Kauf einer Mittelformatkamera

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Sibylle B. Sibylle B. Beitrag 1 von 65
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Hallo Leute,
nachdem ich über eine Yashica 124-G "Blut" am MF "geleckt" habe, höre ich mich nach einer (sorry, 124G) "richtigen" MF-Kamera um, kann aber die Vor- und Nachteile der einzelnen Systeme noch nicht ganz abschätzen. Wie sind eure Erfahrungen? Lohnt sich Hasselblatt(?), ist Rolleiflex eine Auslaufserie, Folgekosten für die Optik etc. ?
Ach so - möchte im 6x6-Format bleiben.
Bin gespannt, was ihr zu berichten habt (unter "Suchen" hier im Forum bin ich nicht weiter gekommen).
Grüßle, Sibylle
Carpe Diem Carpe Diem Beitrag 2 von 65
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Hmmm..schwierige Frage.....bin persönlich mit der Hassi 202FA sehr zufrieden (bietet eben ein klein wenig Belichtungskomfort auch im MF), aber Rollei z.Bsp. bietet sicherlich eine ebenbürtige Qualität....wie Du richtig angesprochen hast, darf man auch die Folgekosten nicht vergessen und das Zubehör, Objektive etc. sind bei den Schweden (naja, eigentlich sinds ja keine Schweden mehr, wurden gerade mal wieder verkauft) doch recht teuer.
Meine Entscheidung zu Gunsten des Hassi-Systems kam auch mehr oder weniger aus dem Bauch heraus, alles, was es mir bieten kann, gibt es auch von anderen Herstellern, aber als Amateur kann man sich eben diesen Luxus erlauben, seine Entscheidungen auch intuitiv zu treffen, unserer Systeme müssen sich nicht "rechnen"......
Solltest Du Dich für Hasselblad näher interessieren, darfst Du gerne nachfragen......als zuverlässigen Händler (auch gebraucht) kann ich Photo-Partner in HH empfehlen....die Beratung dort ist gut (auch über eine kostenlose Telefonhotline)

Grüße

Carpe Diem
Svenni75 Svenni75 Beitrag 3 von 65
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Ich denke die besseren Ansprechpartner wirst Du für diese Frage im Forum der analogen Freunde finden.

www.phototec.de

Dort kannst Du die Frage im GEräteforum posten und nach älteren Einträgen suchen.
Du wirst aber auf der anderen Seite wahrscheinlich um die 50 verschiedene Meinungen bekommen.
Hans der Islander Hans der Islander Beitrag 4 von 65
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Sibylle B. schrieb:
Zitat:
kann aber die Vor- und Nachteile der einzelnen
Systeme noch nicht ganz abschätzen. Wie sind eure
Erfahrungen? Lohnt sich Hasselblatt(?), ist Rolleiflex


Moin,
gerade bei einer Hasselblad, einer der besten MF-Systeme sind die Folgekosten für Optiken und dergl. sehr hoch.

Damit das System handlich bleibt, könnte ich Dir das System der Mamiya 6; 7; 7II empfehlen. Einer Messsucherkamera mit Wechselobjektiven. Noch handlich sind auch Kamera von Zenza Bronica.
Ich arbeite mit der Mamiya 6, mit einem 75mm,
der Zenza Bronica SQ-B , mit dem 80mm, dem 105mm und dem 150mm. Das ist halt ein System mit Wechselkassetten, wie die Hasselblad.
Dann habe ich noch eine Pentax 67II, die zwar schwer und etwas unhandlich ist, aber man kann mit ihr arbeiten, wie mit einer KB-Spiegelreflex und hat wunderbare Optiken.

Hier, der Patrick ist Fachmann...

http://www.hoppla.ch/mittelformat/

mfg harms
Michael Albat Michael Albat Beitrag 5 von 65
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Hallo,


einige weitere Anregungen findest Du vielleicht hier:

"Mittelformat"

Gruss Ali
Carpe Diem Carpe Diem Beitrag 6 von 65
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Wie Sven schon sagte:

http://www.schwarzweiss-magazin.de/swma ... rum_pg.htm
El hombre brujo El hombre brujo Beitrag 7 von 65
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Sehe ich auch so. Die Seiten von Andreas Hurni sind informativ und gut.

Axel
Der Silberkorn Der Silberkorn Beitrag 8 von 65
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Axel O. schrieb:
Zitat:
Sehe ich auch so. Die Seiten von Andreas Hurni sind
informativ und gut.


