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  • Bastian Humpert 24. April 2018, 22:18

    Hallo Wolfgang,
    der Schlüssel für hochauflösende Mond- und auch Planetenaufnahmen ist das Stacken möglichst vieler (einiger hundert) Einzelaufnahmen. Dadurch löst man zwei Probleme: Die Unschärfe und Verzerrung einzelner Bildbereiche durch die Atmosphäre und das Rauschen der Einzelbilder. Das gestackte Summenbild kann anschließend in einem Maß geschärft werden, wie es mit einem Einzelbild nicht möglich wäre. Die Einzelaufnahmen nimmt man am besten in Form eines Videos mit einer schnellen Kamera auf. Dabei muss die Kamera (samt Teleskop) natürlich nachgeführt werden, um die Erddrehung zu kompensieren. Für ein komplettes Mondbild werden auf diese Weise Detailbilder von einzelnen Mondbereichen gemacht (die sich natürlich genügend überlappen müssen), und diese werden anschließend zu einem Mosaik zusammengefügt. Die verwendete Software ist übrigens durchweg Freeware.
    Viele Grüße, Bastian
  • Wolfgang Plamper 24. April 2018, 23:06

    Jetzt fallen mir doch gleich ein paar hundert Fragen ein. ;-))
    Momentan befasse ich mich mit Panoramen zum Thema Milchstraße. Viele User stacken die Bilder ebenfalls.

    1.) Was kann ein gestacktes Astro-Bild?
    Kann es mehr Bildinfos bieten, wie ein einzelnes Bild? Oder vermindert sich nur das Rauschen im Gesamtbild.

    Ich sehe, dass viele User ein gestacktes Bild so beschreiben: "3 x 20 Sek gestackt, das sind dann 60 Sek Belichtungszeit insgesamt". Und an dem Punkt habe ich entweder einen Denkfehler, oder der Bildbeschreiber macht einen. Wenn ich ein Bild 3 mal aufnehme und dies dann stacke, dann kann meines Erachtens nicht die Belichtungszeit mal 3 genommen werden, denn die Bildinfos vermehren sich ja nicht. Im Grunde könnte ich auch 3 Kopien des ersten Bildes machen. Da sehe ich keinen Unterschied.

    2.) Und dann habe ich noch eine kleine Reisemontierung, die Skywatcher Star Adventurer, da fehlt mir das know how zum *präzisen* Einnorden ohne App. Und das können mir noch nicht einmal die Leute hier aus meiner Umgebung von den Astrovereinen erklären. Die meinen, das müsste eine App erklären. No, das ist nicht mein Ding. ;-)) Ich will das verstehen und mich nicht dieser App-Adresse bedienen.

    Bin gespannt auf deine Antworten.

    Beste Grüße Wolfgang aus dem noch warmen Nordhessen.
  • Bastian Humpert 25. April 2018, 20:12

    Hallo Wolfgang,

    ich versuche mal Deine Fragen mit meinem derzeitigen Kenntnisstand zu beantworten.

    zunächst zu Deiner ersten Frage:
    Bei Langzeitbelichtungen wird durch das Stacken das Rausch- Signal- Verhältnis verbessert. Das Rauschen hat ja mehrere Ursprünge: Zufälliges "Photonenrauschen", Dunkelrauschen und Verstärkerrauschen. Wenn wir eine Langzeitbelichtung vom Nachthimmel machen, haben wir neben dem eigentlichen Bildsignal (Licht von Sternen, etc.) eben auch das Rauschen. Durch das Stacken mehrerer Bilder wird der Helligkeitswert von jedem Pixel quasi gemittelt. Das Bildsignal ist dabei auf jedem Bild vorhanden, während das Photonenrauschen zufällig verteilt ist, und sich so rausmittelt. Das Signal-Rausch-Verhältnis verbessert sich mit der Wurzel der Anzahl der gestackten Bilder.

    Eine größere Anzahl (gestackter) Kurzzeitbelichtungen ersetzen aber nicht eine kleinere Anzahl Langzeitbelichtung, wenn es darum geht, dunkle Objekte einzufangen. Denn wenn z. B. in einer Kurzzeitbelichtung nicht auf jedem Bild ein Bildsignal eines dunklen Himmelsbereiches vorhanden ist, dann wird das Bildsignal (welches nur auf einigen Bildern vorhanden ist) beim Stacken wie ein zufälliges Rauschsignal auch rausgemittelt.

    Man sollte daher so lange wie möglich belichten und gleichzeitig möglichst viele Aufnahmen machen, die anschließend gestackt werden.

    Bleibt noch das Dunkelrauschen, Hotpixel, sowie das Verstärkerrauschen. Bei diesen Rauscharten handelt es sich größtenteils um systematisches Rauschen. Dieses entsteht aber auch, wenn kein Licht auf den Sensor trifft. Weil das Rauschen systematisch ist, kann es nicht durch das Stacken entfernt werden. Man kann es aber durch das nachträgliche Kalibrieren der Bilder mit Darkframes und Biasframes entfernen. Dazu nimmt man Bilder mit abgedecktem Objektiv auf. Da kein Licht auf den Sensor gelangt, ist auf diesen Bildern nur Rauschen vorhanden und kein Bildsignal.

    Wenn Du mehr erfahren möchtest, kannst Du z. B. hier mal nachlesen: http://deepskystacker.free.fr/german/

    Zum Einnorden schreibe ich gleich noch etwas...

    Besten Gruß, Bastian
  • Wolfgang Plamper 25. April 2018, 21:17

    Vielen Dank für deine sehr differenzierte Anwort. (Werde ich mir gleich mal kopieren).
    Beste Grüße
    Wolfgang