Normlicht - Nett oder nötig?

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Ehemaliges Mitglied Ehemaliges Mitglied Beitrag 1 von 47
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Auf ein Posting bzgl. Normlichtbetrachter habe ich eine Menge QM’s bekommen, die recht unterschiedliche Inhalte hatten – die einen geben mir Recht, einer fragte mich, ob ich denn verrückt seie, einem Amateur solch teures Equipment zu empfehlen. Aus diesem Grund gebe ich jetzt noch mal meinen Senf zu diesem Thema...

Grundsätzlich sollte klar sein: wer innerhalb seines fotograf. Workflow auf ein stringentes Farbmanagement Wert legt und letztendlich seine Bilder auch druckt oder printen lässt, der sollte nicht darauf verzichten, die Ergebnisse auch mit dem Bild seines Monitors zu vergleichen, besonders wenn die Fotos bearbeitet wurden. Natürlich macht es einen Unterschied, ob diese geprinteten Bilder professionellen Zwecken dienen – also etwa an Kunden verkauft werden – oder man das Ganze als Privatvergnügen betrachtet.

Unter diesem Gesichtspunkt gilt: wer auf eine korrekte Farbwiedergabe seiner Bilder achten muss, weil er sie weitergibt, MUSS diese unter Normlicht abmustern, anderenfalls er definitiv nicht sicher sein kann, ob das vom Kunden evt. am (kalibrierten) Monitor gesehene und für gut befundene Foto auch so auf dem Papier gelandet ist.
Sind die Bilder für den privaten Gebrauch, ist es nicht unbedingt nötig, sich für einen Betrag ab 1000 Euro aufwärts mit einem profess. Normlichtbetrachter auszurüsten (der für das schöne Geld dafür aber auch Durchlicht anbietet, wenn man ganz tief in die Tasche greift).

Aber: ganz ohne korrekte Lichtverhältnisse geht es trotzdem nicht. Wer seine Fotos neben dem Fenster hochhält oder – noch schlimmer – sie unter normalem Deckenlicht oder der Schreibtischleuchte mit dem Monitorbild vergleicht, muss schon unter totaler Fehlsichtigkeit, bzw. Farbenblindheit leiden, wenn er zwischen den beiden Ergebnissen eine Übereinstimmung feststellen kann. In dem Fall braucht derjenige eigentlich auch nicht seinen Monitor mit irgendeinem schweineteuren Colorimeter justieren (es sei denn, die Fotos werden ausschließlich am Bildschirm betrachtet)

Ich will jetzt hier nicht einen Artikel über Farbtemperatur, Umgebungslicht, Farbspektrum und Wellenlängen usw. verfassen, das kann man im Netz tausendfach nachlesen, aber soviel sei gesagt: die verwendete Lichtquelle sollte eine möglichst große Range des Spektrums abdecken – dieser als „Color Rendering Index“ bezeichnete Wert erreicht bei prof. Geräten mind. 90% des Höchstwertes von 100 CRI.

Für den engagierten Amateur gibt es trotzdem Lösungen, mit denen man sehr gut leben kann, wenn man nicht in der Vorstellung lebt, für wenig Geld die Spitze zu erreichen – das gilt hier genauso wie für Monitore, die im Lowcost-Bereich eben kaum für EBV zu verwenden sind. Für 300 Ocken gibt es einfach kein Gerät, das hohen Ansprüchen gerecht wird, auch wenn viele "zufriedene" User das nimmermüde zu widerlegen versuchen.

Jetzt aber zurück zum Thema: Eine Möglichkeit mit perfektem Preis-Leistungsverhältnis sind z.B. Leuchtstoffröhren, die auch in der Druckindustrie verwendet werden. Philips bietet etwa eine „Master Graphica“ mit einem CRI von 95 an, die man sowohl für D65 als auch für D50 Normlicht bekommen kann. Hier zu finden:
http://www.leuchtmittelmarkt.com/themes ... orieid=265
Wer ein wenig handwerklich begabt ist, kann sich diese Röhren in geeignete Fassungen basteln und hat für unter 100 Euro gleich für beide Farbtemperaturen geeignete Leuchtkörper, die über/neben dem Bildbearbeitungsplatz angebracht eine ausreichende Möglichkeit der Abmusterung bieten.

Noch billiger geht’s mit SOLUX-Leuchten
http://www.solux.net/cgi-bin/tlistore/i ... index.html die aber nur für D50 geeignet sind. Man braucht dafür noch einen Trafo, der unter dem Schreibtisch verschwinden kann, die geeigneten Haltesysteme benötigen keine großartigen handwerklichen Fähigkeiten zur Montage.