Na ja, Ali und Michael preisen die Seiten hier ja auch
an wie Sauerbier. Mir sind sie etwas zu Flickwerkhaft.
Man schreibt hier ein bischen was zu Gestaltung,
da ein wenig zu Belichtungsmessung. Alles irgendwie
zusammenhanglos.

Richtig gut ist: www.fotolehrgang.de

Alex
Ra.S. Ra.S. Beitrag 9 von 65
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die frage ist eigentlich was willst du dannach mit der kamera machen und wieviel darf dich der spaß kosten.
bzw. kannst du dir auch das 6X7 format vorstellen???


ralph
Andreas Hurni Andreas Hurni   Beitrag 10 von 65
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man schreibt nicht ein bisschen was mein lieber, sondern zu fragen, welche in foren immer wieder gestellt werden. ich hab nie behauptet, es sei ein lehrgang - es soll ne hilfestellung sein zu fragen, welche immer wieder gestellt werden.

ich hab mir deine seite angeschaut. schön gemacht, aber wozu dient sie?

thank you for not killing me
andreas
Der Silberkorn Der Silberkorn Beitrag 11 von 65
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Andreas Hurni schrieb:

Zitat:man schreibt nicht ein bisschen was mein lieber, sondern zu
fragen, welche in foren immer wieder gestellt werden.


Das hab ich dann irgendwie verpasst.
Sieht mir auch irgendwie wie eine Sammlung von Feininger
Zitaten aus.

Zitat:ich hab mir deine seite angeschaut. schön gemacht, aber
wozu dient sie?


Nun, ich möchte Leuten die Möglichkeit geben meine
Bilder anzuschaun.

Alex
Andreas Hurni Andreas Hurni   Beitrag 12 von 65
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<< Das hab ich dann irgendwie verpasst.
<< Sieht mir auch irgendwie wie eine Sammlung von Feininger
<< Zitaten aus.

wie bitte?
ich hatte irtümlich gedacht, du hättest sie mal angeschaut. ja, feininger kommt vor, du hast goethe vergessen, der kommt auch vor, und weitere auch. aber den hauptteil hast du verpasst.

und tschüss
Der Silberkorn Der Silberkorn Beitrag 13 von 65
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Andreas Hurni schrieb:

Zitat:wie bitte?
ich hatte irtümlich gedacht, du hättest sie mal angeschaut.


Nun ja, angeschaut hab ich sie, ich habe nichtmal
alles gelesen und schon halbe Feininger Bücher
als Zitate gefunden. Könnt ihr auch was selber schreiben?

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Komposition ist ein Mittel, nicht ein Ende, und die vollkommenste Komposition rechtfertigt nicht ein belangloses Bild. Komposition ist ein Werkzeug, um den Eindruck des Bildes zu steigern. Vorausgesetzt, dass Bildinhalt und fototechnische Behandlung gleichwertig sind, macht ein gut komponiertes Foto einen stärkeren Eindruck als eines mit schwacher Komposition. Das ist das ganze Geheimnis.

Andreas Feiningers grossen Fotolehre, Seite 434.

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"Überladene Motive wirken unordentlich und verwirrend - eine unfotogene Charakteristik von Anfängern, die fest entschlossen zu sein scheinen, soviel wie nur möglich in ein Bild hineinzustopfen. Offenbar hegen sie den Glauben, was dem umherschweifenden Auge gefällt, müsse auch in Bildform wirkungsvoll sein, und vergessen dabei, dass ein Bild feste Grenzen hat; je mehr sie in diesen engen Rahmen hineinzwängen, desto kleiner und unscheinbarer wird alles. Diese ganz und gar unfotogene Gewohnheit werden sie nur dann ablegen, wenn sie lernen, "fotografisch zu sehen" - in diesem Zusammenhang: ein aus vielen Einzelheiten bestehendes Motiv optisch zu zerlegen und einzelne Teile getrennt zu fotografieren.

Hierzu gehört übrigens auch die Beobachtung, dass fast alle Anfänger, die sich ein Zweitobjektiv zulegen, Weitwinkelobjektive wählen, die von demselben Kamerastandpunkt aus ein noch weiteres Bildfeld erfassen als Normalobjektive und somit die unfotogene Angewohnheit, zu viel auf das Bild zu bringen, noch verschlimmern. Meiner Meinung nach wären sie besser beraten, wenn sie ein mittleres Teleobjektiv nähmen, was wegen seines engeren Bildwinkels alles im grösserem Massstab abbildet und dadurch die Bildwirkung verbessert."

