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Vor 75 Jahren.....

Vor 75 Jahren.....

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Markus Grünthaler


kostenloses Benutzerkonto, Sulzbach-Rosenberg

Vor 75 Jahren.....

....sah es im Hochofenwerk der Maxhütte noch so unheimlich aus!
Wir blicken vom heutigen Werkstor 1 HO auf die alte Hochofenlinie mit dem, damals ersten in der Reihe, Hochofen VI.
Im Vordergrund führen die Gleise der werksinternen Schmalspurbahn auf den Ur-Schlackenberg. Die Schlacke wurde mit kleinen Kipploren (Teil im Vordergrund) und einer B-Kuppler Dampflok, die sog. Schlackenberglok, auf den Berg geschoben und oben von Hand gekippt!
Links am Bildrand die ehem. "Bullenbude", in diesem Gebäude wurde das Rohmaterial für die sog. Bullen, die Tonpfropfen für den Verschluß des Stichloches nach dem Abstich, gelagert. Diese Gebäude steht nicht mehr, an seinem Platz wurde 1958 die Gießhalle für den 1959 neu erbauten Hochofen III errichtet.
Darüber sieht man den Schrägaufzug I mit dem Motorwindenhaus.
Vor dem Hochofen VI der kleine Turm der Schlackengranulation, mit Granulierbecken, Schrägband und Granulationsbunker. Unter diesen Bunker fuhren die Kipploren zum Befüllen und Abtransport der Schlacke auf die Halde.
Interessantes Detail auf der Gichtbühne des Ofens: Einfacher Gichgasfang und die Anlagen der Hängebahn zur Begichtung des Ofens. Die Öfen der 3. Generation in der Hütte hatten alle noch keine Doppelgichtglocken und die Möllerführung sowie die Möllersäule wurde über handverstellbare Rutschen auf der 2. Ebene (Unterhalb der Gicht) verteilt und kontrolliert!
Das Holzgebäude am rechten Bildrand stammt noch aus den Gründerjahren der Hütte und war für die Koks-und Zuschlagstofftrocknung gedacht.
Die Cowperesse rechts steht heute noch, währenddem die Esse im Hintergrund 1992 gesprengt wurde.
Auf dem freien Platz vor dem Ofen fand zur damaligen Zeit noch die Vorbereitung und Instandhaltung der Blasformen im freien statt. Einziges Hilfsmittel war der kleine festmontierte Auslegerkran.
Dort wo dieser Kran steht wurde 1959 der Grundstein und das Fundament des neuen Ofens III gelegt, der auch heute noch steht und bis zuletzt die Roheisenbasis der Hütte war.
Der hier sichtbare Teil des ersten Schlackenberges exsistier noch ist aber abgestützt mit einer Betonmauer und auf ihm führt heute eine Werksstrasse zur obersten Ebene der Hütte auf der sich die Erhaltungsbetriebe und das Kraftwerk befinden.

Diese stimmungsvolle Aufnahme aus dem Jahre 1929, zeigt eine Ur-Maxhütte wie sie über Jahrzehnte bestand. Damals wares sehr harte Arbeitsbedingungen die die Kollegen am Hochofen zu bewältigen hatten. Diese Bedingungen haben sich, mit einigen Ausnahmen und Änderungen im Produktionsablauf, bis zuletzt nicht wesentlich geändert. Die Arbeit im Hochofen war hart und gefährlich aber auch faszinierend zugleich. Ich kenne keinen Kollegen von den Öfen die freiwillig ihren Hochofen-Arbeitsplatz verlassen hätten! Keinen...!

Bild stammt aus dem Archiv meines Vaters und wurde von Daniel freundlicher Weise auf FC-Tauglichkeit gebracht! Danke Kumpel!

Kommentare 9

  • Andreas Grav 13. Januar 2004, 22:54

    Bin spät dran, aber gestern ging hier ja nichts mehr...

    Trotzdem eine atemberaubende Aufnahme. An sowas kann man sich garnicht sattsehen. Unersetzbare Eindrücke hast du da in deinem Archiv.... Da kommt hoffentlich noch mehr.

    Andreas.
  • Harald Finster 11. Januar 2004, 22:27

    Nicht zu fassen! Ein phantastisches Bild!
    Und wie immer ein toller Kommentar dazu.
    Gruß Harald
  • Jörg Schönthaler 11. Januar 2004, 22:03

    wieder ein echter hingucker diese historische aufnahme.auch die erklärung von dir ist wie immer einwandfrei.
    grüße jörg
  • Markus Grünthaler 11. Januar 2004, 21:51

    @CB: 1. Ja das sind die Gleise der Schlackenbahn.
    2. So in etwa könnte das hinkommen.
    3. Es stehen alle auf dem Bild sichtbaren Cowper noch, bis auf die beiden hinter dem Kamin, hier stehen heute die Anlagen der Gasreinigung. Cowper 2/3/4, von der linken Linie die letzten drei, stehen noch sind aber zu einem Drittel abgeschnitten und komplett entkernt!
  • indugrafie (punkt) de 11. Januar 2004, 21:43

    Solche Aufnahmen sind goldwert und jedesmal wunderbar anzusehen!!! Wieder einmal super Erklärung. Mehr kann und brauch mal nicht sagen.

    Gruß Björn
  • Michael O. L. 11. Januar 2004, 21:32

    ohh noch sehr "rustikal" ... beeindruckend sieht da aber noch sehr überschaubar aus...
    schöne erklärung dazu...gibt einen schönen überblick

    gruss micha
  • Christian Brünig 11. Januar 2004, 21:30

    Klasse Dokument und Dank für die Erläuterungen!
    Fragen:
    1. Mit der Schlackenbahn meinst Du die krummen Gleise rechts im Foto?
    2. Kann es sein, dass der Standort etwas oberhalb des heutigen Hochofen-Tores ist? Meiner Erinnerung nach ist dort eine Ebene, etwa 50 m rechts geht es hoch?
    3. kann es sein, dass noch 1 oder 2 Cowper von diesme Ofen stehen?
  • Michael Masur 11. Januar 2004, 21:26

    Welch ein historischer Schatz... wie immer mit fundierten Hintergrund-Infos. Die fotografische Qualität ist da fast schon zweitrangig - zumal das Foto ja leider nicht mehr reproduzierbar ist :-(
    Das Bild ist insgesamt etwas flau. Hier könntest du eventuell ein wenig an der EBV-Gradation "schrauben".
    Gruss, Michael
  • Eberhard Kamm 11. Januar 2004, 21:24

    Ich freue mich schon auf das nächste !!
    Deine Erklärungen sind klasse !!

    LG Eberhard