Scanner kalibrieren

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Mazel Mazel Beitrag 1 von 10
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Hallo,

habe es kürzlich geschafft meinen Scanner farblich zu kalibrieren. Und da das durchaus nicht ganz trivial war (zumindest nicht für mich) und ich rel. lange rumgoogeln mußte, bis ich alles zusammen hatte, hier eine Beschreibung. Ergänzungen und Kommentare willkommen.

Zur Theorie wird auf http://de.wikipedia.org/wiki/Farbmanagement verwiesen. Hier nur die einzelnen Schritte.

1. Man benötigt ein sog. IT8.7 Kalibrierungs-Target. Dabei handelt es sich um eine Farbtafel, zu der man entsprechende Eichwerte in elektronischer Form braucht. Ich habe gute Erfahrungen mit http://www.targets.coloraid.de/ gemacht. 15 EUR.

2. Dieses Target scannt man dann OHNE jegliche Optimierung durch den Scannertreiber ein. Dazu muß man in den Voreinstellungen des Scannertreibers - bei mir canon scangear - deren Farbmanagement und Schärfungs- und Kratzerentfernung ausmachen. Außerdem empfiehlt es sich, den Scanner etwas "warmzuscannen".

3. Man nehme http://sourceforge.net/projects/lprof. So ganz trivial ist die Bedienung nicht, auch wenn es rel. einfach ist, wenn man mal weiß wie es geht.

a) Zuerst Preferences->Install Reference File. Im Dialog dann zuerst (Reihenfolge wichtig) das IT8 Target file ausählen. Auf "..." klicken und das Verzeichnis wählen, wo die Datei ist, dann wird im Drop-Down Menu der Datensatz angezeigt.

b) Dann Pick Template "IT8.7/2- 22 column picker". Oder eben einen anderen Eintrag, wenn man ein anderes Target verwendet als 1.

c) Dann ok clicken und unter Camera/Scanner Profiler das eingescannte Bild laden.

d) Dann jeweils im geladenen Bild in die jeweilige Bildecke klicken, so daß die grünen Quadrate genau verteilt sind auf den Farbfeldern.

e) Jetzt unbedingt noch Profile identification sinnvoll einstellen, sonst findet man es später kaum in der Liste. Und bei Output Profile File sollte man nat. auch was einstellen.

f) Evtl. noch die Parameter anpassen (optional) und "create profile", das wars dann.

4. Jetzt muß das Profil an die richtige Stelle kopiert werden. Bei XP ist das \windows\system32\spool\drivers\color. Danach hab ich ne ganze Weile im Netz gesucht, denn gut beschrieben ist das nicht oft.
Und selbst der Canon Service weiß davon auch nix. Zitat zum Lachen oder Weinen: "Selbst erstellte Farbprofile können mit dem Twaintreiber leider nicht ausgewählt werden. Fragen Sie doch bitte bei dem Hersteller Iprof an, ob dort auch ein entsprechender Treiber angeboten wird, der auf Ihr erstelltes Farbprofil zugreifen kann. "

5. Nun zum Glück hat der Canon-Support keine Ahnung. Bei Scangear kann man unter Voreinstellungen->Farbmanagement jetzt (wenn man 4. richtig gemacht hat) sein selbsterstelltes Farbprofil auswählen.

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Resultat:
Selbst mit meinem Canoscan Lide25 Billigscanner kommen die Farben jetzt recht neutral und ohne Farbstich rüber. Bin überrascht, wie gut das Resultat bei der Bilighardware wird.
Im Vergleich dazu ist der Scan ohne Farbmanagement grottenschlecht, magentastichig, viel zu flau und weiß/schwarz ist nur grauer Matsch.
Das mitgelieferte Standardfarbprofil von Canon ist übrigens immerhin schon ein deutlicher Fortschritt, vor allem was die Schwarz-Weißwerte angeht, aber die Farben sind deutlich zu knallig und zu warm - aben auf Klickibuntikunsumer zugeschnitten. Genau das ist nach der Selbstkalibrierung jetzt weg.

