In Sachen Goethe

In Sachen Goethe

In Sachen Goethe
Ich erinnere mich an Goethe und gleichzeitig an meine Kindheit, Schulzeit und an so viele schrecklich gebildete Menschen. Ich weiß, dass ich damals beim Hören des Namens Goethe Gott meine Unkenntnis beichtete und heute an so viele Menschen denke, die diesen Dichternamen aussprachen, als sei er zuständig für die Viersterne-Küche in Deutschland. Dabei war er nur ein Dichter, einer, der mit den Worten hantierte und sie zu dramatischen oder lieblichen Gedichten, Erzählungen oder Dramen formte. Er war ein Resteverwerter, einer, der sich Jobs zuschieben ließ, eine Unzahl Frauen verführte ohne Rücksicht auf Geschlechtskrankheiten und anschließend von der großen Liebe schwärmte. Von Sex sprach er nie sehr deutlich, vielleicht wusste er auch nicht, was es war, denn unter seinen umständlichen Kleidern sein Liebeswerkzeug hervorzuzaubern, stelle ich mir als handwerkliche Leistung vor, zu der ein Wortschwinger und Satzverschwender nicht in der Lage zu sein schien. Das schien all die bildungshungrigen Selbstnichtse nicht zu stören, denn einer, der so gewaltig die Wortkeule schwang, der musste doch was auf der Pfanne haben, was immer mit diesem Küchenutensil gemeint scheint. Jetzt, urplötzlich, erinnere ich mich an das Gretchen aus Faust und an deren Schicksal. Spät erst bekannte der alte Lüstling, dass er Frauen schwängerte und sich dann vom Acker machte wegen der Alimente, die solch ein Schreiberling schwerlich finanzieren konnte, schien es doch so, dass Gretchen nicht die Einzige war, die ihn an seine Bettgeschichten mit Folgen erinnerte. Der Lüstling, der! ...

Fox Chatterton