Die ebenfalls als „Tageslichtlampen“ angebotenen Glühbirnen empfehle ich nicht – das ist Augenwischerei und das Geld für diese Dinger ist umsonst ausgegeben. Mehr gibt’s zu denen nicht zu sagen.
Um das Einstrahlen der verwendeten Leuchten auf den Monitor zu vermeiden (sie stehen, bzw. hängen ja in unmittelbarer Nähe des Monitors), empfehle ich eine sog. Lichtschutzhaube für den Schirm – diese Dinger gibt’s im Zubehörhandel für ca. 30 Euro. Gerade in Räumen mit für EBV nicht unbedingt geeigneten Lichtverhältnissen machen diese Hauben nicht nur für die Abmusterung, sondern auch für die Bildbearbeitung selbst Sinn.

Der Raum selbst spielt für die Abmusterung ebenfalls eine Rolle – eine zwar weniger entscheidende, aber nicht zu vernachlässigende Komponente. Wer mit dem Rücken zu einem hellen Fenster seine Bilder zu verarbeiten sucht, der kann hier ohnehin aufhören zu lesen, das dürfte jedem klar sein. Auch Räume mit extrem wechselnden Lichtverhältnissen sind nicht die ideale Umgebung für eine EBV-Station. Das Zimmer braucht auch nicht höhlenartig abgedunkelt zu sein, wie in manchen Postings schon behauptet wurde. Man sollte zumindest darauf achten, dass keine Einstrahlungen durch Deckenlampen etc. zu befürchten sind und keine zusätzlichen Lichtquellen oder helles Sonnenlicht den Raum befeuern.

Unsere Augen sind wie man weiß einem Kamerasensor um Lichtjahre überlegen, deshalb adaptieren wir Lichtverhältnisse sehr schnell und gewöhnen uns an eine Lichtsituation. Wenn diese dann relativ gleichbleibend sind, die Beleuchtungsstärke also nicht großartig schwankt, der Weißpunkt des Monitors dem (normlichtbeleuchteten) Papierweiß entspricht, dann steht einer besseren Abmusterung nichts im Wege und die Investition eines Lichtsystems hat sich in jedem Fall gelohnt.

Wer einmal in einem Druckvorstufenbetrieb gesehen hat, wie verblüffend die Proofs an die Monitordarstellung heranreichen, wird sich zukünftig kaum mit Halbheiten zufrieden geben, wenn er denn die Absicht hat, seinen Printdienstleister oder die Ergebnisse seines hochwertigen Desktopdruckers objektiv zu beurteilen.
Wie perfekt die Annäherung zwischen additiver und subtraktiver Farbmischung inzwischen durch die richtigen Techniken gediehen ist, mag man anhand der Tatsache beurteilen, dass wir z.B. in unserem Betrieb Proofs aus großen Epsondruckern sogar als Andruckersatz für Versandhandelskataloge an die Kunden weitergeben und diese Proofs vom Fortdruck praktisch nicht zu unterscheiden sind. Aber auch ein Bildbearbeitungsprofi könnte diese Ergebnisse nicht erzielen, wenn er nicht seine Arbeit am Monitor mit dem gedruckten Ergebnis vergleichen, bzw. sich auf die Darstellung seines Bildschirms 100%ig verlassen könnte. Auch an den großen Druckmaschinen werden die Fortdrucke noch einmal unter Normlicht geprüft und mit den Vorgaben verglichen, genau wie Proofs und Originale i.d. Agenturen.
An dieser Stelle möchte ich auch mal eine Lanze für die FC-Prints brechen: seit henricus magnus seine Finger im Spiel hat, sind diese Ausdrucke von profess. Qualität - ich habe ein halbes Dutzend Anbieter ausprobiert, aber keiner toppt diese Ergebnisse - ich verglich die Testprints mit der Anzeige auf einem absoluten Highend-Monitor, der mehr "kann" als das Gros der "normalen" Monitore. Das nur am Rande, nachdem ich diesen Thread bzgl. der Fotobücher gelesen habe, der m.E. hier einen falschen Eindruck vermittelt...

Interessant für den Amateur ist hier vielleicht zu erwähnen, dass aus Kostengründen kaum eine Druckvorstufe mit Highend-TFT’s arbeitet, sondern (noch) überwiegend mit schweren Röhrenmonitoren. Wer auf die Geldbörse schauen muss und keine dreistelligen Beträge für einen CG-Schirm ausgeben kann, aber auf eine gute Farbdarstellung Wert legt, der sollte sich u.U. so ein Monstrum auf den Tisch stellen und für korrekte Lichtverhältnisse sorgen – in beiden Fällen u.U. eine ebenso gute wie preiswerte Lösung.