Operation erfolgreich. 8-)

P.S.: Zur Bearbeitung und Beurteilung wird jetzt noch eine Monitorkalibrierung benötig. Auch ohne kann man man aber immerhin durch Vergleich des Scans und der Farbkarte grob abschätzen, wie daneben der Monitor ist und ob sichs lohnen würde...
Winfried Schwolgin Winfried Schwolgin Beitrag 2 von 10
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Danke für die Beschreibung.
Drei Ergänzungen:
- Die Einstellungen, die beim Scan des Targets benutzt wurden, müssen auch später verwendet werden. Das Profil gilt nur, wenn diese Ausgangsbedingung eingehalten wird.
- Beim Scannen über Twain-Schnittstelle ist Farbmanagement nicht ganz einfach, da nach meiner Erfahrung keine Profil-Information mitgereicht wird. Dem die Twain-Schnittstelle aufrufende Programm muss deshalb mitgeteilt werden können, dass da jetzt Daten im Scanner-Farbraum abc ankommen und diese dann in den Arbeitsfarbraum (sRGB, Adobe RGB, ECI RGB,...) konvergiert werden müssen. Allerdings gibt es Scanner-Treiber (z.B. der von meinem Epson 2450 Photo), bei denen man diese Konvertierung auch im Treiber machen lassen kann. D.h. es kommen schon Daten im passenden Farbraum an.
- Das, was hier beschrieben ist, ist weniger eine Kalibrierung sondern eine Profilierung der Scanner. Die Kalibrierung erfolgt bei vielen Geräten automatisch durch Firmwareroutinen beim Einschalten des Geräts, kann aber auch bei einigen Geräten, z.B. Canon FS4000US direkt angestoßen werden.

Winfried

P.S.:
Ich habe lprof im Jahr 2004 aus den Augen verloren als einer der ursprünglichen Entwickler sich aus dem Projekt zurückziehen musste.



Nachricht bearbeitet (16:05h)
Lutz A. Lutz A. Beitrag 3 von 10
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Der Vorgang ist soweit klar - allerdings frage ich mich, ob nicht nach jeder KALIBRIERUNG des Scanners das erstellte Profil wieder hinfällig ist, weil die Daten, auf denen das Profil beruht, verändert wurden (siehe auch Winfrieds Post: veränderte Ausgangsbedingungen).

Dazu müsste man genau wissen, was bei einer solchen Kalibrierung eigentlich scannerintern bzw. Sannersoftware-intern passiert. Muss/soll man überhaupt öfters kalibrieren? Die Scangear-Software von Canon bietet ja sogar die Option, vor jedem Scan zu kalibrieren, also scheint eine zumindest gelegentliche Kalibrierung wohl schon sinnvoll zu sein.

Kann irgendjemand dazu etwas sagen oder hast Du, Marcel, vielleicht schon festgestellt, dass nach einer erneuten Kalibrierung die Farben nicht mehr so stimmig sind wie vorher?


Lutz
Oliver Suhr Oliver Suhr Beitrag 4 von 10
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Johannesw1 Johannesw1 Beitrag 5 von 10
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.....Kann irgendjemand dazu etwas sagen .......

selber kalibriere ich meinen Coolscan V alle halbe Jahr mit den Targets von Wolf Faust:

http://www.targets.coloraid.de/

und SilverFast Studio.
Geht easy und der Farbeindruck vom Leuchttisch wird exakt am Bildschirm wiedergegeben. Logo ist der Schirm kalibriert und der Viewer ist voll farbmanagment fähig.
Lutz A. Lutz A. Beitrag 6 von 10
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Nochmal zur Klarstellung (wurde eigentlich schon von Winfried beschrieben): es geht um die Frage, ob die in der Hardware bzw. Firmware des Scanners durchgeführte KALIBRIERUNG, die entweder vom Scanner automatisch oder auch optional durch den Anwender in der Scansoftware angestossen wird, nicht die PROFILIERUNG (immer durch den Anwender per Target und Software zur Erstellung eines ICC-Profils) hinfällig macht, weil damit die bei der Profilierung herrschenden Randbedingungen verändert werden?
Winfried Schwolgin Winfried Schwolgin Beitrag 7 von 10
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Lutz A. schrieb:

