Hartz IV! - Die Gesichter hinter dem (Un-) Wort

Rathaus Buchholz: 8. -20. Juni Rathausplatz 1
Öffnungszeiten des Rathauses: Mo 8-16, Di 8-18, Mi 7-13, Do 8-18, Fr. 8-13
Uhr
Stadtbücherei Buchholz 22. Juni - 8. Juli, Kirchenstraße 6
Öffnungszeiten: Mo. 10- 12 und 15 - 20 Uhr Di. + Do. 10 - 18 Uhr Fr. 14 - 18 Uhr Sa. 10 - 13 Uhr
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Worte zum Geleit von Dr. Rupert Seuthe, Süderelbe AG, Projektmanager "Reife Leistung - Süderelbe packt an!"

http://reifeleistung.info/content.php?id=1

Konterfeis gegen Klischees. Unter diesem Motto haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der 5.Jobfirma am Standort Buchholz Ende 2008 ein außergewöhnliches Fotoprojekt verwirklicht. Im Mittelpunkt dieses Projekts stehen Charakterköpfe: Ein gutes Dutzend eindrucksvoller Portraits von Frauen und Männern, die abstrakt-anonymen und stigmatisierenden Begriffen wie "langzeitarbeitslos" oder "Hartz IV" ein Gesicht verleihen. Und damit zugleich eine menschliche Dimension.

Urheber der Projektidee und im Wesentlichen allein verantwortlich für deren Umsetzung ist Sven Malke. Seine Motivation für die Fotoserie beschreibt der Buchholzer Bankkaufmann und Fotograf, der wie seine "Models" zur Belegschaft der 5.Jobfirma zählte, wie folgt:

"Als es im Rahmen der Jobfirma um die Erstellung der Bewerbungsunterlagen der Teilnehmer ging, kam mir die Idee, meine Fotografie aktiv in die Maßnahme mit einfließen zu lassen.
Da die Bewerbungsfotos der vorherigen Gruppen mit einer einfachen Kompaktkamera von den Dozenten der Grone-Schule erstellt wurden, bot ich an, meine vorhandene Ausrüstung zur Verfügung zu stellen, zumal ich mich bereits in der Vergangenheit intensiv mit dem Thema Porträt-Fotografie beschäftigt hatte.

Während der Aufnahmen, bei denen die KollegInnen mit sichtbarem Engagement z.T. als Kamera- und Beleuchtungsassistenten fungierten, kam die Frage auf: „Warum müssen Bewerbungsfotos eigentlich immer wie Bewerbungsfotos aussehen?“ Warum können solche Aufnahmen nicht einfach mal die Persönlichkeit und das Alleinstellungsmerkmal der Abgelichteten darstellen?.

Um die gängigen Regeln einzuhalten, fotografierte ich unsere Bewerber im klassischen Stil, nicht ohne jedoch eine überwiegende Zahl von Aufnahmen zu machen, die bewusst nicht dem gängigen Schema „Bewerbungsfoto“ entsprachen. Angesichts dieser Bilder kam mir die Idee, das Foto-Projekt „Jobfirma“ einer breiteren Öffentlichkeit vorzustellen. Da ich seit geraumer Zeit aktives Mitglied der fotocommunity und der VIEW-community bin, bot sich diese Plattform dafür an, zumal es sich nicht nur bei den Internet-Usern, sondern auch bei den Lesern des zum „Stern“ gehörenden Magazins um eine Zielgruppe handelt, die „sperrigen“ Themen gegenüber aufgeschlossen ist.

Nachdem die „Models“ und die Projektleitung der Reifen Leistung von diesem Gedanken überzeugt waren, wurde die neue Serie in meinem Portfolio bewusst provokant „HartzIV!“ genannt, um schon über diesen stigmatisierten Begriff die Aufmerksamkeit auf die Bilder und die Personen zu richten.

Aus der Serienbeschreibung ging klar hervor, dass ich mit dem Projekt die Absicht verfolgte, abseits der gängigen Klischees („flaschenbierfrühstückender Feinrippunterhemdenträger“) die Gesichter, die als wirklich betroffene Charaktere hinter dem mittlerweile eingebürgerten (Un)wort HARTZ IV stehen – Menschen wie Du und ich, Menschen mit Erfahrungen, die sie nicht mehr einbringen dürfen, mit einem Schicksal, wie es in der heutigen Zeit jeden treffen kann.

Im Laufe der Aufnahmen wurde immer deutlicher, dass Menschen, die nach längerer Zeit mal wieder eine sinnvolle Aufgabe bekommen – und sei es nur als Beleuchtungs-Assistent, der den Aufhellkarton in der richtigen Position hält – regelrecht aufblühen und aussehen, als könnten sie fliegen.

Dies einer möglichst breiten Öffentlichkeit zu zeigen, war mein größtes Anliegen und mein vielleicht etwas ungewöhnlicher persönlicher Beitrag zum Gelingen unserer „Jobfirma5“."

Die Ausstellung wird im Anschluß in Winsen/ Luhe, Lüneburg und im Bundesministerium für Arbeit und Soziales in Berlin präsentiert.