Andreas Feininger, Richtig sehen – besser fotografieren, 1973

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Bei der Motivwahl für eure Bilder kommt es nicht so sehr darauf an, was ihr seht noch wie ihr seht, sondern vor allen Dingen darauf, was ihr darin seht. Mit anderen Worten: Es ist weniger wichtig, wie ihr etwas fotografiert, sondern warum ihr es tut. Das Warum ist der Schlüssel zum Wie. Wenn ihr wisst, warum ihr ein bestimmtes Motiv fotografieren möchtet, dann ergibt sich das Wie ganz von selbst; es folgt aus dem Warum.

Andreas Feininger, Richtig sehen – besser fotografieren, 1973

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Mein erstes Ziel ist die Klärung.
Das bedeutet gewöhnlich Vereinfachung, Ausschalten von unwesentlichen Bildelementen durch genügend nahes Herangehen an das Objekt, Benutzen eines Objektives mit verhältnismässig langer Brennweite, Unterordnung des Hintergrundes durch geeignete Auswahl und Behandlung und ganz allgemein Darstellung des Objektes mit den einfachsten fotografischen Mitten.

Andreas Feininger, Feiningers grosse Fotolehre, 1979

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Es gibt verschiedene Stufen des Sehens: den flüchtigen Blick, das interessierte Betrachten, die wissbegierige Forschung, das Suchen nach Wissen und Einsicht. Sehen Sie ein Objekt, das Sie interessiert, begnügen Sie sich nicht mit dem ersten Blick. Wenn ein Motiv wert ist, fotografiert zu werden, ist es auch wert, gut fotografiert zu werden. Mit anderen Worten, der erste Eindruck ist selten der beste. Studieren Sie ihr Motiv aus verschiedenen Gesichtspunkten im buchstäblichen und übertragenen Sinne. Sehen Sie es bewusst mit ihren Augen, aber auch mit dem inneren Auge des Geistes, suchen Sie seine Bedeutung und sein Wesen zu erfassen. Stellen Sie seine wichtigsten Eigenschaften fest, konzentriert, geklärt und verdichtet, zeigen Sie mehr in Ihrem Bild, als was das flüchtige Auge in Wirklichkeit sah. Licht macht Ihnen das Objekt sichtbar und gibt Ihnen Ihre Chance; nun ist es an Ihnen, andere durch ihre Fotos zum "Sehen" anzuregen.

Andreas Feininger, Feiningers grosse Fotolehre, 1979, S.304

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Andererseits gibt es auch Überraschungsmotive, an denen die meisten vorbeigehen, sich aber dann, wenn sie sie in Bildform sehen, (etwa in einer Ausstellung oder illustrierten Zeitschrift – natürlich von jemand anderem aufgenommen), ärgerlich und neiderfüllt fragen: "Warum ist mir das bloss nicht aufgefallen? Wie konnte ich das übersehen; wo hatte ich meine Augen?" Zu typischen Beispielen dieser Art von Motiven gehören Grossaufnahmen gewöhnlicher Objekte – eine verwitterte Tür, eine Spiegelung in gekräuseltem Wasser, eine Wand, von der die Farbe abbröckelt, ein paar hohe, schlanke Gräser, gegen den Himmel gesehen – Motive mit wenigen, aber kräftigen Farben und wenigen, aber klaren, kräftigen Formen.

Andreas Feininger, Richtig sehen – besser fotografieren, 1973

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Anschliessend werden die zehn meiner Ansicht nach wichtigsten fotogenen Eigenschaften aufgezählt. Je mehr von diesen Eigenschaften ein Objekt besitzt, um so grösser ist die Wahrscheinlichkeit, dass es wirkungsvoll im Bilde erscheint. Andererseits: je weniger dieser Eigenschaften es besitzt, um so grösser ist die Wahrscheinlichkeit, dass es ein enttäuschendes Bild ergibt.

Klarheit und Einfachheit in bezug auf Anordnung, Form und Farbe.
Kontrast, d.h. gute Differenzierung in Hinsicht auf Farbe, Tonwerte und räumliche Elemente
Formen von klarem Schnitt; interessant und kühn
Umrisslinien, die typisch für das Objekt sind, kräftig oder ungewöhnlich, klare Silhouetten
Grafischer Aufbau, d.h. künstlerisch wirksame Anordnung in Bezug auf Linien, Formen und Verteilung von hellen und dunklen Bildelementen
Tiefe, suggeriert durch Fluchtlinien, Objekte, die in verschiedenen Ebenen liegen, oder Luftperspektive
Struktur, die die Oberfläche des Objektes charakterisiert und belebt
Einzelheiten, die sinnvoll und klar sind
Spontaneität und Bewegung, die auf Tätigkeit und Leben hindeuten
Muster, Rhythmus und Wiederholung interessanter, verwandter Formen

