Sehenswürdigkeit!
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Kommentare
69
Die Diskussion für dieses Foto ist deaktiviert.
Agora 3.0 - Bildbesprechung intensiv 11. September 2022, 7:44
Die Diskussion hier ist nun beendet.Agora wird fortgesetzt hier:
Agora 3.0 - Bildbesprechung intensiv 10. September 2022, 9:32
togilsaram schreibt:"Vielen Dank für die anregende und – zumindest für mich – interessante Diskussion. Dabei ist mir besonders aufgefallen, dass trotz der wenigen Anhaltspunkte versucht wurde den Aufnahmeort zu bestimmen. Also, Meeresstrand ist richtig, jede weitere richtige Vermutung wäre ein Glückstreffer gewesen. Etwas enttäuscht war ich darüber, dass der Titel „Sehenswürdigkeit“ kaum diskutiert wurde.Es handelt sich hier um ein spontan entstandenes Foto. Die Gegenstände lagen so wie sie zu sehen sind und wurden in keiner Weise arrangiert. Sie wurden so vom Meer angespült. Das gelbe Stück Plastikfolie ist umgebogen, darunter sieht man die graue Rückseite. Über die ursprüngliche Verwendung weiß ich nichts. Der Schuh hat eine normale Größe, die Perspektive verkleinert ihn wohl etwas. Ob die Reuse wirklich eine Reuse ist vermag ich nicht zu sagen. Dafür scheint sie mir eigentlich zu klein.
Ein politisches Statement (Vermüllung der Umwelt) soll das Foto nicht sein und auch kein fotografisches Meisterwerk. Einfach ein Schnappschuss von dem ich mir eine interessante Diskussion in Agora erhofft habe. Vielen Dank an diejenigen die in dem Foto einen Ansatz von Kunst sahen – aber das ist wohl doch etwas übertrieben
Für mich hat das Bild eine besondere persönliche Bedeutung, darüber weiter unten mehr. Deshalb auch der Titel „Sehenswürdigkeit“, der sich höchstens in satirischer Weise auf die abgebildeten Gegenstände bezieht. Im Übrigen war der Strand bis auf diese Stelle müllfrei, wahrscheinlich hat mich auch das zu dem Foto animiert.
Zum Foto: Es entstand im Oktober 2004 mit der Canon Powershot A95 am Strand vor dem Grab von König Munmu - 35°44'16" N 129°29'4" E. (1/100s, f 5,0, 16mm). Damals fotografierte ich noch überwiegend analog, die Canon A95 war meine erste Digitalkamera die brauchbare Fotos lieferte.
Zur Geschichte des Fotos: Seinerzeit studierte meine Tochter in Seoul und ich besuchte sie für einige Wochen. An einem Wochenende unternahmen wir einen mehrtägigen Ausflug nach Gyeongju (von 57 v. Chr. bis 935 n. Chr. Hauptstadt des Silla-Reiches). Die ganze Stadt und Umgebung wird auch als „Museum ohne Dach“ bezeichnet und gehört zum UNESCO Weltkulturerbe. In der Vorbereitung fiel mir in den Reiseprospekten immer wieder das rund 30 Kilometer von Gyeongju entfernte, an der Pazifikküste liegende Wassergrab von König Munmu (626–681) auf. Ich konnte mir aber kaum vorstellen, dass sich ein Abstecher zu diesen 200 Meter vom Strand entfernten Felsen lohnen würde.
Nach den üblichen Besichtigungen wollten wir am letzten Tag noch ein wenig Abenteuer erleben und setzten uns in einen Bus in Richtung des kleinen Fischerdorfes Gampo. Straßenmarkt, Fischereihafen und Trockengestelle mit Tintenfischen boten unzählige Motive. Letztendlich konnte mich meine Tochter dann doch zu der einstündigen Busfahrt, am Meer entlang, zum Grab von König Munmu, überreden. Außerhalb der Saison war es hier, zur Top 10 der Reiseziele in dieser Region gehörend, menschenleer, alle Souvenir- und Imbissstände geschlossen. Eine surreale Stimmung, die mich in den Bann zog. Als dann noch eine Gruppe Koreaner auftauchte die am Strand vor dem Grab eine buddhistische Zeremonie abhielten verschwand meine abwertende Haltung zu den Felsen vollends.
