie gesagt, du redest zu viel.“

| hier findet die Geschichte ihre Fortsetzung |

Kommentare 5

  • Klacky von Auerbach 14. Dezember 2011, 18:40

    Für mich ein Hammerbild.
    Schlicht und ergreifend ist es schlicht und ergreifend.
    Und schtymmt, Frank labert immer noch zu viel.
    Mit nachdrittadventlichem Gruße,
    Klacky
  • gerla 11. Dezember 2011, 9:40

    Was bin ich froh, dass Mira auch mein Empfinden mit ihren Worten so ausführlich beschreibt. Ich denke nur welchen Zusammenhang diese Glasbausteinen zum Alter einer griechischen Landschildkröte herstellen können. Vielleicht das karierte Aussehen eines Schildkrötenpanzers. Aber ich glaube ich rede zuviel ;-))

    lg gerla
  • Mira Culix 8. Dezember 2011, 13:53

    SWo, jetzt komme ich endlich dazu, dieses schöne virtuelle und doch so konkrete Adventskalendertürchen zu öffnen.
    Das Bild ist schonmal interessant mit der strengen Grafik der Glasbausteine und diesen beiden dunklen Stellen. Eine profane Erklärung wäre, dass das ein Boden ist und jemand drüberläuft, nicht schlecht. Man könnte aber im Bann der Geschichte auch davon ausgehen, dass diese Glasbausteine bernsteingleich Einschlüsse haben, fossile Wesen, die dort für die Ewigkeit festgehalten sind.......
    LG mira
  • Kathi1 8. Dezember 2011, 8:17

    Noch was: Das Bild gefällt mir gut. In seiner Einfachheit und Klarheit. Sehr schön. LG
  • Kathi1 8. Dezember 2011, 8:17

    Das finde ich sehr gut. Die Aufnahme in Verbindung mit der Geschichte zu präsentieren. LG