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  • Matthias von Schramm 10. März 2022, 14:23

    Danke erst einmal für die Antworten - der französische Account ist als erstes zum anklicken erschienen, daher mein Fehler - hat ja auch so geklappt. ;)

    Meine Erfahrungen sind hier folgende. Je Komplexer ein Bild ist - die Elemente die ihr anspracht, desto mehr entstehen Diskussionen und auch längere Besprechungstexte, weil ja auch mehr zu sehen ist, schlichtweg. Je mehr Abstraktion zu sehen ist, etwas unvollkommen erscheint, bzw. bewusst nicht die Parameter Schärfe und Auflösung als erstes auffallen, desto eher wollen Menschen irgendwie über Kunst diskutieren, obwohl das gar nicht Anspruch des/der AutorIn war. Lediglich wurde der Begriff "Malen mit Licht" ernst genommen, oder ein Blick auf die Beta Ebene wurde konzentriert. Und das war das eigentliche Bild und nicht nur schlichtweg das, was darauf zu sehen ist. Das sind dann Motive, die wie andere Motive aussehen, oder an sie erinnern, bzw. Formensprache berücksichtigen.

    Ich glaube, dass ein Problem ist, dass das Gros der Amateure, welches sich von der FC angesprochen fühlt, sich auf die klassischen Grundsujets konzentriert, wo es allenfalls neben genügend Schärfe und Klarheit vielleicht noch um so Sachen wie um den "goldenen Schnitt" geht. Das war es dann aber schon. Hingegen gibt es in der FC aktuell einen relativ hohen Anteil an Portraitfotografie, wo das Thema Ausdruck eine große Rolle spielt und ein interessanter Parameter wäre. Auf Agora findet man so etwas ausgesprochen selten wieder, wie auch das sehr verbreitete klassische Landschaftsfoto, in dem aber die Landschaft selbst in Formen und Farben aufgeht und wiederum ein komplexes Gebilde wird.

    Insofern verstehe ich jetzt eure Erwartung besser, dass mehr unterschiedliche Fotos eingereicht werden und auch eure Würdigung eines jeden Fotos, was mich im Grunde sehr freut. Immerhin habe ich das dann mit dem umperfekten Foto richtig verstanden.

    Ich hatte neulich eine Diskussion mit einer Userin, die meinte, viele würden von Agora abgehalten werden, weil a.) Leute vom Agorateam mitdiskutieren unter anderen Accounts (keine Ahnung ob das stimmt) und b.) die Art der Diskussionen Anfänger und vor allem unsichere FotografInnen abhält.

    Ich entgegnete dem, dass ich Agora als Nische sehe, in der es eben die Möglichkeit gibt anders über Fotografie zu sprechen, dies kann und wird nie das Gros der KundInnen ansprechen können. Wenn ich in anderen Zirkeln diskutiere, dann treffe ich meistens auf eine homogenere Gruppe. Leica Historicaleute (und bin da Neuling und selbst eben Anfänger) unterhalten sich in Codeworten der historischen Produkte. LHOOM - ZUAHM oder so. Und ich verstehe zunächst nur Bahnhof, also bemühe ich mich zu lernen und mehr zu erfahren. Kann natürlich jemandem, der mit diesem Thema Jahrzehnte lang zuhause ist, nicht das Wasser reichen.

    Ich finde, hier schreiben sehr gute Beobachter, Gerry, Michael Menz, Eva, Felix und einige mehr, die Wissen und gutes fotografisches Gefühl vermitteln und von denen ich jedes Mal lerne, auch zunehmend solche, die einfach als Leute des Wortes ihr Wort mit dem großen ästhetischen Feld der Fotografie verbinden. Von all denen kann im Prinzip auch der absolute Laie profitieren. 

    Ich glaube einfach, dies hier ist eine Spielwiese mit Sprache die Freude am Bildbetrachten zu zeigen. Sich da sicherlich auch ein wenig auszutoben. Andere wiederum wollen das nicht und beziehen sich auf das geflügelte Wort des Bildes, welches mit mehr als tausend Worte spricht. In meinen Augen oft ganz falsch angewendet, weil die vielen Worte ja erfolgen, weil das Bild überhaupt existiert.

    Ein oft formulierter Vorwurf ist ja aber auch, dass zu viel in ein Foto hinein interpretiert wird. Auch da kann ich nur antworten, dass die Interpretationsangebote vorliegen. Sie haben keine Grenzen, weil Menschen nun einmal unbegrenzt viele Wie Vergleiche und ähnliches empfinden können. Oder als Antwort: Der / die FotografIn wollte doch "nur" ... mag sein, aber wenn es nur darum ginge, dann bräuchte man dieses Format nicht.