Die Bedeutung des Fotos für mich: Bei diesem Ausflug entstanden viele Fotos die auch heute noch, so oder ähnlich, von jedem Fotografen festgehalten werden könnten. Das „Strandgut“-Foto ist für mich jedoch einmalig und spiegelt nicht nur die „Sehenswürdigkeit“, sondern den ganzen Tag mit seinen Erlebnissen und Abenteuern wieder."
Gardin 8. September 2022, 16:04
Ich sehe den kleinen Abschnitt eines Kiesstrandes, wie das Meer ihn zurücklässt wenn es sich zurückzieht. Das scheint schon einige Zeit her zu sein, denn die Steine, das "Treibholz", der Schuh, das Netz usw. sind trocken.Das Netz liegt dekorativ umrandet vom hellem Holz auf den Steinen, so ausgerichtet, dass die hellblauen Schnüre und der rote Verschluss, (Öffnung?) gut zur Geltung kommen. Der gelbe Tapeten- oder Teppichrest ein schöner Farbklecks zwischen Netz und Schuh.
Und weit und breit kein Sand, keine kleinen Muschelreste, kein Schlick, kein Tang. Das ist ungewöhnlich.
Reinhold Becker 7. September 2022, 17:08
Es könnte eine dokumentarische Aufnahme sein welche uns zum Nachdenken über die Vermüllung anregen kann.Gerd Scheel 7. September 2022, 15:52
Meine Assoziation war sofort.dass es ein ewig langer Steinstrand
und ein Paradies für Steine Sammler und
Treibholzsammler ist und die angeschwemmte Reuse und der Schuh der Auslöser für das Foto
waren. Die Sammler am Travemünder Strand wären jedenfalls begeistert und wir
würden noch mehr kunstvoll bemalte
oder mit Sprüchen verzierte Steine finden.
Und beim Treibholz, das finden wir
dann auch in Travemünde, veredelt. :)
framebyframe 7. September 2022, 15:47
Bei diesem roten Blickfänger wäre sicher auch Man Ray in die Hocke gegangen und hätte sich inspirieren lassen zu dem bekannten Bild mit den Lippen.... Zumindest hätte man das gelbe Plastikteil und den dummen Schuh aus dem Arrangement kicken sollen. Dann mal in die Knie und den Eyecatcher als echtes Foto präsentieren. Die Äste wirken wie Überreste eines nicht entzündeten Lagerfeuers. Die weisse Latsche ist gewiß nicht als Sehenswürdigkeit durchgehen zu lassen. Da kniet man nieder. Hat jemand die Kiesel gezählt?Matthias von Schramm 7. September 2022, 7:46
Das Bild baut nicht sonderlich auf Hierarchien auf. Einzig und allein der "rote Reusenmund" bildet das Zentrum eines Arrangements, welches zufällig entstand und vermutlich nicht von der/dem AutorIn so hingelegt wurde. Nach meiner Erfahrung findet man so etwas genau so vor. Inhaltlich geht es in dem Bild für mich auch nicht um die Vermüllung der Umwelt, nur weil da Reste von irgend etwas zu sehen sind. Ein Schuh, ein wenig Kunststoffmund am Netz, ein paar Plastikteile. Eine Darstellung dessen, was wirklich problematische Verschmutzung wäre, würde viel drastischer ausschauen.Das Bild ist so wie es ist eines, welches eine Unzahl an Assoziationen und Erinnerungen in mir weckt, die ich gar nicht aufzählen kann und auch nicht werde. Z.B. erinnert es mich an meine ersten Gehversuche für Ausstellungen. Eine Mappe zeigte Bilder von Schuhen. Schuhe an üblichen Orten, wie an Füßen von Bühnenmenschen, in Schuhschränken, vor der Wohnungstür, aber auch arrangiert in den Bäumen, oder auch weggeworfen oder verloren. Ein symbolträchtiges Kleidungsstück, welches den Menschen durch sein Leben trägt, dass in vielfachen Modeformen hergestellt wird, Teil von Sammelleidenschaften ist und seit langer Zeit in gentrifizierten Gegenden sehr gerne mit Wein und anderen teuren alkoholischen Getränken verkauft wird. Da stehen die Schuhe mit den Flaschen gleichwertig nebeneinander im Schaufenster.