Andreas Feininger, Die hohe Schule der Fotografie, 1961 (2000)

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Wir müssen von der Tatsache ausgehen, dass Farbe die wichtigste Eigenschaft jedes Farbfotos ist. Sie ist stärker als Umriss und Form, stärker als Inhalt und Zeichnung. So werden beispielsweise bei Betrachtung eines grünen Aktes die meisten Leute zuerst das Grün kritisieren, ehe sie sich über den Akt auslassen. Und das Farbfoto eines blutigen Ereignisses macht einen stärkeren Eindruck als ein Schwarzweiss-Foto, da es das Blut rot wiedergibt, während es in Schwarzweiss nur als Grauton erscheint. Folglich muss ein Farbfotograf seine grösste Aufmerksamkeit der Farbe zuwenden und soweit wie möglich Farben nach ihren psychologischen Wirkungen auswählen. Das kann auf dreierlei Arten geschehen:

Er kann sein Motiv wegen der Farbe wählen [..]
Er kann bestimmte Farben als ergänzende Bildelemente wählen [..]
Er kann diejenigen Farben für sein Bild wählen, die ihm die gewünschte Stimmung geben [..]

Andreas Feininger, Feiningers grosse Fotolehre, 1979, S.350f

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Keine zwei Fotografen sind in bezug auf Persönlichkeit, Herkommen, Erziehung, Interessen, Geschmack und Art der Entwicklung genau gleich. Daraus sollte man schliessen, dass sich beim Vergleich bedeutender Werke ihres fotografischen Schaffens diese persönlichen Verschiedenheiten in ihren Bildern als Unterschiede in bezug auf Motivwahl und Ausführung, Komposition, Stil und so weiter zeigen. Leider sind solche bildlichen Unterschiede verhältnismässig selten, hauptsächlich, weil Unterschiede in der Persönlichkeit oft durch Ähnlichkeiten im Denken wettgemacht werden. Das ist das bedauerliche Ergebnis einer Art "Gehirnwäsche" durch den zersetzenden Einfluss von Gruppentätigkeit in Verbindung mit fehlendem Mut, um eine eigene Richtung einzuschlagen. Diesen negativen Kräften zu widerstehen muss das Hauptbestreben jedes Fotografen sein, der einen eigenen Stil entwickeln will.

Andreas Feininger, Feiningers grosse Fotolehre, 1979

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Lassen Sie mich dieses letzte Beispiel zum Ausgangspunkt für weitere Klarstellung des Unterschiedes zwischen Absicht und Sinn und deren Bedeutung nehmen, wie ich es sehe: Anfänger beginnen ihre fotografische Laufbahn meist mit Schnappschüssen ihrer Kinder, Frauen, Freundinnen, Wohnungen, Tiere usw. Wenn auch solche Bilder in der Regel weder »künstlerischen Wert« aufweisen, noch für Außenstehende interessant sind: vom Hersteller aus gesehen besitzen sie beides, Absicht und Sinn, weil sie der bleibenden Erinnerung an Familie und Freunde, fröhliche Stunden und wichtige Ereignisse dienen.

Aber früher oder später kommt der ehemalige Anfänger in seiner Entwicklung als Fotograf an einem Wendepunkt an, von dem an er sich selbst als Amateur bezeichnen kann, also als einen Menschen, in dessen Leben die Fotografie eine bezeichnende Rolle spielt, ein nicht-berufsmäßiger Fotograf, der die Technik seines Handwerks so weit gemeistert hat, dass er fähig ist, foto-technisch einwandfreie Bilder zu liefern. Leider ist das auch oft der Augenblick, in dem sich seine Auffassung von Absicht und Sinn der Fotografie grundsätzlich ändert. Er ist nicht länger damit zufrieden, Bilder von seiner Familie zu machen oder Bildberichte von seinen Ferien; nun fühlt er sich berufen, Fotos einer höheren Ordnung herzustellen, Bilder, die »Klasse« haben.

