HIER: Fotografie im Regenwald - Costa Rica - einige Tipps.

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Michael Helle Michael Helle Beitrag 1 von 18
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Fotografie im Regenwald (Cost Rica) Erfahrungen Tipps und Probleme
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Gleich mal vorweg: Es ist Sauschwierig im Regenwald gute Fotos zu machen.

Obwohl ich mich fototechnisch lange auf diese Reise vorbereitet hatte war meine Ausbeute an brauchbaren Foto's eher ernüchternd. Mit 'brauchbar' denke ich jetzt nicht an Bildgestaltung und Wirkung sondern in erster Linie an die Bildschärfe.

Wobei ich noch dazusagen möchte, daß es sich um eine Gruppenreise gehandelt hat und ich mich jeden Tag kurzfristig, also Vorort für einen Teil der Ausrüstung entscheiden musste. Also ein ständiger Kompromiss.

Um die Gruppe nicht zu sehr zu strapazieren hatte ich bei gemeinsamen Wanderungen kein Stativ dabei. Auch mein großes Tele blieb im Hotel. Den Rest hatte ich in Rucksack und Gürteltasche verstaut. An Strandtagen (für mich Fototage) und an Tagen 'zur freien verfügung' war dann aber das ganze 'Gerödel' dabei.

- Ausrüstung

Im Gepäck war folgende Ausrüstung:

Cam: EOS 350D mit Fernauslöser
Stativ: Manfrotto 055B mit Actiongrip
Speicher: 2x CF mit je 8GB
Akku: 3x NoName 1900mAH + Ladegerät + Reiseadapter

Standard: Canon EF 28-150 USM (F3,5-F5,6) (+ Polfilter)
Macro: Sigma APO 180 EX (F3,5)
Tele: Sigma 50-500 EX (F4,0-F6,5)
WW: Tokina 12-24 DG (+ Polfilter)

Außer meinem Stativ hatte ich alles im Handgepäck, in einem 'Computrekker AW plus' verpackt. Es wog zusammen etwa 10kg. Wider meinen Erwartungen ging das Gepäck an allen Zöllen und Schranken, sogar in den USA, ohne Probleme durch und NIEMAND hat sich dafür interessiert.

- Stromnetz

110V in jedem Hotel immer Verfügbar also kein Problem. (Aber zeitweise hatten wir Stromausfälle.)

- Die Situation


Der Bajonettverschluß meiner EOS350 (zum Glück aus Metall) wurde öfter als erwartet benutzt.
Meine aktuelle Erkenntnis:
AUF DEM FOTOAPPARAT IST IMMER DAS FALSCHE OBJEKTIV.

- Moskitos

Trotz Mückenspray und langen Hosen sind die Viecher so nervig, das längere Stops zur Tortur werden. Sie finden immer eine unbesprühte Stelle. Auch durch die Klamotten. Also nicht unterschätzen. Da ist schnell die Fotolust beim Teufel.

- Die Hitze

Im Regenwald ist es heiß ohne Ende. Man schwitzt am ganzen Körper. Dies ganze Soße von Sonnenmilch, Müchenspray und Schweiß klebt an den Händen. Einmal unachtsam aufs Objektiv getatscht und man muss erst wieder aufwändig die Tapper abwischen. Das geht nicht mit dem T-Shirt, weil dies auch schon nass, feucht und verschwitzt ist. Also Mikrofasertuch oder ähnliches in separater Tasche. Vorsichtig anfassen, man braucht es nämlich noch öfters.

Meinem Sigma 180 Makro war's dann wohl auch zu viel und hat sich seiner Gummierung entledigt, die dann nach und nach abging. All die schwarzen Gummikrümel klebten uberall.

- Regen und Feuchtigkeit.

Plötzliche, heftigste Regenschauer sind an der Tagesordnung. Während dem Regen hab ich keine Möglichkeit gesehen irgendwie zu fotografieren. In kürzester Zeit wäre die Ausrüstung schrottreif gewesen. Da die Blätter den Regen für ein paar Minuten zurückhalten hat man nur noch die Chance seine Ausrüstung Wasserdicht einzupacken. Der Foto untern Regenponcho packen ist zwar auch eine Möglichkeit, die Linse
ist dann aber nach kürzester Zeit beschlagen und nicht sofort wieder einsatzbereit. Dies passiert übrigends auch wenn man aus dem klimatisierten Bus aussteigt. Bis man die Linse wieder frei hat, ist der tolle Leguan am Wegesrand dann auch schon verschwunden - oder der Bus - jenachdem.

