Hartz IV! - Gesicht zeigen gegen Vorurteile

Ungewöhnliche Foto-Ausstellung soll Zeichen setzen gegen negatives Bild von Hartz IV-Empfängern

kre Lüneburg. Zwei Bilder zeigen Bernhard, den "Vertriebs-Allrounder": Eines seriös in Anzug und Krawatte, das andere im Freizeit-Dress. Einige Fotowände weiter blickt Michael - die "Diplom-Biologische Allzweckwaffe" - dem Betrachter in die Augen: Mal nachdenklich, mal fröhlich lachend.

Insgesamt zwölf Porträts zeigt die Ausstellung, die am Montag im Foyer des Gebäudes 2 (Eingang H) der Lüneburger Kreisverwaltung aufgebaut wurde und dort noch zwei Wochen lang zu sehen ist. Charakterköpfe allesamt. Keine Hochglanz-Aufnahmen von ausdruckslosen, glattgeschminkten Model-Gesichtern. Sondern Schwarz-Weiß-Fotografien von Menschen, die mitten im Leben stehen. Von Menschen, die Hartz IV beziehen.

Die außergewöhnliche Fotoserie wurde im Rahmen des Beschäftigungspaktes "Reife Leistung ! Süderelbe packt an" realisiert.

Die Aufnahmen entstanden Ende 2008 in Buchholz/Nordheide unter der Regie des Fotografen Sven Malke, der wie seine "Models" zu diesem Zeitpunkt selbst arbeitslos war und damit zum Teilnehmerkreis gehörte.

"Wer Hartz IV bezieht, ist in unserer Gesellschaft schnell stigmatisiert, gilt als einer, der sich nur noch an der Bier- oder der Schnapsflasche festhält", erklärt Malke, der vor seiner zweiten Karriere als Fotograf Bankkaufmann war.

"Mit dieser Fotoserie wollen wir ein Zeichen gegen dieses negative Bild von Hartz IV-Empfängern setzen", erklärt auch Michael Niemeyer, Chef der Lüneburger Arge: "Die Ausstellung soll zeigen, dass hinter dem Wort Hartz IV Menschen stehen, die zwar arbeitslos sind, die aber nach wie vor Arbeit suchen und sich einbringen wollen."

Und noch etwas macht die Porträts-Ausstellung deutlich: Arbeitslosigkeit kann jeden ganz schnell treffen - gerade jetzt in Zeiten der Banken- und Wirtschaftskrise.

Die zwölf Fotos der Männer und Frauen hat Sven Malke fotografiert, für die optische Aufbereitung und Gestaltung der Ausstellung hat der Lüneburger Grafiker Ralf Podratzky gesorgt, der heute freiberuflich arbeitet, aber selbst Teilnehmer des Projektes war.

Die Ausstellung war bereits in Buchholz und in Hamburg zu sehen. Jetzt ist sie in Lüneburg "und wird später in Wiesbaden, in Coburg und in Berlin im Arbeitsministerium zu sehen sein", berichten Sven Malke und Ralf Podratzky. Damit haben die beiden zumindest bereits ein Ziel erreicht: Sie haben der Arbeitslosigkeit Gesichter gegeben.

Landeszeitung Lüneburg, 26.08. 2009

Die Ausstellung kann während der Öffnungszeiten Mo. - Fr. ab 8:30 besichtigt werden