Zitat:Nochmal zur Klarstellung (wurde eigentlich schon von Winfried
beschrieben): es geht um die Frage, ob die in der Hardware bzw.
Firmware des Scanners durchgeführte KALIBRIERUNG, die entweder
vom Scanner automatisch oder auch optional durch den Anwender
in der Scansoftware angestossen wird, nicht die PROFILIERUNG
(immer durch den Anwender per Target und Software zur
Erstellung eines ICC-Profils) hinfällig macht, weil damit die
bei der Profilierung herrschenden Randbedingungen verändert
werden?




Aus meiner Sicht nicht. Gerade durch die Kailibrierung wird der Scanner auf einen definierten Ausgangswert zurückgesetzt.
Nur von diesem definierten Ausgangswert aus macht es überhaupt Sinn ein Profil zu erstellen.

Winfried
Mazel Mazel Beitrag 8 von 10
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Ich kann dazu nur sagen, daß ich die automatische Kalibrierung vor jedem Scan abgeschaltet habe und nur noch bei Bedarf mit dem Target nachkalibriere. Das scheint soweit zu reichen.
Ich hab nämlich keine Ahnung was die Kali von Canon macht. Da die keine Targets einsetzen, kann die so genau ja nicht sein, also lasse ich die nicht ran im Moment.

Nach meiner Erfahrung führten die Autokalibrierungen von Canon zu einer Verbesserung gegenüber abgesch. Farbmanagment, aber die Farben waren eben etwas zu knallig und zu warm wiedergegeben. (Das könnte Absicht sein von Canon - Billigscanner und erwarteter Kundengeschmack). Also verwende ich lieber das Target und machs manuell alle x Monate oder wenn ich was wichtiges scannen will.
Dietmar D. Dietmar D. Beitrag 9 von 10
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Ist ein guter Tip mit LProf und Coloraid. Habe das jetzt für meinen Canoscan 9000F unter Windows 10 durchgeführt. Mit Scangear und dem Standardprofil sind die Farben zwar schon deutlich besser als mit der einfachen Canon MP Navigator EX 3.1 Software, aber je nach Farbton und Helligkeit noch deutlich daneben. Mit Silverfast SE und dem dort mitgelieferten Profil ist es auch nicht besser. Da ich nicht in ein Upgrade auf Silverfast Studio Ai (das die Möglichkeit zur Profilierung bietet) und wertvolle Targets investieren wollte (benutze den Scanner nur für schnelle Scans), war das genau die Lösung.
Noch 3 Tipps:
-lprof.exe ist nach der Installation seltsamerweise 2x vorhanden. Startet man
C:\Program Files (x86)\Fototools\LProf\lprof.exe kommt eine Fehlermeldung, daß qt-mt3.dll nicht gefunden wird. Also besser C:\Program Files (x86)\Fototools\LProf\bin\lprof.exe starten, dann klappts.
-Bei mir wurde nach dem Setzen der roten Eckmarkierungen im Scan des Targets einfach kein grüne Raster angezeigt. Erst nach einem Neustart, als ich schon aufgeben wollte, funktionierte es plötzlich.
-Im Scanprogramm (also Scangear, Silverfast) wird als Name für das auszuwählende Profil nicht der in LProf vergebene Dateiname für die .icc Datei angezeigt, sondern der Text, den man unter 'Profile Identification' im Description Feld eingetragen hat.
Karl Fuchs Karl Fuchs Beitrag 10 von 10
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Kleine Ergänzung (aus aktuellem Anlass ...). Um den Profiler installieren zu können, braucht man .net v2.0 auf dem Rechner, sonst wird die .exe nicht ausgeführt. Kann bei MS hier heruntergeladen werden: https://www.microsoft.com/de-de/downloa ... px?id=6041. Läuft dann auch unter Windows 10.
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