Zurück zum Regen; diese Schauer sind meist recht schnell vorbei. Aber die Bäume tropfen noch Stunden lang. Bei Aufnahmen nach oben sollte dies beachtet werden. Als indirekten Spritzschutz hatte ich immer die Sonnenblende drauf. Für den Fall daß doch ein paar Tropfen... Mikrofasertuch.

An einem Tag wars knapp... die Cam war feucht und beim antippen des Auslösers wurde sofort ein Bild
ausgelöst, ohne Fokusierung... es war dann (zum Glück) nur der Fernauslöser der gesponnen hatte.

- Das Licht

Costa Rica hat schon komische Lichtverhältnisse. Im Schatten oder unter Wolken müsst schon geblitzt werden. Um aber die Stimmung und Atmosfähre im Regenwald auf's Foto zu bannen sollte der Blitzlichteinsatz tunlichst vermieden werden.
Die Baumkronen im Regenwald schlucken bis zu 70% des Sonnenlichtes. Das Auge selbst nimmt diese Finsterniss garnicht wahr aber das Display an der Cam macht es deutlich. Oft schrumpft die Blichtungszeit auf Werte von 1/15sec
oder sogar noch weniger zusammen - auch bei Blende F3,5. Und das am helligten Tage - kaum zu glauben!

Wer eine moderne Digi dabei hat kann mit dem ISO-Wert hochgehen. Aber bei ISO1600 ist dann meist auch Schluss und besser werden die Bilder dadurch sicher auch nicht. Meine Aufnahmen hab ich meist mit ISO 400 oder 800 gemacht.

Als Lösung bleibt also nur ein Stativ - sofern man es mit hat, oder ein Baum an den man sich lehnen kann. Aber dies ist mit vorsicht zu geniesen. Glatte Stämme gibts kaum.
Alles ist bewachsen und überwuchert. Über Einem, neben Einem, in jeder Ritze und Spalte könnten sich giftige Tiere verbergen. Also Aufpassen - deren Tarnung unglaublich gut!

Solange man jetzt NUR Urwald fotografieren möchte, sollte es möglich sein, die ein oder andere scharfe Aufnahmen hinzukriegen.

- Tiere

Bewegte Objekte sind ansprucksvolle Fotomotive. Schnelle Verschlußzeiten sind Pflicht. Die Tiere im Urwald halten sich größtenteils in dem Baumkronen auf. D.H. so ca. 20m-50m weit weg. Um das Tier nicht im Briefmarkengröße abzulichten bietet sich ein Teleobjektiv an.

Laut der Freihandregel für scharfe Fotos (1/Brennweite) brauche ich bei nur 200mm Brennweite mindestens eine 320stel sec. Belichtungszeit (200mm * 1,6Cropfactor). wobei wir dann wieder beim Thema Licht wären - siehe oben. Mal abgesehen davon wäre das Tier dann immer noch nicht formatfüllend abgebildet.

Also wieder ein Stativ?

Da sich die Tiere meist auch bewegen haben wir gleich das nächste Problem. Schon mal versucht mit Stativ einer Affenherde durch die Bäume zu folgen. Mahlzeit! Außerdem sind überall Äste, Blätter, Lianen etc. in allen Ebenen. Der Autofokus orgelt von vorne nach hinten und wieder zurück. Es ist unmöglich die Schärfe auf dem Objekt zu halten geschweige denn das Objekt selbst durch den Sucher zu verfolgen.

Ich hab keine Ahnung wie man da noch gescheite Fotos hinbekommt! Alles was ich habe sind Glückstreffer. Ich spar jetzt mal auf ein 500/F2,8 :-)

Zum Trost: In Costa Rica gibts auch Faultiere die sind etwas langsamer unterwegs.

- Macros

Für Macros kann meist der Blitz werwendet werden. Da aber im Regenwald alles Feucht ist haben viele Fotos diese unnatürliche Blitzreflexionen im Motiv. Oder das Objekt ist total totgeblitzt. Ich bin kein Blitzfotograf, vieleicht bekomme ich da mal den ein oder anderen Tipp wie ich mich da noch vebessern kann.

Oft ist auch das Licht für den AF zu gering und er findet das Objekt nicht. Mein Sigma 180er hat die komische Eigenschaft immer in die falsche Richtung wegzufokusieren, also in die Richting wo der Weg am längsten ist. Trotz HSM-Motor dauerts dann eine Ewigkeit bis er wieder auf der gewünschten Schärfeebene landet. Da hilft dann nur noch manueller Fokus. Da die EOS 350D eh immer diesen komischen Blitzgewitter zur Messung abfeuert ist MF also die bessere Wahl. Auch hiezu nehme ich gerne Tipps entgegen.