In der Tat wirkt dieses hübsche Bild mit dem fast ein wenig vulgären Mund sicherlich in einer Serie ähnlicher Arrangements deutlicher. Es wäre wirklich eine anspruchsvolle Fotoaufgabe für Fotoschüler, solche Fundstücke in Reihe zu setzen und eine vernünftige Wirkung miteinander zu erzielen. Es zeigt, wie schwierig es ist, bei so etwas "Zufälligen" das Ende an den Steinmusterrändern so zusetzen, dass sie die Endlichkeit des Ausschnittes würdigen. Das ist hier recht ordentlich gelungen, sehr unspektakulär. Die freundlichen hellen Farben erinnern an Sandburgen, bzw. auch Kitsch-Steinchen-Bilder in pädagogischen oder therapeutischen Einrichtungen. Der Inhalt aber gottlob nicht, der ist komplexer und würde in Reihe einer Ausstellung würdig sein, in der es Sinn ergäbe, keines der Exponate heraus ragen zu lassen - evtl. es sei dem einem Arrangeur von zufällig vorgefundenem fiele dazu etwas anderes ein. Letztlich ist die Frage Zufall oder nicht?, allerdings auch gar nicht vorrangig.
Zur Bewertung "großartig" eines meiner Vorschreiber möchte ich mich dann doch nicht hinreissen lassen, aber sehr sehr anregend. Eine feine Vorlage, vor allem um selbst mal wieder in den Bildergebnissen der eigenen Wurzeln zu schauen, zu einem Zeitpunkt, wo man noch alles sicher wusste, bzw. dieses glaubte. Die Irrtümer und die Erkenntnisse darüber folgten später.
Georg Henkes 6. September 2022, 22:41
Ein großartiges Bild, weil es assoziiert und nicht berichtet. Sollte Kunst - hier die Kunst des fotografischen Abbildens - nicht eher Fragen stellen, Rätsel aufgeben, als Antworten liefern ? Hier war kein Zeitungsreporter unterwegs, der den Tatort fotografierte, sondern das Auge des Künstlers, der das Besondere, Fragwürdige, Widersprüchliche, sieht und einfach nur "abbilden" will, Natürlich kann man jetzt unendlich Verschiedenartiges interpretieren. Gerade das wollte der Fotograf vielleicht beabsichtigen - alles kann, nichts muss ! Einfach nur schauen ... sich von Gedanken treiben lassen ...Hotzenwäldler 6. September 2022, 19:43
Nun, ich schaue mir jetzt seit Sonntag immer wieder diese Aufnahme an, lese die bis jetzt veröffentlichen Anmerkungen, es kommt bei mir nichts an, keine Idee. Werde aber mit Interesse weiterlesen.Clara Hase 5. September 2022, 22:46
Wolf Schroedax 5. September 2022, 21:46
Die Reuse dürfte ihre Funktion am Ende eines Schleppnetzes mit/in den Dolly Ropes ausgeübt haben, um auch kleine Fische oder Krabben zu erwischen....Mittelosteuropa-Entdecker 5. September 2022, 15:28
Die Kunststoff-Vermüllung der Welt ist ein überaus wichtiges Thema, gestalterisch fehlt allerdings der Kick im Bild. Alles gleichmäßig ausgeleuchtet und brav scharf, ein Dokumentationsfoto weitgehend ohne persönliche Handschrift also. Es könnte sein, dass dieses Arrangement neben einem bewegten Gewässer tatsächlich wie gezeigt vorgefunden wurde. Bei Reusen kenne ich mich nicht aus, aber wegen so stark gebleichtem Holz und einigen untergemischten Feuersteinen tippe ich auf die Ostsee.Gerhard Körsgen 4. September 2022, 19:21
Eine Art Wimmelbild mit Hauptmotiv und Nebendarstellern."Ein "großmäuliger Vamp" beherrscht die Szene: Nicht Marco Reus sondern Margit Reuse ist auf Draht und schwingt ihre punkigen Strähnen.
