Müssen wir alle bildgestaltung vergessen...

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XYniel XYniel Beitrag 1 von 66
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... um neue, frische, unverbrauchte... eigenständige bilder zu schaffen?

"wer eine rose malen möchte,
muss zuerst alle rosen vergessen,
die jemals gemalt worden sind"
h.matisse

"wer neues schaffen möchte,
muss endlich die helden zu grabe tragen,
zuschütten und vergessen"
h. nitsch

konditionieren wir uns durch bücher und kurse, sowie durchs besuchen von Museen nicht unbewusst auf althergebrachtes... akzeptiertes, als Richtschnur angesehenes? in Bildgestaltung und Sujet? sollten wir nicht all das bewusst und unbewusst angelerntes über bord werfen um neu zu sehen und abzubilden?

Irrweg? oder gar nicht möglich? und vielleicht nicht mal sinnvoll?
Ehemaliges Mitglied Ehemaliges Mitglied Beitrag 2 von 66
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Zitat: XYniel 17.04.14, 12:52Zum zitierten Beitrag"wer eine rose malen möchte,
muss zuerst alle rosen vergessen,
die jemals gemalt worden sind"
h.matisse


Die Rosen vergessen, vielleicht. Aber nicht den Pinsel wegwerfen.
Ehemaliges Mitglied Ehemaliges Mitglied Beitrag 3 von 66
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Ich habe kürzlich die Fotoausstellung eines ehemaligen Pressefotografen über eine Auslandsreise gesehen.
Er wollte offenbar neu und kreativ fotografieren. Die Bilder wurden stolz als "out of cam" präsentiert.
Ich empfand sie als Zumutung.
Es ist wohl abhängig von der Umgebung, in der die Fotos präsentiert werden. Meine Paris-Bilder in der Gemeindeverwaltung kommen nicht so gut an, weil die Leute "Postkarten" sehen wollen. Bei der Illustration eines Artikels können sie ruhig etwas "schräg" sein. Wenn ich in eine Galerie gehe, erwarte ich eher Unkonventionelles aber Hochwertiges, was auch immer das ist. Auf keinen Fall einfach nur ein Gummistiefel der aus einem Gartenteich herausragt.
XYniel XYniel Beitrag 4 von 66
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Zitat: Jochen Sachweh 17.04.14, 13:17Zum zitierten BeitragDie Bilder wurden stolz als "out of cam" präsentiert.Ich empfand sie als Zumutung.
ich kenn jetzt leider die bilder nicht, aber ist deine Empfindung nicht Resultat deiner kriterien und diese wiederum konditioniert, also genau das, was ich da anspreche und in frage stellen möchte?

Zitat: Jochen Sachweh 17.04.14, 13:17Zum zitierten BeitragWenn ich in eine Galerie gehe, erwarte ich eher Unkonventionelles aber Hochwertiges, was auch immer das ist. Auf keinen Fall einfach nur ein Gummistiefel der aus einem Gartenteich herausragt.
setzt du dich dabei nur mit den Bildern, also deren oberflächlichen Erscheinung, auseinander oder interessiert dich dabei die Intention, die Überlegung des Bildautors, anhand dessen du dann das bild "schaust"?
Ehemaliges Mitglied Ehemaliges Mitglied Beitrag 5 von 66
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Unbewusstes in einem bewussten Akt ueber Bord werfen? - ist das nicht ein Widerspruch?

Neu sehen - wie das? Du bewegst Dich doch in einer zeitlichen Abfolge, wo Du nicht auf einmal erwas ganz anderes sehen kannst.ich persönlich hab im lauf der Jahre schon sehr unterschiedlich fotografiert, aber es hat sich einfach immer so ergeben, aus einem kleinen Anfangsimpuls, etwas auszuprobieren, folgte eine laengere Erkundung mit 1000enden von Fotos, je nachdem.
Ehemaliges Mitglied Ehemaliges Mitglied Beitrag 6 von 66
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Zitat: XYniel 17.04.14, 12:52Zum zitierten Beitrag... um neue, frische, unverbrauchte... eigenständige bilder zu schaffen?

"wer eine rose malen möchte,
muss zuerst alle rosen vergessen,
die jemals gemalt worden sind"
h.matisse

"wer neues schaffen möchte,
muss endlich die helden zu grabe tragen,
zuschütten und vergessen"
h. nitsch

konditionieren wir uns durch bücher und kurse, sowie durchs besuchen von Museen nicht unbewusst auf althergebrachtes... akzeptiertes, als Richtschnur angesehenes? in Bildgestaltung und Sujet? sollten wir nicht all das bewusst und unbewusst angelerntes über bord werfen um neu zu sehen und abzubilden?

