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Hier stimmt aber einiges nicht !?

Hier stimmt aber einiges nicht !?

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Frank Köhler


Premium (Basic), Bornheim / Rheinland

Hier stimmt aber einiges nicht !?

Winzige Grabwespen der Gattung Ectemnius (Hymenoptera, Crabronidae) auf einer Bärenklaublüte im Martawald bei Nauders
in Tirol, 1200 m NN, VIII.2004. Diese Wespen sieht man heute nur noch recht selten an Waldrändern und auf
Wiesen auf Blütendolden sitzen und Nektar trinken. Alle Gattungsvertreter legen ihre Nester im Holz an, wofür sie alte
Ausbohrlöcher und Gänge von Totholzkäfern nutzen. Die Ectemnius-Larve wird hier mit gelähmten Fliegen versorgt.

Zwei Dinge stimmen bei dieser "Paarungs-Doku" nicht. Erstens paaren sich die beiden sehr merkwürdig - das
Männchen klammert Kopf und Flügel des Weibchens "viel zu weit vorne". Und zweitens gehören die Wespen zu zwei
verschiedenen Arten, Ectemnius ruficornis und Ectemnius sexmaculatus. Früher glaubte man, dass die Männchen die
Weibchen mit dem Griff in die Augen besänftigen oder "rustikal festhalten", tatsächlich ist es aber so, dass viele
ähnliche Ectemnius-Arten gemeinsam vorkommen können und die Arten sich untereinander genauso schlecht
erkenmnen können, wie wir sie. Wahrscheinlicher ist daher, dass ein Pheromonaustausch zur Identifikation stattfindet.

Für die Bestimmung der Grabwespen und Angaben zur Lebensweise danke ich Dr. Christian Schmid-Egger.

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Frank Köhler

Kommentare 10

  • Jörg Kammel 13. Januar 2005, 9:31

    ob da gerade eine neue art entsteht ??? Ectemnius Köhlerensis
    :)
  • Bernd Bellmann 12. Januar 2005, 20:49

    Hier hast du eine sehr interessante Verhaltensweise bei der Paarung der Insekten sehr schön dokumentiert und ausführlich beschrieben.
    Auch die Fotoqualität find ich für solch kleine herumflitzende Insekten noch recht gut.
    Gruß Bernd
  • Lady Durchblick 12. Januar 2005, 19:54

    eine sehr interessante Doku... und eine tolle Aufnahme obendrauf... :-)
    vg Ingrid
  • Frank Köhler 12. Januar 2005, 19:45

    Herzlichen Dank für die Anmerkungen. Ich weiß, dass das Bild besser sein müßte, aber diese Miniwespen sind derartig unruhig, dass das hier technisch schon recht brauchbar ist ;-) Das ist auch ein Grund dafür, warum über die Bildersuche im Internet kaum Fotos dieser Grabwespen zu finden sind und noch weniger bestimmte Fotos.

    Bei den Insekten läuft wohl wesentlich mehr über chemische Funktionen als bislang vermutet. Die Hymenopteren können zwar Farben sehen, aber bei dem heftigen Gezappel auf den Blüten, wird es wohl kaum möglich sein, Artgenossen zu erkennen.

    Da ist es üblich, auch bei den Blütenbockkäfern, sich einfach mal auf ein anderes Tier "zu schmeissen und zu klammern" und dann zu schauen, ob die Art paßt. Da sich die Weibchen vieler Insekten nicht gerade heftig dagegen wehren, haben zum Beispiel parasitische Raupenfliegen kein Problem, ähnliches zu unternehmen und dabei ein Ei zu hinterlassen.

    @ Rientje: Könnte stimmen. Bei [http://www.bembix.de] findest Du Spezialisten, die präzise Auskünfte zu Grabwespen geben können.
    Beste Grüße Frank
  • Jürgen Gräfe 12. Januar 2005, 18:16

    Neben einem spannenden Bild ist das eine spannende Information. Herzlichen dank dafür.
    fG
    Jürgen
  • Hans-Wilhelm Grömping 12. Januar 2005, 17:46

    Foto gefällt und Text ist hochinteressant-viel zu selten, dass sich hier Fotografen mit ihrem Fotoobjekt beschäftigen! LG Hawi
  • Rient R. 12. Januar 2005, 16:49

    Interessant,
    die Kleine hatte ich auch einige Male herumfliegen sehen, wußte aber nicht um was es sich handelt. Konnte auch ein paar '+-' Bilder zu Doku- und Bestimmungszwecken machen:



    Gut das ich die aufgehoben habe, nun weiß ich wenigstens wie das Tier heißt.

    RR
  • Johann Brüning 12. Januar 2005, 14:54

    Fremdgehen auf "Wespisch" :-)))
    Gruß Johann
  • Albert Hanslin 12. Januar 2005, 11:19

    Super Foto und wie immer der Text dazu sehr interessant - was nicht alles gibt!
    Gruss - Albert
  • Claus Weisenböhler 12. Januar 2005, 9:49

    Sehr interessante Dokumentation.
    Nett: wenn die Wespen selbst nicht mal wissen , wer zu welcher Gattung gehört , wie sollen wir's dann wissen ;-)
    LG Claus