Mister Mellow Yellow beäugt hochnäsig dieses Geschöpf während der Schnürsenkel-Barracuda auf dem Tret-Boot hämisch lacht.
Vertrocknetes Totholz bildet das Gerippe für diesen gefühlten Leichnam in der Steinwüste.
Mister Guppy ganz rechts unten grinst sich eins."
Pareidologen haben also ihren Spaß hier.
Die lakonische Art der Abbildung wirkt nahezu ungestaltet, aber es kann auch ein geübter Blick auf Beiläufiges sein für den es selbst eines Blickes bedarf um DAS zu sehen.
Kann. Mitunter "passiert" solch`eine Konstellation wirklich zufällig und ergibt sich erst aus der Nachbetrachtung eines eigentlichen "Knips".
Aber egal, mir sind Darstellungen die Zufälligkeiten nicht nur in Kauf nehmen sondern geradezu herausfordern lieber als hochartifiziell freigestellte "schöne Motive" die mich schnell langweilen.
Insofern ist es auch sehr dienlich dass die Aufnahme durchgehend nahezu gleich scharf ist - man muss die Gewichtung darin selbst vornehmen und bekommt diese nicht "serviert" - das passt hier m.E. gut.
Ein Beitragsbild in dem man so einiges finden kann - die Bereitschaft dazu vorausgesetzt.
Danke für s Zeigen.
hakubanokishi 4. September 2022, 14:40
Die "Sehenswürdigkeit" ist für mich diese verlorengegangene Reuse mit dem großen, breiten "Maul" in kräftigem Rot. Ich frage mich schon seit Minuten,warum diese "Wasser-Falle" dieses Merkmal ohne ersichtliche Funktion überhaupt hat ( bzw. hatte )!Meiner Meinung nach ist der hier fotografierte "Strandabschnitt" ein Bach-oder Flussbett.
Vielleicht sind es sogar Überbleibsel von der letzten schlimmen Flutkatastrophe in den zwei Bundesländern! Das könnte dieses "zufällige Arrangement" auch erklären; als sich das Hochwasser dann zurückzog:
Der Schuh, das abgerissene Kabel,rechts ganz oben ein kleines Teil einer Profilleiste,Schwemmholz usw. - - -Stilleben und Composing?
Stilleben in der Malerei?
Eher ein winziger "Anflug" einer Reportage.
Um einer Verbindung zu politischen Verantwortlichkeiten herzustellen, ist dieses Foto
völlig ungeeignet! Es bleibt aber diese "Sehenswürdigkeit": Diese "Spielzeug-Reuse"
eines Nachwuchsanglers,der mit seinen befreundeten "Angler- Kids" vom Ufer des Flusses aus mit ihren Reusen auf Flusskrebs oder Köderfisch angelten.
Dann wäre auch dieses große, rote Maul ( könnte ein früherer Reissverschluss gewesen sein ) klar; eine MARKIERUNG für den Eigentümer.
Wie eingenähte Namensschilder innen im Hemdkragen...
Schönen Sonntag wünsche ich
Rainer
N. Nescio 4. September 2022, 13:54
Braun-gelber Schaum auf dem Wasser, Glasscherben unterm Wasser, Gefühl von Unrat verfälscht das, was man riecht, feiner Sand klebt auf den Händen, wenn man den Müll nur kurz angreift. Man muss die Realität akzeptieren - aber vor so einem Strand nehm ich reissaus. Bin froh, dass es Leute gibt, die versuchen, den Unrat fachgerecht zu entsorgen. Dort am Strand und daheim. Schlimm, dass man neben dem Strand Swimmingpools baut, weil Meer und Strand so ungenießbar sind. Warum fährt man dorthin, um am Pool neben dem unratstrand zu relaxen? Verkehrte Welt.Igitt.
Zur Komposition fällt mir nur ein, dass ich selber solche Bilder inhaltsmässig nicht mache. Der Inhalt stört die Sehnsucht und ist einfach offensichtlich platt, ohne Geheimnisse.
Ja, goldschnittdiagonale mit Detailreichtum und Farbtupfern. Erfrischend, dass da die berühmte Freistellung keine Rolle spielt.