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Das Federvieh fühlt sich auf dem Eis anscheinend wohl

Das Federvieh fühlt sich auf dem Eis anscheinend wohl

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Dietmar Guth


kostenloses Benutzerkonto, Koblenz

Das Federvieh fühlt sich auf dem Eis anscheinend wohl

Zu viel Eis: Jetzt ist die Mosel dicht
Koblenz - Zehn Zentimeter dicke Eisschollen und Eisflächen: Für die Schifffahrt ist die Mosel seit Donnerstag gesperrt.

Das sagte Günther Werner, Leiter des Wasser- und Schifffahrtsamtes (WSA) Koblenz, auf Nachfrage der RZ. Auch wenn es in der Nacht zum Mittwoch nicht ganz so kalt wie zuvor war, ist die Mosel für Schiffe einfach zu gefährlich geworden. An der Schleuse in Fankel hatte es bereits Probleme gegeben, berichtet Werner. "Die großen Schiffe schieben das Eis rein." Dann lassen sich die Schleusentore nicht mehr schließen.
Bereits am Mittwoch wurden Schiffe, die zu Berg fahren wollten, also flussaufwärts, in Koblenz gestoppt. Sechs bekamen so eine Zwangspause verordnet. Vier Einzelschiffe durften talwärts noch durch. Doch zwei Schubverbände mussten wegen ihrer großen Länge ebenfalls schon gestern anlegen.
Die beiden Eisbrecher "Josef Langen" und die brandneue "Wirbeley" wurden bereits oberhalb der Schleuse postiert. Sie werden vermutlich Anfang der Woche zum Einsatz kommen, wie Werner erklärt. Bis dahin ist nachts wieder mit Temperaturen im zweistelligen Minusbereich zu rechnen - und auch tagsüber bleibt es frostig. Erst zur Wochenmitte sollen dann am Tag wieder Plusgrade erreicht werden. Und erst dann ist es sinnvoll, das Eis zu brechen und kontrolliert über die mittlere Wehrwalze in Richtung Rhein zu schieben. Vorher ist die Gefahr zu groß, dass Eisflächen verkanten und wieder zusammenfrieren.
Doch brechen muss man bei passendem Wetter auf jeden Fall - man kann nicht einfach warten, bis es taut, wie Günther Werner betont. Wenn sich nämlich das Eis bei Tauwetter unkontrolliert in Bewegung setzt, können sich an engen Stellen der Mosel Barrieren bilden. Gerade in der Kombination mit leichtem Hochwasser kann es binnen kürzester Zeit zu Überschwemmungen kommen. "1997 war Alf bei so einem Fall innerhalb einer Stunde geflutet", erinnert sich Werner. Vor dem Zweiten Weltkrieg standen schon große Teile von Lay unter Wasser, Eis wurde in den Ort geschoben und beschädigte Häuser.
Das Eis muss also gebrochen und kontrolliert weitergeleitet werden. Und das ist alles andere als ungefährlich, wie Werner erläutert. Rund 30 WSA-Mitarbeiter aus Koblenz und Bingen sind im Eis-Einsatz - viele von ihnen zum ersten Mal. Daher wurde am Dienstag auch noch mal "geübt". Vor allem zwei Gefahren bestehen: Die Eisbrecher können vor das Wehr treiben und vom Eis eingeschlossen werden. Und: Wer in das 0 Grad kalte Wasser fällt, hat kaum Überlebenschancen. Nach ein bis zwei Minuten wird man darin bewusstlos. Und es ist sehr schwer, jemanden aus dem Wasser und zurück an Bord zu bringen - vor allem in der kurzen Zeitspanne, die demjenigen bleibt. Daher sind an Bord auch alle gesichert. Trotzdem werden alle WSA-Mitarbeiter mit äußerster Wachsamkeit an die Arbeit gehen, wenn ab Montag zum ersten Mal seit drei Jahren in Koblenz wieder Eis gebrochen wird.
Von unserem Redaktionsleiter Ingo Schneider
aus: Mainzer Rhein Zeitung vom 9.02.2012

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