Sabine Streckies 02


Premium (World), Offenbach am Main und Weilrod im Weiltal

Erich Mühsam – zur Erinnerung

Diese Tonplastik des von den Nationalsozialisten ermordeten Schriftstellers Erich Mühsam
(„Erich Mühsam, 1878 bis 1934, Dichter und Anarchist. Erich Mühsam war führend beteiligt an der anarchistischen Münchner Räterepublik, verbrachte danach mehrere Jahre in Festungshaft. Erich Mühsam kämpfte in der Weimarer Republik in der Roten Hilfe für die Freilassung politischer Gefangener. In der Nacht des Reichstagsbrandes wurde Erich Mühsam verhaftet. In der Nacht vom 9. zum 10. Juli 1934 wurde Erich Mühsam von der bayerischen SS-Wachmannschaft des KZ Oranienburg ermordet.“)
http://www.muehsam.de/
http://www.erich-muehsam-gesellschaft.de/
fand ich an der Wand in einem Seitengang des Lübecker Gymnasiums Katherineum
http://www.katharineum.de/
Ein sehr versteckter Platz, auf den wohl nur ausgesprochen neugierige Besucher und das auch nur per Zufall stoßen …. selbst wenn die Internetseite der Schule auf ihren ehemaligen Schüler hinweist.

Und so habe ich ein Gedicht von Erich Mühsam herausgesucht – sicher aktuell nicht völlig unpassend:

Der Revoluzzer
Der deutschen Sozialdemokratie gewidmet

War einmal ein Revoluzzer,
im Zivilstand Lampenputzer;
ging im Revoluzzerschritt
mit den Revoluzzern mit.

Und er schrie: "Ich revolüzze!"
Und die Revoluzzermütze
schob er auf das linke Ohr,
kam sich höchst gefährlich vor.

Doch die Revoluzzer schritten
mitten in der Straßen Mitten,
wo er sonsten unverdrutzt
alle Gaslaternen putzt.

Sie vom Boden zu entfernen,
rupfte man die Gaslaternen
aus dem Straßenpflaster aus,
zwecks des Barrikadenbaus.

Aber unser Revoluzzer
schrie: "Ich bin der Lampenputzer
dieses guten Leuchtelichts.
Bitte, bitte, tut ihm nichts!

Wenn wir ihn' das Licht ausdrehen,
kann kein Bürger nichts mehr sehen.
Laßt die Lampen stehn, ich bitt! -
Denn sonst spiel ich nicht mehr mit!"

Doch die Revoluzzer lachten,
und die Gaslaternen krachten,
und der Lampenputzer schlich
fort und weinte bitterlich.

Dann ist er zu Haus geblieben
und hat dort ein Buch geschrieben:
nämlich, wie man revoluzzt
und dabei doch Lampen putzt.

Entnommen aus http://www.muehsam.de/

Kommentare 2

  • Malise 17. Dezember 2013, 18:47

    Wunderbar, was du immer wieder ausgräbst.
    Bildlich UND textlich!

    Leider gibt es im Moment zu viele Lampenputzer, die anders als hier im Gedicht beim revoluzzen das Lampen putzen total vergessen.
    Man könnte das Gedicht heute sicher allen widmen, die ratzfatz alles über Bord werfen, wofür sie mal mit Überzeugung eingetreten sind.
  • BluesTime 17. Dezember 2013, 18:42

    !!!
    er war ein großer
    lg