Irrweg? oder gar nicht möglich? und vielleicht nicht mal sinnvoll?


Ach ja, das hatten wir auch schon ein paar mal, soweit ich micht erinnere sogar mit diesen beiden total deplatzierten Zitaten der Maler. Du hast wohl so eie Art Archiv, aus dem Du die immer gleichen fünf oder sechs aufwühlend Fragen herausholst, in angemessenen zeitlichen Abständen?

Die Frage zeugt noch immer auf die gleiche Weise von einem recht primitiven, oberflächlichen Verständnis der kreativen Eigenständigkeit, macht sie sich doch ganz und gar an den Formalia der Gestaltung fest.

Eine Idee eher aus der Werbefotografie, die Worte "frisch" und "unverbraucht" stützen diese Annahme. Hier geht es anscheinend um eine verbesserte Akkzeptanz von Ware, die man anderen andrehen muss. Das Problem kennt der Künstler natürlich nur allzu gut aus eigener Erahrung.

Eigenständigkeit entsteht vor allem durch das Ignorieren der inhaltlichen Erwartungen des Publikums zugunsten des eigenen Ausdrücks. Die eigene Kunst darf nie Ware sein, sonst wird sie Kitsch. Eigenständigkeit entsteht aus dem Künstler selbst heraus, aus seiner speziellen, individuellen Person. Nicht aber aus nonkonformistischen formalen Gag-Fürzen und fantasieloser vorsätzlicher Missachtung vermeintlicher "Regeln", die so noch nie existiert haben. Sie werden erfunden, um gegen etwas verstoßen zu können. "Frisch und unverbraucht" kann man zwar jedem nonkonformistischen Langweilerkäse ohne kreative Substanz aufkleben, aber der bleibt trotzdem, was er ist: Ein Zeugnis des persönlichen kreativen Versagens, der Beweis einer großen inneren Leere..
Clara Hase Clara Hase   Beitrag 7 von 66
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Zitat: XYniel 17.04.14, 12:52Zum zitierten Beitrag"wer eine rose malen möchte,
muss zuerst alle rosen vergessen,
die jemals gemalt worden sind"
h.matisse


das heisst ja eigentlich nur dass man sie mit eigenen Augen und aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten sollte - sie als etwas betrachten, als hätte man sie nie zuvor jeh gesehen.

und nicht so wie Meier-Schulze - zudem in sich hineinhören, was einem Rose bedeutet.
Wobei "Rose" hier Stellvertreter für alles ist - auch bislang unverbrauchte Motive die aber evtl teils in einem selbst schlummern.

Man sollte wohl seine Welt wahrnehmen, ohne die Impulse die einem zB die FC gibt oder die im zweiten Zitat genannten Meister der ersten Stunden.

Durch unseren Verfielfältigungswahn - Möglichkeit sich alles anzuschauen, oder gar präsentiert zu bekommen
bleibt zuviel haften um den unverstellten Blick zu haben, der zudem gewiss auch aus inneren abgelagerten Bildern und Vorstellungen entspricht.

Ich kann schlecht etwas wollen, wenn ich gar nicht weiss wie ich das anstelle (Siehe Thread Akt Anfänger)
Mich nicht auf den Weg machen und ihn erkunde.
Ergebnisse dann herauszurücken, was nicht dem mainstream entspricht - da ist garantiert dann wieder die innere Glocke - "das kommt nicht an"
XYniel XYniel Beitrag 8 von 66
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Zitat: lbg13 17.04.14, 13:37Zum zitierten BeitragNeu sehen - wie das? Du bewegst Dich doch in einer zeitlichen Abfolge, wo Du nicht auf einmal erwas ganz anderes sehen kannst
vielleicht ist das ja ein erster schritt:
Zitat: Clara Hase 17.04.14, 14:30Zum zitierten Beitragdas heisst ja eigentlich nur dass man sie mit eigenen Augen und aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten sollte - sie als etwas betrachten, als hätte man sie nie zuvor jeh gesehen ... zudem in sich hineinhören, was einem Rose bedeutet ... Man sollte wohl seine Welt wahrnehmen, ohne die Impulse die einem zB die FC gibt oder die im zweiten Zitat genannten Meister der ersten Stunden.
gepaart mit:
Zitat: OrteAnDenenNichtsGeschieht 17.04.14, 14:22Zum zitierten BeitragIgnorieren der inhaltlichen Erwartungen des Publikums zugunsten des eigenen Ausdrücks ... aus seiner speziellen, individuellen Person...
und dabei nicht den fehler begehen:
Zitat: OrteAnDenenNichtsGeschieht 17.04.14, 14:22Zum zitierten Beitragnonkonformistischen formalen Gag-Fürzen und fantasieloser vorsätzlicher Missachtung vermeintlicher "Regeln", die so noch nie existiert haben. Sie werden erfunden, um gegen etwas verstoßen zu können. ...