Stolz auf seine technische Vervollkommnung und im Einklang mit seinem neuen Standpunkt, muss er »schöpferisch« werden - und wenn auch nicht nach dem Wahlspruch »l'art pour l'art«, so doch nach dem Motto »Fotos um der Fotografie willen« arbeiten. Und so geht er hin und beginnt solche langweiligen Bilder zu machen, wie man sie Jahr für Jahr in den Fotojahrbüchern und auf den Ausstellungen der Fotovereine sieht: Rollen von Tauen, die auf einem Kai liegen; eingeölte Akte in gekünstelten Verdrehungen, weil das Gesicht oder ein anderer Teil des Körpers, der nicht im Bild gezeigt werden darf, verborgen werden soll; alte Männer mit Bart; alte Frauen, Kruzifixe in knorrigen Händen halten; Stilleben mit einem offenen Buch oder einer Bibel, vorzugsweise mit einer daneben stehenden brennenden Kerze; in grobe Leinwand gekleidete Mönche; sommersprossige Jungen, die Apfel essen; und Stilleben mit Aluminiumschalen und Vasen - alles Bilder ohne jedes Interesse, sinnlos hergestellte fotografische Massenware. "

Andreas Feininger, Feiningers grosse Fotolehre, 1979

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Ein Amateur ist jemand, der etwas aus Liebe zur Sache tut. Das Wort Amateur kommt vom lateinischen amator, "Liebhaber", und von amare, "lieben". Das sollte man nie vergessen, denn in dem Wort liegt der Schlüssel zu Erfolg: Was man nicht mit Liebe tut, wird man nie wirklich gut machen. Auf Fotografie bezogen heisst das: Wenn man das Motiv, das man fotografieren möchte, nicht "liebt" – d.h., kein echtes Interesse an ihm empfindet – sollte man es übergehen und den Film für eine für eine bessere Gelegenheit aufheben, denn das Foto kann einfach nicht "gut" werden. Hier haben Amateure einen unbezahlbaren Vorteil gegenüber den "Profis". Berufsfotografen verdienen sich mit dem Fotografieren ihren Lebensunterhalt. [...]

Sie sind nicht "frei". Dagegen fotografieren Amateure nur zu ihrem eigenen Vergnügen. Als ihr eigener Herr können sie machen, was sie wollen – sie sollten wahrhaft glücklich sein.

Leider wissen aber anscheinend viele Amateure dieses kostbare Privileg der Freiheit nicht zu schätzen, denn sie machen sich freiwillig zu Sklaven – Sklaven ihres Drangs zur Nachahmung. Unfähig, sich aus den Banden der Tradition zu lösen, fotografieren sie unentwegt die gleichen Motive, die schon längst "zu Tode strapaziert" worden sind, wahrscheinlich in der Annahme, was anderen Fotografen Erfolg einbrachte, müsste dasselbe für sie tun. "Andere machen doch Stillleben und Akte und Bäume und bekommen Preise dafür in Wettbewerben – ihre Bilder hängen in Ausstellungen und werden in Zeitschriften abgedruckt – warum sollte ich das nicht auch schaffen?" sagen sie mir. Meinetwegen, wenn es ihnen Spass macht; nur begreife ich nicht, wie es einem Menschen befriedigen kann, nur auf ausgetretenen Pfaden zu gehen.

Andreas Feininger, Richtig sehen – besser fotografieren, 1973

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Interesse von seiten des Fotografen am Motiv seiner Aufnahme ist erste Voraussetzung für jeden Erfolg.
[...]
Ohne sinkt der ganze Vorgang der Bildherstellung auf das geistlose Niveau mechanischer Routinearbeit herab.
Eine Fotografie ist dann anregend, wenn sie etwas zu sagen hat. Natürlich sind nicht alle Menschen an allen Motiven interessiert, und ein Bild, das dem einen etwas zu sagen hat, kann sehr wohl dem anderen gar nichts mitteilen. Aber niemand ist so einzigartig (*), [dass er nicht andere finden könnte, die seine Meinung teilen. Daraus ergibt sich,] dass alles, was Sie zum Fotografieren anregt, wert ist, fotografiert zu werden, einfach weil es allen denen etwas sagen wird, die Ihre Ansicht teilen. Wenn das Ihre Einstellung zur Fotografie ist, ist es gleichgültig, was Sie fotografieren und wie Sie es fotografieren, vorausgesetzt, dass Sie mit Ihrer eigenen Ausdrucksweise die Eigenschaften Ihres Motivs geschildert haben, die Ihr Interesse erregt haben. Wenn Interesse, Gefühl, Meinung und eine persönliche Art, die Dinge zu sehen, aus Ihren Fotos sprechen, kann niemand Ihre Ehrlichkeit als Fotograf anzweifeln, und Ihre Bilder werden wertvoll sein, mag auch noch nicht alle Welt Ihre Auffassung teilen.

Andreas Feininger, Feiningers grosse Fotolehre, 1979 S.436
(*) Der Text der Taschenbuchausgabe ist an dieser Stelle verstümmelt

Die Tatsache, dass eine (im konventionellen Sinn) technisch fehlerhafte Fotografie gefühlsmässig wirksamer sein kann als ein technisch fehlerloses Bild, wird auf jene schockierend wirken, die naiv genug sind, zu glauben, dass technische Perfektion den wahren Wert eines Fotos ausmacht.

