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Wenn aus Gefühlen Lieder werden

Wenn aus Gefühlen Lieder werden

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Kerstin Ehmke-Putsch


Premium (World), Solingen

Wenn aus Gefühlen Lieder werden

dann geht´s mir richtig gut.
Auch wenn ich dabei weine.
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8 Jahre alt - 1945 - mein Onkel

Ihm und meinem Großvater Fritz, gefallen in Russland 1941, ist dieses Lied gewindmet:

Sie haben Euch einfach abgeholt
Sie haben Euch nicht gefragt, ob Ihr wollt
Sie Haben Euch stattlich uniformiert,
Euch nicht gesagt, daß man in Rußland für´s Vaterland friert.
Sie haben dir irgendwas vorgelogen
Vielleicht hast Du´s geglaubt und Dich selbst betrogen.
Die anderen hat es nicht interessiert
Was mit Frau und Deinen 2 Söhnen passiert.
Sie haben Euch einfach nur ausstaffiert
Und nicht gefragt, ob Ihr in Stolz oder in Angst marschiert.
An meinem Geburtstag haben sie Dich gezogen
32 Jahre vor mir haben sie Dich belogen.

Der Krieg rief ins Feld und Du bist gekommen,
er hat nicht nur Dich auch Dein Kind mitgenommen,
dem man in dieser Zeit nicht mehr helfen konnte,
von ihm blieben nur auf dem Grabstein die Worte:

Viel zu früh verliessest Du die Deinen
Die nun an Deinem Grabe um Dich weinen.


Wie war das für Dich als Du losziehen mußtest?
Gingst du aufrechten Gangs oder gebückt und gefrustet?
3. Kompanie, erstes Batallion 4 5 8
hast Du von da an bis zum Tode überhaupt noch mal gelacht?
Wie der Mann dort auf dem Foto, man sagt, es sei von Dir.
Damals wußtest Du noch nichts vom Krieg, noch nichts von mir.
Deine Frau hat in der Zeit noch zwei Söhne geboren,
der den Wahnsinn überlebte, ist mein Vater geworden.
Hattest keine Zeit mehr, ihn zur Schule zu bringen
Oder seinem kranken Bruder ein Schlaflied zu singen.
Dieser Krieg hat eine heile Famlilie zerstört,
Dir Dein Leben genommen, das dir viel zu kurz gehört.

Viel zu früh verliessest du die Deinen
Uns bleibt nicht mal ein Grab um dort zu weinen.

Deiner Frau blieb nur der Brief von der 9. Kompanie
„Sehr geehrte Frau Ehmke, am 11.10. fiel
Ihr Mann Fritz Ehmke in einem Waldgefecht...
...den Heldentot für Großdeutschland in tapferer Pflicht...“
Und man spricht von einem schnellen, schmerzfreien Tod,
ob das stimmt oder nicht, das weiß sicher nur Gott.
Bei Kolscherro soll wohl ein Holzkreuz stehn
An einem Einzelgrab, mit einem Schriftzug versehn.
Und dann folgen in dem Brief die Formalitäten,
meine Oma wird zur Wehrmacht-Versorgungs-Dienststelle gebeten.
Dann folgt: „...Möge die Gewißheit, daß Ihr m
Mann sein Leben
Für den Bestand von Führer, Volk und Reich hat hingegeben
Ein Trost sein in dem schweren Leid, daß sie getroffen hat...“
Welch ein Trost, welch eine Farce, wie schizophren und wie platt!

Viel zu früh nahmen sie Dich den Deinen,
die Dich noch brauchten und um Dich weinten.

Und nun liegen sie vor mir Deine Unterlagen
Sogar noch der alte Wehrpaß mit Größenangaben.
Mit 10 Schlachten aus denen Du heil raus gekommen,
in der Elften hat man Dich den Deinen weggenommen.
Deine Familie hätte so gerne noch mehr von Dir gehabt
Und alle hätten Dich gebraucht,
vor allem, als der Kleine starb.


Dieser verdammte Krieg
Fordert heute noch Opfer, hat keinerlei Sieg.
Hat meiner Oma den Mann und den Sohn genommen
Hat meinem Vater den Vater und den Bruder genommen.
Mein Opa und mein Onkel, ich hätte Euch so gerne mal zu sehn bekommen.
Dieser verdammte Krieg

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