ich beschäftige mich seit einiger zeit mit jungen fotografen. ihre ihnen eigenen zugänge zur fotografie, im technischen wie konzeptionellen, sind recht inspirativ und anfängliche missgefühle deren resultate gegenüber ist inzwischen einem grossen wohlgefallen und neugier gewichen. ich musste da auch ein diffuses "Unbehagen" hinterfragen und mich bewusst neuem öffnen...
Ehemaliges Mitglied Ehemaliges Mitglied Beitrag 9 von 66
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So recht sind das alles keine passenden Antworten auf meinen Einwand.

Das SEHEN wird noch mehr oder weniger dasselbe sein, die bildnerische Gestaltung eine andere.
Denke, das sind zwei grundsätzlich verschiedene Kategorien.
Ehemaliges Mitglied Ehemaliges Mitglied Beitrag 10 von 66
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Eine gute Idee ist allerdings, die Welt grundsätzlich nicht als mögliches Fotomotiv zu sehen.

Dann kann man freier fotografieren.
Ehemaliges Mitglied Ehemaliges Mitglied Beitrag 11 von 66
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>>Unbewusstes in einem bewussten Akt ueber Bord werfen? - ist das nicht ein Widerspruch?<<

Sicher ist es ein Ding der Unmöglichkeit ohne die Bereitschaft, jahrelang zu meditieren. Aber das Ziel ist dann nicht mehr das unverbrauchte eigenständige Bild, sondern die innere Zufriedenheit. Der Weg ins Museeum führt aber eher über eine innere Zerrissenheit, an der sich die Besucher dann weiden können. Da liegt für mich der Widerspruch.
Wenn man die Vorbilder vergisst, wird man dadurch weder unverbraucht noch eigenständig. Höchstens senil.
Alice vom See Alice vom See   Beitrag 12 von 66
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Alles über Bord werfen geht nicht, weil wir Produkt unserer Erziehung und unserer Umwelt sind. Da ist schon alles möglich in uns eingeprägt, was wir gar nicht weg werfen können.

Ich würde eher sagen, dass man alles hinterfragen sollte, auch was wir meinen schon längst in- und auswendig zu kennen.
Harald Walter Pöschel Harald Walter Pöschel Beitrag 13 von 66
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dann mal ein guter spruch von mir höchstselbst:

"es genügt nicht, keine ideen zu haben, man muss auch unfähig sein, diese umzusetzen ...!"
garudawalk garudawalk Beitrag 14 von 66
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Zitat: lbg13 17.04.14, 16:14Zum zitierten BeitragDas SEHEN wird noch mehr oder weniger dasselbe sein, die bildnerische Gestaltung eine andere.
Denke, das sind zwei grundsätzlich verschiedene Kategorien.

Zitat: lbg13 17.04.14, 16:17Zum zitierten BeitragEine gute Idee ist allerdings, die Welt grundsätzlich nicht als mögliches Fotomotiv zu sehen.

Dann kann man freier fotografieren.

Sicher nich nur ich finde dieses Fotografieren als Hobby u.a. deshalb so bereichernd, weil ich tätsächlich dadurch: dass ich die Welt tatsächlich teilweise als mögliches Fotomotiv und gerade dadurch Sachen sehe, die ich sonst nicht gesehen hätte (durch Innehalten, Perspektivwechsel, die bewusste Wahrnehmung farblicher Zusammenstellungen, Linien und Proportionen, - durch das "Mitsehen" optischer Möglichkeiten wie Unschärfe, Überstrahlung etc.pp.), ganz abgesehen davon: dass man viele Dinge nur sehen und so sehen kann durch ein Objektiv.
Als Hobbyist ist das für mich eine Bereicherung, - ich kann mir aber gut vorstellen: dass dieses "Weltverhältnis" mich nicht bereichern, sondern behindern oder in meinem fotografischen Tun einschränken würde, wenn ich mit meinen Bildern einen künstlerischen Anspruch hätte.