- Die Gruppe

Meinen Schnapschüssen der Gruppe sind oft nur in Teilen scharf (Thema: Chipgröße und Tiefenschärfe). Schade egentlich. Die Leute mit ihren kleinen Kompakten hatten es da schon leichter und wahrscheinlich durchgängig scharfe Fotos. Daher vieleicht noch eine kleine Digi mitnehmen.

Um sich voll und ganz der Fotografie widmen zu können, sollte man sich relativ früh als Fotograf outen... am besten gleich zu Anfang die fette Tröte aufs Stativ montieren und rumknipsen. Dann ist es später einfacher wenn man mal das, doch etwas größere, Macro draufmontiert ;-)

Einige aus der Gruppe versuchten ständig mir ein noch besseres Bild vor die Nase zu halten. Ich hatte das Gefühl, man will mir beweisen, daß mit den Kompakten bessere Bilder möglich sind. Es ist ein - nerviger - Wettbewerb entstanden. Jeden mal wenn man sich über den Weg lief wurde man gefragt was man so alles gesehen hat, um daraufhin seine ganze Tierpalette vorzustellen. Allerdings ging's meiner Meinung nach nur ums Abhaken. Affen - abgehakt. Nasenbären - abgehakt etc... nicht ums Bild an sich. Es sind aber nur große, für Costa Rica typische, Tiere interessant. Wespen, Käfer, Moos, und Pflanzen waren eher uninteressant. Auch wenn zum zweiten mal Affen auftauchten war das Foto nicht mehr wichtig - man hatte sie ja schon im Kasten. Ich verurteile dieses Verhalten nicht. Es können ja nicht alle so Fotoverrückt sein. Aber als Fotograf in der Gruppe war es gelegentlich anstrengend :-)

Trotzdem war die Gruppe OK, und ich würde wieder so reisen. Aber ich würde, um den Konkurenzdruck nicht unnötig zu schüren, nicht mehr so viele Bilder vorzeigen.

So, das wars auch schon. Ich hoffe ich konnte den Ein oder Anderen ein paar Tipps geben.

Zum Schluss noch ein Letzer: Nicht zu Viel erwarten!

Liebe Grüße
Michael

PS: Danke auch an Lothar Kuehnel, der mich vor der Costa Rica Reise mit vielen Tipps versorgt hat.



Nachricht bearbeitet (23:06h)
Gabriela Ürlings Gabriela Ürlings   Beitrag 2 von 18
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Toller Bericht! Danke dafür.

Ich war vor Jahren mal in Costa Rica, noch mit meiner alten Analogen. Habe aber schon länger vor, auch mal digital gerüstet wieder dort hin zu fahren. Glücklicherweise bietet CR ja auch jede Menge Motive ausserhalb des Regenwaldes, denn deinem Bericht zu Folge, ist das ja doch eine arge Strapaze.

LG Gabriela
H. Taut H. Taut Beitrag 3 von 18
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Hallo Michael !
Danke für Deinen interessanten Bericht. Costa Rica ist traumhaft, sollte aber in Etappen besucht werden. Wenn es auf der einen Seite trocken ist, dann regnet es auf der Anderen. (Atlantik-Pazifik)
Es ist schwer dort zu fotografieren, bei mir hat sich das aber ganz schnell ergeben.
Ich hatte meine Canon 10D und eine Menge Objektive mit.
Am zweiten Tag, zeigte die Kamera nur mehr Blende 3.5 und 30Sekunden. Somit Schrott aber nicht Wetterbedingt es war die Kamera selbst. Wurde nach der dritten vergäblichen Reparatur ausgetauscht.
Fakt war, ich habe die restlichen 12 Tage mit meiner kleinen Canon G3 gearbeitet und die Bilder sind nich einmal sooooooo schlecht geworden. Sowie fast 10KG unnötig herumgeschleppt.
Das vielleicht als kleinen Trost.
Liebe Grüße
Helmut
Ehemaliges Mitglied Ehemaliges Mitglied Beitrag 4 von 18
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@ michael,

habe mich in weiten teilen wiedererkannt. auch ich war in einer gruppe mit 11 personen unterwegs, allerdings gab es keinen wettkampf mit den fotos. im gegenteil . . . die rasselbande hat sich jeden abend gefreut, wenn ich die fotos auf den epson-viewer geladen habe und kam doch ins grübeln, ob der aufwand, den wir "ernsthafteren" fotografen auf sich nehmen, nicht doch anlass für den einen oder anderen zum umsteigen ist. allerdings tragen sich 200 g kompaktknipse leichter als 7 kg geraffel.