Andreas Feininger, Feiningers grosse Fotolehre, 1979

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Mehr brauch ich wohl nicht rauskopieren? Oder?

Alex
Andreas Hurni Andreas Hurni   Beitrag 14 von 65
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brav gesucht - zumindest als suchhund kann man dich brauchen.
und warst du auch bei den anderen themen als nur bei feiningerzitaten?
ich hab nämlich auch was selbst geschrieben - ich denke, dies nicht zu knapp
versuch mal herauszufinden wie gross die seite ist?

ich hab auch nie gesagt, die seite würde keine feiningerzitate enthalten. aber du scheinst sie darauf zu beschränken.

abgesehen davon hast du noch nie ein feiningerbuch in der hand gehabt, ansonsten wüsstesd du, das dies mittnichten halbe bücher sind.
Der Silberkorn Der Silberkorn Beitrag 15 von 65
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Ich hab noch ein paar gefunden.

Und Du willst mir erzaehlen die Seite bestünde nicht
aus Feininger Zitaten? Kopfschüttel.

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Aus seiner Umwelt gewinnt der Fotograf Eindrücke, die er im Lichte seiner eigenen Erfahrungen, seiner Interessen und seiner Persönlichkeit auswertet. Unterscheidungsvermögen, Auswahl und Ablehnung gehen der Bildherstellung voraus. Ordnung, Klärung und technisches Geschick verwandeln sein Rohmaterial in eine Form, die durch Intensität des Sehens, suggestive Symbolisierung und grafische Wirkung bei weitem das Ergebnis des aktuellen Augenblicks übertrifft. Ist das erreicht, ist das Foto gut – Wirklichkeit ist zur Kunst geworden.

Andreas Feininger, Feiningers grosse Fotolehre, 1979, die letzte Seite...

Digital Fotografie

"Die anderen fotografieren um der Bilder willen, genauer gesagt, der Motive wegen, an denen sie interessiert sind. Im Gegensatz zu den Erstgenannten, die nur von der Technologie fasziniert sind, gilt ihr Interesse bestimmtem Motiven – Menschen, Naturobjekten, Landschaften, Strassenszenen, Bauwerken, Insekten, Vögeln usw.
Solche Motive begeistern sie, sie möchten sie im Bild festhalten und damit besitzen, nach Hause mitnehmen, immer wieder betrachten und ihre Freude daran mit anderen Menschen teilen. Nur weil ihnen andere visuelle Gestaltungsmittel wie Malen oder Zeichnen fremd sind oder nicht praktikabel erscheinen, verfallen sie auf das Medium der Fotografie. Und da sie einsehen, dass technisch einwandfreie Fotos das Motiv ihrer Wahl zwangsläufig besser wiedergeben als mangelhafte, lassen sie sich auch auf die technische Seite der Fotografie ein. Trotz allem sind sie die besseren Fotografen, auch wenn sie kein tieferes Interesse am Medium der Fotografie äussern, denn sie verstehen Aufnahmen zu machen, die den Betrachter fesseln. Wenn Sie, lieber Leser, zu dieser zweiten Gruppe gehören, dürften wir gut miteinander auskommen."

Andreas Feininger, Feiningers grosse Fotolehre, 1979

Bildbeurteilung

Meiner Ansicht nach ist es ungerecht, eine Fotografie ohne Kenntnis des Zusammenhangs mit den Absichten ihres Herstellers zu beurteilen. Mit anderen Worten: Nur wenn wir wissen, was ein Fotograf erstrebte, was er mit seiner Arbeit auszudrücken versuchte, was er mitzuteilen wünschte, können wir mit Rücksicht auf die wesentlichen Punkte des Bildes gültige Schlüsse ziehen: War er imstande, seine Absichten zu verwirklichen? Hat er mit Erfolg ausgedrückt, was er fühlte? Hat er sein Motiv richtig erfasst und überzeugend zum Ausdruck gebracht?

Die Wichtigkeit dieser Art von Einstellung wurde mir vor einigen Jahren deutlich, als ich in einer Ausstellung ein Landschaftsfoto von Cape Cod sah, das alle konventionellen Regeln der Fotografie zu verletzen schien: Es war sehr grau und sehr körnig, der Horizont teilte das Bild in zwei gleiche Hälften, und es zeigte tatsächlich nichts anderes als weit ausgedehnte Dünen, die spärlich mit Strandhafer bewachsen waren, und einen gleichmässig bedeckten Himmel. Die Wirkung dieses Bildes war unglaublich trüb und einförmig.

