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Marcus Propostus


Premium (Pro), Zürich

Resignation

Und Tage sind, wo alle Sehnsucht schweigt.
Und ob ich ganze Nächte schlaflos lausche,
daß sie vom Herzen mir entgegenrausche,
mir klingt kein Ton, der aus der Tiefe steigt.

Komm, süße Sehnsucht, komm zu meiner Qual!
Du bist lebend'gen Lebens ew'ge Quelle.
Du drohst Vernichtung wie des Meeres Welle,
vernichte mich, so lebt' ich doch einmal.

Wer wird mir geben, was mein Herz begehrt?
Daß ich des Daseins Fülle, die ich fasse,
ohnmächtig nicht und schlaff entgleiten lasse,
noch eh' sie mich erlöst, noch eh' verzehrt.

Ach, Tage sind, wo alle Sehnsucht schweigt.
Ich weiß nicht, ob sie mir vom Sterben sagen,
noch ob sie Fluch, ob Segen in sich tragen,
nur daß mein Haupt sich stumm verzichtend neigt.

Ilse von Stach
(1879-1941)

Kommentare 5

  • Woman of Dark Desires 7. April 2013, 16:49

    Eine wirklich fantastische Arbeit!
    Lg W-W
  • Martina4 Mayer 6. April 2013, 12:48

    klasse Aufnahme
  • motorhand 6. April 2013, 11:53

    Die Augen geschlossen, aber die Tränen kommen gleich wieder.
    Ich meine, daß in dem Ausdruck noch keine Resignation ist, die reine Trauer überwiegt.

    Die leichte Unschärfe gefällt mir hier auch sehr gut. Macht es etwas privater, fast wie ein Schnappschuß. Perfekter Blickwinkel und ein wunderbares Werk aus kaltem Stein !
  • Peter Plorin 6. April 2013, 10:54

    Mag es hier das die größte Schärfe nicht an den Augen liegt, sondern eher am Halsansatz und oben in der Haarpracht. Dadurch kann man das Gesicht quasi erwandern, ohne direkt zu den Augen gezogen zu werden.
    Außerdem verstärkt es dadurch den Ausdruck ihres gesenkten Blick. Das dazu geschrieben passt sehr gut und man kann nachvollziehen wie sehr die Sehnsucht schmerzt.

    Lg Peter

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Blende 6.3
Belichtungszeit 1/2000
Brennweite 82.4 mm
ISO 125