    Andere wiederum haben Probleme mit anderen Meinungen. Und da wird es dann wirklich auch schwierig zu antworten. Fotos sind nie absolut, aber sie haben alle technisch gesehen die gleiche Herkunft und historisch gesehen wurden damit bestimmte Absichten verbunden. Das Ganze hat sich zwar mit der Zeit etwas verwässert und ist profaner geworden, weil Fotografie für die allermeisten Menschen ein sehr schnelllebig verbrauchtes Medium sind. Das Selfie mit ... ist vermutlich neben Sehenswürdigkeiten auf Reisen das meist Fotografierte und die allermeisten haben kein Interesse mehr sich neben dem Smartphone auch noch mit sowas wie einer Fotokamera zu beschäftigen.
  • Clara Hase 10. März 2022, 15:09

    Zitat Agora:
    Agora Bilddiskussion intensiv

    Was verstehst Du unter "Fotografische Wissenseinteilung"?
    Horizont, Linien, Bezugnahme auf irgendwas - Farben - Konturen * Schärfe Kontras, Licht Schatten usw
    also sehen ohne daran zu denken
    Bildformat, Einpassung in das selbige usw usf - so geschult bin ich leider auch nicht
  • Agora 3.0 - Bildbesprechung intensiv 10. März 2022, 16:01

    @Matthias von Schramm     

    Wir haben hier quasi die gleiche Sicht, wie Du es skizzierst, Matthias

    Zur Bildbetrachtung - es gibt so viele Möglichkeiten und die Gestaltung ist nur eine davon. Was ja auch manchmal in den Beiträgen genannt wird, sind Referenzen, die Erläuterung von Symbolen, die von Dir genannte Meta Ebene und so.
    Das macht es für uns so interessant: Zwar gibt es Anfänger und Experten - aber diese Einteilung ist weniger deutlich, als man denkt. Ein Fotoexperte wird staunen, was ein Fotoanfänger, aber Motorexperte über ein Foto eines Motors sagen kann. Daher würden wir so eine Einteilung, die oft in der fotocommunity verwendet wird, nicht verwenden. 
    Wir richten uns an Menschen, die lernen wollen. Zur Bildbetrachtung gehört aber auch Wissen. 
    Wenn also jemand sagt: “Das Foto sagt mir nichts”, kann man das auch verstehen als: “Ich weiß zu wenig und das Foto erzählt mir seine Geheimnisse nicht”. Wer sich dann nicht öffnet und nicht dazu lernen mag, kommt nicht weiter.
    Je mehr jemand schon gesehen hat, desto vermeintlich einfacher gelingt es, ein Foto zu erarbeiten. Es fliegt einem ja nicht zu und jeder hat irgendwann angefangen. Wir fangen immer wieder neu an. Wir sind keine Experten, wir sind Lernende. Neugier hilft hier mehr als Wissen. - und beides zusammen ist ein Schlüssel.

    Die Zielgruppe: in der fotocommunity will jeder Anfänger ohne eigene Investition Experte sein, weil die fotocommunity suggeriert: “Jeder kann Verbesserungsvorschläge machen” - und übersieht dabei, dass man doch erstmal lernen sollte wie man sieht. 
    Wobei Agora dann trotzdem den Raum bietet, sich zu äussern. - oder wie Du kürzlich vorgeschlagen hast Fragen zu stellen.
    Die vielen Agorafotos, die bereits besprochen wurden sind unserer Ansicht nach eine gute Basis zu lesen, wie Fotos betrachtet werden können.
    Unsere Einstellung hier ist: Jeder kann einen Teil beitragen und den Rest von Anderen lernen. Ein “Anfänger” kann Sachen sehen, die ein “Experte” nicht sieht. 
    Wir haben Vertrauen in die TeilnehmerInnen, wenn sie sich ohne Druck in die Betrachtung geben, gute Kommentare schreiben können. Es ist der eigene Druck, der Emotion gegen das Foto aufkommen lässt. :) 
    Wir hoffen, dass die “Agora Fragen” helfen, Druck zu nehmen.
    Agora ist slow-food. - Lange Betrachten, nachdenken, nochmal hinschauen - schreiben.

    Die Diskussion mit der Userin. 
    Danke für Deine Antwort an sie. 

    Wir denken, dass alle lernen können - in vielerlei Hinsicht: Im Aufschreiben der eigenen Gedanken während der Betrachtung, beim Lesen der Kommentare, die sich auch intensiv mit dem Foto befasst haben. - Wir glauben, dass hier jeder vom anderen lernen kann. Wir lernen jedesmal dazu. Auch die von dir benannten TeilnehmerInnen, bestimmt.
    Der Kommentar von Bernadette O., den sie gestern schrieb, passt auch sehr gut dazu.

    Zustimmung zum Rest.
  • Agora 3.0 - Bildbesprechung intensiv 10. März 2022, 16:14

    @Clara Hase   
    "Heisst, ich sehe was - was du nicht siehst? Also tatsächlich Elemente im Foto - nicht Fotografische Wissenseinteilung?"

    Danke für Deine Erläuterung. Nun zur Frage.
    Es heißt dass Agora Freiheit gibt. Es gibt viele Wege auf ein Foto zu schauen. Kein Weg ist verboten. 
    Wenn jemand beschreibt, dass ein Foto glücklich macht oder wütend und das nachvollziehbar beschrieben wurde, dann ist das doch erhellender, als wenn jemand erkennt dass ein goldener Schnitt verwendet wurde, oder nicht?

    Wir würden das aber nicht "ich sehe etwas, was Du nicht siehst" nennen, weil das unterstellen würde, dass irgendwas versteckt ist, das gefunden werden muss. Wer es nicht findet ist doof. 
    Das ist Kindergarten, aber nicht Agora.