Und dann, als ich ihm gerade den Rücken zukehren wollte, wobei ich mich noch wunderte, wie irgend jemand überhaupt ein derart langweiliges Bild ausstellen kann, ergriff es mich: das war ja genau das, was der Fotograf im Sinne hatte, er wollte Trübheit und Eintönigkeit ausdrücken, die niederdrückende Einsamkeit dieser weiten Sandflächen an einem regnerischen Märztag, das Gefühl von Nässe und der feuchten Kälte unter einem harten Nordostwind, diese Stimmung von Trostlosigkeit und Eintönigkeit, wenn alles grau in grau ist, von Schleier ziehenden Nebeln überdeckt, und er hatte das grossartig ausgedrückt. Plötzlich fühlte ich mich so, als ob ich dort wäre, ich fühlte die Kälte, die Einsamkeit, ich glaubte schon, ich könnte den verlorenen Schrei einer Seemöwe hören, die sich mit flatternden Flügeln gegen die steife Brise behauptet... Ich glaube nicht, dass ich dieses "unglaublich trübe" Bild je vergessen werde.

Andreas Feininger, Feiningers grosse Fotolehre, 1979, S.444

Technische Daten

In den Bildseiten dieses Buches werden keine "technischen Daten" den fotografischen Illustrationen als Ergänzung beigegeben. Wenn man sie auch in jeder Fachzeitschrift findet, sind doch solche Angaben – Kamera, Blende, Belichtungszeit usw. – wertlos und irreführend. Ich sehe einfach nicht ein, warum man darin einen Unterschied machen soll, ob ein Bild mit, sagen wir, einer Leica an Stelle einer Pentax, einer Rolleiflex an Stelle einer Rolleicord aufgenommen worden ist, oder was es dem Fotografen helfen kann, wenn er erfährt, dass das veröffentlichte Bild eines Motivs, das ihn interessiert, beispielsweise mit 1/60 Sekunde bei Blende 11 fotografiert wurde, solange er nicht gesagt bekommt, wie hell das Licht war oder welche Art von Beleuchtung vorherrschte. [...] Technische Daten der Aufnahmen anderer, selbst wenn sie ganz ehrlich und vollständig sein sollten, was meistens jedoch nicht der Fall ist, sind wertlos.

Andreas Feininger, Feiningers grosse Fotolehre, 1979 S.442f

Komposition

Andererseits sind die oft gepriesenen akademischen "Gesetze" der Komposition auch keine wirkliche Hilfe. All dieses Gewäsch von "Leitlinien", die dazu da sind, "das Auge des Beschauers zum Mittelpunkt des Interesses" zu führen, wurde längst von qualifizierten Fotografen widerlegt
[..]
Eine "Dreiecks-Komposition" existiert gewöhnlich nur in den Köpfen gewisser nach akademischen Regeln arbeitender Fotografen, wird aber nur höchst selten vom Durchschnitts-Betrachter des Bildes als solche aufgefasst. Gewöhnlich erkennt er sie nur dann, wenn er ausdrücklich darauf hingewiesen wird, und auch dann beachtet er sie kaum. Meiner Meinung nach sind alle diese hübsch gezeichneten Diagramme, wie man sie in vielen Fotobüchern findet, die die kompositionellen Anordnungen "erklären" sollen, nicht anderes als Schaufensterdekorationen oder Seitenfüllung, um den Käufer zum Kauf zu bringen. Sie verwirren eher den Anfänger, als dass sie ihm helfen. Sie sind also überflüssig. Der Zweck eines Lehrbuches liegt nicht darin, als Lehrer für kindische Experimente zu dienen.
[..]
Komposition ist Mittel, nicht ein Ende, und die vollkommenste Komposition rechtfertigt noch nicht ein belangloses Bild.

Andreas Feininger, Feiningers grosse Fotolehre, 1979 S.434

Licht und Beleuchtung

Licht und Beleuchtung: Das Medium des Fotografen ist das Licht. Abgesehen von groben Fehlern in der Aufnahmetechnik, ist das Licht wohl der wichtigste Einzelfaktor für die Ausdruckskraft eines Bildes. Seine Hauptfunktionen sind: 1. Bestimmt es die Belichtungszeit. 2. Im Wechselspiel mit dem Schatten ruft es die Illusion von Raum und Tiefe hervor. 3. Es verleiht der Aufnahme ihre Stimmung.
Leider schenken viele Fotografen nur Punkt 1 ihre Aufmerksamkeit und lassen Punkt 2 und 3 unbeachtet. Das hat voraussehbare Folgen, denn Licht ist weit mehr als nur ein ablesbarer Wert auf dem Belichtungsmesser oder bestimmte Helligkeitsabstufungen nach dem "Zonensystem".