Ich habe das Netz ein wenig durchstöbert und hier noch ein paar zus. Links bzgl. Farbmanagement, beim zweiten Link findet man noch ein paar Empfehlungen zu Leuchtstoffröhren
http://www.fineartprinter.de/de,03e9,03e9,50;doc.html
http://www.fineartprinter.de/cmsimg/Leu ... eilung.pdf

PS: noch zwei Hinweise

- "Normlicht" bezeichnet in etwa das Tageslicht, das mittags bei bedecktem Himmel vorherrscht, NICHT prallem Sonnenlicht... also das Licht, das den Makrofotografen ein seeliges Grinsen aufs Gesicht zaubert (sagte mir einer, der es wissen sollte ;-)

- D50 entspricht nach neuesten Kriterien i.d. Druckindustrie nicht 5000k, sondern 5300-5500k



Nachricht bearbeitet (13:40h)
Sören Spieckermann Sören Spieckermann   Beitrag 2 von 47
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Danke für den ausführlichen Beitrag.

*grübel* *andere Wohnung such*



Nachricht bearbeitet (13:51h)
Ehemaliges Mitglied Ehemaliges Mitglied Beitrag 3 von 47
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...DAS halte ich für sanft übertrieben...












kauf dir eine lithobude :-)



Nachricht bearbeitet (13:59h)
Ehemaliges Mitglied Ehemaliges Mitglied Beitrag 4 von 47
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bau dir einfach eine Höhle!

Sören Spieckermann schrieb:

Zitat:Danke für den ausführlichen Beitrag.

*grübel* *andere Wohnung such*



Zitat:
Nachricht bearbeitet (13:51h)
Ehemaliges Mitglied Ehemaliges Mitglied Beitrag 5 von 47
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Das dürft hier eh nur für ca. 0,2 % der User schlagend sein
:-))
Ehemaliges Mitglied Ehemaliges Mitglied Beitrag 6 von 47
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ich schreibe das auch für 0,2% der user, no problem...
Winfried Schwolgin Winfried Schwolgin Beitrag 7 von 47
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Danke für den Beitrag und die Angabe der Bezugsquellen.

Winfried
Michael Gebauer Michael Gebauer   Beitrag 8 von 47
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Danke ebenfalls für den Beitrag und für die guten Links!

Michael
Klacky von Auerbach Klacky von Auerbach   Beitrag 9 von 47
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Hallo Klaus,

ganz herzlichen Dank für den ausführlichen Beitrag.
Ich wollte gerade zu diesem nicht einfachen Thema einen Artikel schreiben, und Du hast mir den Wind aus den Segeln genommen und auch Arbeit erspart.

Daß das Problem nur für einen kleinen Prozentsatz der User hier interessant ist, macht nichts.
Es muß nicht immer Mainstream sein!

Gruß
Otto



Nachricht bearbeitet (12:01h)
Thomas Richard Thomas Richard Beitrag 10 von 47
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Für die restlichen 99,8% ist es aber schon relevant, das die Bildschrimfarbtemperatur zum Umgebungslicht, sowie die Helligkeit des Schirms zur Umgebungshelligkeit passen müssen, um das Auge nicht an der Nase herum zu führen, bzw. wegen andauernder Adaption überzustrapazieren.

Dafür muss beides nicht normgerecht sein, es muss nur einfach passen.

MfG

Thomas

btw: Stimme Klaus mit den Soluxlampen übrigens zu, die sind für mein dafürhalten und meine Aufgabenstellung (Abmusterung von Photomustern (Mode & Sportartikel) mit üppigem Gebrauch Optischer Aufheller, den regulären Normlichtlampen weit überlegen.
Ehemaliges Mitglied Ehemaliges Mitglied Beitrag 11 von 47
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...du liest um 04:37 uhr??
senile bettflucht?? schlaflosigkeit??
Henricus Magnus Henricus Magnus   Beitrag 12 von 47
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Klaus C.K. schrieb:

... ganz viel Wichtiges und Richtiges...


Ach Klaus...

danke!

Da hast Du Dir wirklich Mühe gegeben, und Du sprichst mir aus der Seele. Ich hoffe, Deine Botschaft kommt bei möglichst vielen Mitmenschen an, die ein wirklich ernsthaftes Interesse an real realisierbarer Bildqualität haben...

Hier mein kleiner Beitrag zum Thema:


es werde Licht ... es werde Licht ..… Henricus Magnus 02.10.08 6


LG
Henricus



Nachricht bearbeitet (23:16h)
now now Beitrag 13 von 47
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Nett!

Sagt das mal den normalen Menschen. Guckt euch die Produkte und Werbungen einfach unter "Normlicht" an!

Richtig wäre dieses ... aber ich fürchte für weitere Kommentare, bin ich zu "gut Erzogen" ;-)
Thomas Richard Thomas Richard Beitrag 14 von 47
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Nein, Produkte funktionieren in der Regel nur schlecht unter Normlicht.
Entweder geht man zur Abmusterung vor Ort, sprich Verkaufsraumbeleuchtung, oder man sucht sich was Tageslichtähnlicheres.
Ehemaliges Mitglied Ehemaliges Mitglied Beitrag 15 von 47
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...du bist glaube ich irgendwie in der falschen community gelandet
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