mittlerweile habe ich artig einige erinnerungsfotos an die mannschaft ausgeliefert :-)

das licht ist wirklich grauenhaft und entgegen der hoffnung, dass die regenzeit in costa rica nur ab den nachmittagsstunden stattfindet, hat es zu allen tageszeiten geregnet. bereits nach 1 stunde im land waren wir schon nass bis auf die unterhosen.

viele fotos sind für die tonne . . . iso 800 war wirklich fast standard. und doch war es einer meiner schönsten urlaube. und ich bin wirklich schon an tollen flecken dieser erde gewesen.

das nächste mal suche ich mir eine andere jahreszeit aus und werde mir einen kleinen jeep mieten. so kann ich notfalls den fluten entgehen und in trockenere gefilde fahren.

:-) thomas
Günter Heinz Günter Heinz Beitrag 5 von 18
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....noch ein Tip, ein bischen mehr zahlen und ohne Gruppe unterwegs sein, aber das geht meist erst beim zweiten mal!
Hatte das Problem auch, allerdings in einem Boot, später hab ichs mir alleine gemietet und bin schon vorm Frühstück losgefahren, als wir zurückkamen fuhren die Knipser los....
Stefan Keller Stefan Keller Beitrag 6 von 18
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toller, informativer Bericht, danke!
Stefan
Henning Kruse Henning Kruse Beitrag 7 von 18
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Ich war im Januar/Februar in Costa Rica und habe "nur" meine analoge Nikon und die preiswerten Zoom-Objektive mitgenommen.
Leider sind meine Nachtaufnahmen mit den abgehenden Lavaströmen nicht gelungen, ansonsten habe ich mit meiner Ausrüstung die extrem schwierigen Lichtsituationen im Regenwald vermieden.
Ich schneide gerade mein Costa Rica Video und könnte gerade meine Sachen packen und wieder losfahren.



Nachricht bearbeitet (19:18h)
Dorothea P. Dorothea P.   Beitrag 8 von 18
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Was Gruppenreisen anlangt, sind das auch meine Erfahrungen, besonders was das Abhaken und Herzeigen von vermeintlich viel besseren Fotos mit den Kompakten betrifft! Einzige Hilfe: Nicht nerven lassen!
Die Lichtverhältnisse im Wald sind wirklich extrem schwierig und stativpflichtig, wenn man brauchbare Fotos haben will.
lg, Dorothea
Ehemaliges Mitglied Ehemaliges Mitglied Beitrag 9 von 18
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aus aktuellem Anlass - *schubs*

Im übrigen finde ich diesen Reisebericht klasse. :)

LG Kerstin
E .S. E .S. Beitrag 10 von 18
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Danke Kerstin!
Christian Knospe Christian Knospe Beitrag 11 von 18
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Ein klasse Reisebericht. Über meine Tour durch den Dschungel von Borneo sollte ich auch einmal so etwas schreiben, wenn ich nicht so faul wäre :-)

LG Chris
H. Taut H. Taut Beitrag 12 von 18
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Hallo Christian !

Mit Deiner Meldung hast Du schon den ersten Schritt getan.
Einfach anfangen, dann läuft es schon von selbst.
Habe gerade begonnen meine achttausend Chinabilder auszusortieren. Jetzt bin ich bei ca. 500 die man aus meiner Sicht herzeigen kann. Natürlich wären noch viele andere gute Bilder vorhanden.

Liebe Grüße
Helmut
Christian Knospe Christian Knospe Beitrag 13 von 18
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Hallo Helmut,
das mit den Bildern ist nicht das Problem.
Eher das Thema schreiben ;-)
Klaus Weichselbaum Klaus Weichselbaum Beitrag 14 von 18
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Hallo Michael,

ich fliege im September nach Costa Rica und mir haben deine Infos und Tipps sehr geholfen mich auf den Urlaub vorzubereiten.
Schade das es nicht mehr solcher Reiseberichte gibt.

lg Klaus
Helmut Taut Helmut Taut Beitrag 15 von 18
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Hallo Michael !
Nachdem ich vor kurzen in Madagaskar war, vergleiche ich die beiden Länder. Zum Glück hatten wir nicht so mit dem Regen zu kämpfen. Aber Hitze, Staub und schlechte Strassen waren gleich.
In Costa Rica war die Tierwelt noch beeindruckender als auf Madagaskar.
Ich möchte gerne noch einmal nach CR, aber da muß ich erst einen Flug suchen, der nicht über die USA geht.

Liebe Grüße
Helmut
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