Und der besteht halt in der bürgerlichen Kunstauffassung, der unser verehrter Kollege XYniel, sie leugnend, anhängt vor allem auch darin: etwas Neues oder etwas neu zu manifestieren (so wie früher der Liebe Gott).
Das ist eigentlich die Hauptregel dieser Kunstauffassung, wenn man so will, - und insofern ist Kunst dann natürlich immer bezogen nicht nur auf die Authentizität des Selbstausdrucks, der auch durch einen einsamen Schrei auf einer abgelegenen Waldwiese getätigt werden könnte, sondern zugleich auch auf die Formung des Selbstausducks, die sich nicht nur auf "Regeln" und deren Brechen bezieht, sondern besonders auch auf Wahrnehmungs- und Deutungsgewohnheiten und natürlich, ohne dass das der Künstler selbst wissen oder wollen muss: das geschieht in der Reception automatisch auf so abstrakte eigenweltliche Gegenstände wie "Gattung", "Genre" etc...in die ein Kunstwerk "eingebettet" ist, mit anderen Kunstweren (die der Künstler oft gar nicht kennt) bedeutungskonstitutiv und kommunikativ verbunden ist und ihnen gegenüber seinen Anspruch erst erheben kann: etwas Neues und neu zu sein.

Rudimentär, - wenn auch ein wenig tautologisch, aber gerade dadurch die Kunst als Markt ermöglichend- ist heutzutage der Kunst definierende Rahmen der Ort ihrer Aufführung: nicht nur Museen und Sparkassen oder alternative Kellergewölbe, sondern auch dafür okkupierte (am Besten ohne Genehmigung) öffentliche Pklätze etc.:
Was da hängt und zur Aufführung kommt ist Kunst, weil es da hängt, - und so hängt sich jeder rein, sich da reinhängen und aufführen zu können, - eine Regel, die ja auch unser geschätzter Kollege fleißig befolgt.
Und unser einsamer Schrei auf der lauschigen Waldlichtung könnte hier, an diesem Ort der Performance durchaus Teil eines Kunstwerks sein...

Eine weitere "Regel" der bürgerlichen Kunstauffassung hat der Abgetane trefflich formuliert:
Zitat: Ehemaliges Mitglied 0815 17.04.14, 17:39Zum zitierten Beitrag Der Weg ins Museeum führt aber eher über eine innere Zerrissenheit, an der sich die Besucher dann weiden können. Da liegt für mich der Widerspruch.
Ich sehe das nicht als Widerspruch:
Der Künstler darf frech, erfolgreich, renitent und meinetwegen auch sexuell erfolgreich sein, - aber wenigstens soll er in seinem Inneren zumindest unglücklich sein oder zerrissen, - sich wenigstens beim Koksen erwischen lassen oder sich meinethalben nachträglich als Nazi entpuppen .... für dieses Schauspiel werden sie ja auch bezahlt von uns zuschauenden Chipsessern, näch.

Schöne Ostern wünscht mit eirigen Grüßen g.
Sehe gerade den Pöschel über mir: guter Spruch.
Matthias von Schramm Matthias von Schramm   Beitrag 15 von 66
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grade bei der bildgestaltung finde ich das insofern aus meiner rudimentär konservativen sicht schwierig, weil die gestaltungsqualität, der bildaufbau am ehesten inhalte verändert und die eigene erzählweise am besten sozusagen an die hand nimmt.

ich erinnere mich an eine filmszene einer dokumentation über john cage aus den 60ern, als junge studenten grade ihm vorwarfen, er hätte keinen mut die konventionen und rückblicke abzuwerfen. ich weiss nicht mehr den wortlaut, aber cage hat gelassen reagiert.

ich muss mich zumindest und wenigstens noch auf mich selbst beziehen dürfen. die frische nimmt ab oder kommt dann eben sehr spät, also dauert das evtl. noch.

wie ich woanders schon schrieb: der zu frühe und zu flüchtige blick auf andere verdirbt wohlmöglich komplett die handschrift. man muss noch selbst entscheiden dürfen oder sogar wollen wir hoch der eigene misserfolg zu sein hat.
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