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~ Lutersee: Grasbüschel ~

~ Lutersee: Grasbüschel ~

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David Kaplan


kostenloses Benutzerkonto, Schwarzenberg

~ Lutersee: Grasbüschel ~

Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt. Um Punkt 09:00 Uhr habe ich am ersten Dezembertag "Feierabend" gemacht - ich habe einiges an Überstunden zu kompensieren. Den freien Tag wollte ich nutzen, um zur Rotondohütte zu gehen und dort Fotos vom Läckigletscher zu machen. Um mit dem Auto von Realp nach Oberstafel zu kommen, muss man eine Militärstrasse befahren, für die man eine Bewilligung in Andermatt holen muss. Nachdem ich diese noch am Vormittag geholt habe und mich vergewissert habe, dass die Strasse noch befahrbar ist (es ist immerhin Dezember und die Strasse führt bis auf 2218m hoch), musste ich auf rund 1850m kapitulieren. Ein Deutsches Paar hatte auf dem Rückweg ihren Opel in einen Graben gefahren, weil die Strasse an dieser Stelle komplett mit einer Eisschicht überzogen war. Ich wollte nicht das selbe Schicksal erleiden und bin daher enttäuscht umgekehrt.
Ich kramte in meinen Erinnerungen an die Gegend und plötzlich kam mir die Idee stattdessen zum Lutersee oberhalb des Oberalppasses zu gehen. Als ich dann den Oberalppass hochgefahren bin, ist mir eine kleine Bergstrasse aufgefallen mit einem Wegweiser "Lutersee". Kurz auf dem Smartphone nachgeschaut stellte ich fest: Tatsächlich, die Strasse führt bis fast auf 2400m hoch. Das ist ja fast schon zu schön um wahr zu sein. Schon nach wenigen Metern kam eine Tafel mit der Information, dass man für diese Strasse eine Bewilligung vom Militär brauche. Kurz auf meiner Bewilligung nachgeschaut stellte ich fest, dass sie auch für diese Strasse galt . Zügig ging es dann die unbefestigte schmale Strasse hoch. Oben lag dann stellenweise schon etwas schnee und es war mit knapp über 0° auch nicht sonderlich gemütlich. Aber darauf hatte ich mich ja eingestellt. Gemütlich ging es etwa 2km lang geradeaus auf einem sehr breiten Weg. Dann stand ich auch schon vor dem zugefrorenen Lutersee.
Weil es zum Sonnenuntergang noch eine Weile hin war, entschied ich mich, dem Wanderweg weiter zu folgen. Auf einem Wegweiser fand ich dann heraus, dass er zur Fellilücke führte. Weitere zweieinhalb Kilometer wollten zurückgelegt werden. Der Weg war hier aber wesentlich anspruchsvoller und vereister, so dass ich dafür rund eine Stunde brauchte. Oben hatte es teilweise grössere Mengen gefrorenen Schnees, der mitunter auch gefährlich rutschig war. So richtig toll war diese Fellilücke aber dennoch nicht.
Es wurde Zeit zum Lutersee zurückzukehren und die Sonnenuntergangsperiode auszunützen. Leider stand die Sonne immer noch hinter ein paar Schleierwolken, was zur Folge hatte, dass sie keine klar umrundete Form auf dem Foto erhalten hat. Die Schleierwolken blieben zunächst noch vor der Sonne. Aber es kam trotzdem genug Licht durch um die Landschaft in ein warmes Licht zu tauchen. Ein paar Minuten später stand sie dann aber ganz knapp zwischen Horizont und Wolkendecke, so dass sich ein letzts mal nahezu unverhüllt zeigen konnte. Interessanterweise gibt es so einen schönen Sonnenuntergang nur in den kurzen Wintertagen, weil die Sonne im Sommer deutlich weiter westlich untergeht und somit nicht mehr in dieser schönen Lücke Platz finden kann.
Wer denkt, das Spektakel sei nun bereits vorüber, der hat die Rechnung nicht mit den hoch liegenden Schleierwolken gemacht. Das Abendrot hatte eine Intensität wie ich es noch selten erlebt habe. Weil die Wolken so weit oben liegen, wurden sie noch sehr lange von der Sonne angestrahlt. Das Licht war so intensiv rot, dass es auf dem Foto irgendwie gar nicht rüberkommt ohne unecht zu wirken. Danach ging es in windeseile zurück zum Yeti, der mich zu einem guten Aussichtspunkt oberhalb Andermatt fahren sollte. Es blieb nur wenig Zeit bis zur blauen Stunde.
Insgesamt ein sehr befriedigender Ausflug. Wenn zur Zeit nicht so ein Wetterextrem herrschen würde, wäre er so nicht möglich gewesen. Es hat bei uns in der Schweiz nördlich der Alpen im ganzen November keinen Tropfen geregnet. Auch in den Alpen ging sozusagen kein Niederschlag runter. Darum ist auch oberhalb 2000m immer noch grösstenteils alles schneefrei. Nur Eis gibt es überall, weil kalt ist es halt trotzdem. Nachdem die Sonne unterging, ist das Thermometer im Minutentakt runtergegangen.
Heute soll es wieder regnen bzw. schneien. Das heisst, auf 2000m oder höher kommt man mit dem Auto bis im Mai wohl an den meisten Orten nicht mehr hoch. Die Sommersaison ist für mich somit offiziell beendet.

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Exif

Kamera NIKON D700
Objektiv ---
Blende 16
Belichtungszeit 1/160
Brennweite 14.0 mm
ISO 200