Andreas Feininger, Feiningers grosse Fotolehre, 1979, S.24

Zufall

Angesichts eines besonders dramatischen oder erregenden Bildes hört man oft Ausrufe wie "Welches Glück hatte der Fotograf", und "Das muss doch wohl ein Zufallstreffer sein" Gelegentlich mag es eine Tatsache sein, dass der Fotograf ein solches Bild nur seinem Glück verdankt, aber meist ist es doch die wohlverdiente Belohnung für harte Arbeit.

Andreas Feininger, Feiningers grosse Fotolehre, 1979

Andererseits gibt es auch Überraschungsmotive, an denen die meisten vorbeigehen, sich aber dann, wenn sie sie in Bildform sehen, (etwa in einer Ausstellung oder illustrierten Zeitschrift – natürlich von jemand anderem aufgenommen), ärgerlich und neiderfüllt fragen: "Warum ist mir das bloss nicht aufgefallen? Wie konnte ich das übersehen; wo hatte ich meine Augen?" Zu typischen Beispielen dieser Art von Motiven gehören Grossaufnahmen gewöhnlicher Objekte – eine verwitterte Tür, eine Spiegelung in gekräuseltem Wasser, eine Wand, von der die Farbe abbröckelt, ein paar hohe, schlanke Gräser, gegen den Himmel gesehen – Motive mit wenigen, aber kräftigen Farben und wenigen, aber klaren, kräftigen Formen.

Andreas Feininger, Richtig sehen – besser fotografieren, 1973

In neuem Licht "sehen"

Bei der Motivwahl für euere Bilder kommt es nicht so sehr darauf an, was ihr seht noch wie ihr seht, sondern vor allen Dingen darauf, was ihr darin seht. Mit anderen Worten: Es ist weniger wichtig, wie ihr etwas fotografiert, sondern warum ihr es tut. Das Warum ist der Schlüssel zum Wie. Wenn ihr wisst, warum ihr ein bestimmtes Motiv fotografieren möchtet, dann ergibt sich das Wie ganz von selbst; es folgt aus dem Warum.

Andreas Feininger, Richtig sehen – besser fotografieren, 1973

Hier haben wir es also wieder mit einer Art des "Sehens" zu tun – diesmal mit dem geistigen Auge. "Sehen" im Sinne von "Was hat er bloss in ihr gesehen" ... "Sie sieht alles in rosigem Licht" ... "mit kritischem Auge" ... "Da sehe ich ziemlich schwarz" ... "Sehen Sie die Sache doch mal so an" ... "Plötzlich sah er sie in neuem Licht" ... usw. Es gibt so viele Arten des Sehens, so viele verschiedene Sichten.

Andreas Feininger, Richtig sehen – besser fotografieren, 1973

Verfremdungen

Andererseits ist die Jagd nach dem Ungewöhnlichen nur mehr der Neuigkeit willen meiner Ansicht nach ein witzloses Unterfangen, bei dem nichts weiter herauskommt als synthetische Trickkistenbilder. Beispiele dieser Art sind Aufnahmen durch vervielfachende Prismen, aus unerfindlichen Gründen durch farbige Folien hindurch fotografierte Farbbilder, oder Ansichten durch den Raster eines Belichtungsmessers – aus meiner Sicht reine Spielereien ohne Sinn und Verstand.

Andreas Feininger, Richtig sehen – besser fotografieren, 1973

Wird eine bestimmte Wirkung als Selbstzweck verwendet und gehört sie nicht als Bestandteil zum Bild, verliert das Bild den Zusammenhang mit dem Sinn des Motivs oder mit dem Charakter der Stimmung. Erregt es dann auch anfänglich Aufmerksamkeit, ist die unangebrachte Wirkung doch gleichzeitig die Ursache dafür, dass man das Bild als "billig" und "unecht" zurückwies, und damit wird die eigentliche Absicht vereitelt. Sinnlose Verzeichnungen, vulgäre Farben (Postkarten-Wirkung), kritiklose Verwendung von Filtern oder von farbigem Licht, Aufnahmen durch Trickeinrichtungen wie Prismen, strukturiertes Glas oder Zerstreuungsgitter, sind Beispiele dafür.

Andreas Feininger, Feiningers grosse Fotolehre, 1979 S. 446


Alex
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