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LONDON BC (Before Corona) - 90 - Nelson Column - Trafalgar Square

LONDON BC (Before Corona) - 90 - Nelson Column - Trafalgar Square

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LONDON BC (Before Corona) - 90 - Nelson Column - Trafalgar Square


"Nein, ich glaube, ihr erkennt mich nicht...
...auch dann nicht, wenn ihr statt meiner Rückenansicht meine Vorderfront vor euch hättet.
Immerhin stehe ich mehr als 50m über euch gewöhnlichen Sterblichen (also: Zivilisten).
Ganz oben auf einer Säule, errichtet zu meiner Ehre auf dem Trafalgar Square,
benannt nach meinem größten Sieg, der Seeschlacht vor Kap Trafalgar..."
- - - - - - - -
Visitors from abroad wissen nicht unbedingt, wer sich da eben vorgestellt hat,
geschichtsbewusste Engländer aber schon: Admiral HORATIO NELSON,
Quasi-Sieger, 1805, über die Flotten der Spanier und Napoleon-Franzosen. Quasi?
Na ja, die Engländer gewannen die Schlacht, Nelson aber verlor sein Leben.

Vorgeschichte: Nach dem Verlust seines rechten Auges und der Amputation
seines rechten Armes im Schlachtgetümmel traf Nelson 1800 als ausgewiesener Held
auf die junge Ehefrau des Britischen Botschafters im Königreich Neapel
- die skandalumwitterte Schönheit Lady Hamilton.
And would you believe it, der Admiral (42), die Lady (35) und der Botschafter (70!)
begannen vor den Augen der britischen Öffentlichkeit eine Menage à trois!
Shockingly unbelievable. Schon damals. Schon vor telegram.

Aber Nelson baldiges "selfsacrifice" , 1805, stimmt die Nation wieder milde.
Denn für die nächsten 100 Jahre verschaffte sein Sieg dem Königreich
nichts weniger als die uneingeschränkte Herrschaft über die Weltmeere.
("Wird immer wieder gern genommen...")

Ende der Geschichte?
Jein... Ein paar Fragen wär'n da noch.

Gibt es verbürgte letzte Worte des sterbenden Nationalhelden? Schon.
"Kiss me, Hardy" sagte Nelson zu seinem Ersten Offizier, Captain Hardy.
...der ihm diesen letzten Wunsch nicht abschlagen wollte.

Wie schützte man den Leichnam vor Verwesung auf der langen Heimfahrt?
In einem Fass. Sicher umhüllt von hochprozentigem Branntwein.
(Dass der Held Zeit seines Lebens an Seekrankheit gelitten hatte, war jetzt bedeutungslos.)

Und diese riesigen Bronzelöwen am Sockel seines Denkmals?
...umschwärmt und erklommen von Gören ungezählt...
Angeblich sind das ja gar keine "richtigen Löwen", oder?

Der Künstler, Edwin Landseer, war überfordert von der korrekten anatomischen Wiedergabe.
Er schien gerettet als ein Löwe im Zoo von London verendete
und ließ sich prompt den toten Leo im Garten seines Reihenhauses abladen.
Aber auch mit diesem idealen Modell kam er nicht so recht voran, denn...
die Nachbarn revoltierten alsbald gegen den bestialischen Gestank
und der königliche Kadaver wurde eiligst zum Abdecker geschafft.

Und der Künstler, seines Models beraubt, nahm als Ersatz einfach... seine Hauskatze!
Ihr ahnt es: Die Zoologen meckern noch heute über das Ergebnis.
Den Klettergören aber - siehe oben - ist es völlig schnurz.

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