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Herdecker Sackträger

Herdecker Sackträger

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K.Hannes


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Herdecker Sackträger

Der Herdecker Sackträger

Der Name "Herdecker Sackträger" weist auf die große Bedeutung des Herdecker Kornmarktes in den früheren Jahrhunderten hin. Bereits 1355 erhob Graf Engelbert III v.d. Mark als zuständiger Landeherr das "dorp herricke" zum Marktort. Aus dem Sauerland bis hin zum Bergischen Land kamen damals die Händler zum Herdecker Kornmarkt, um Getreide aufzukaufen. Seit etwa 1630 fand der wöchentliche Kornmarkt auf dem unteren Teil der heutigen Hauptstraße, unmittelbar hinter der Ruhrbrücke statt. Der dort errichtete Sackträgerbrunnen steht also an historischer Stelle.
"Um 1800 zogen rund 500 Pferde die mit Korn beladenen Fuhrwerke in das Landstädtchen. Die Gesamtmenge des Getreides pro Markttag entsprach um 1840 etwa 16 Tanklastzügen mit je 20.000 l Inhalt. Die Einhaltung einer örtlichen Verkehrsordnung wurde rigoros umgesetzt. Kutscher hatten für schnelles Abladen zu sorgen. Die rechten Räder mussten dabei im Rinnstein stehen. Zum Parken waren alle Wagen auf dem Bleichstein abzustellen. Während des Marktes durfte kein Fahrzeug auf der Hauptstraße zum Be- und Entladen halten. Dennoch blieb der Raum beengt. Es herrschten Basarverhältnisse. Die Überwachung des Handels oblag dem Marktmeister. Er sollte Streit um Standplätze schlichten, das Feilschen vor Beginn verhindern, platzsparendes Stapeln durchsetzen, Preis- und Warenmanipulationen ahnden. Die Herdecker fanden ihren Wunschkandidaten für jährlich 10 Taler Grundbesoldung nie. Häufiger Ämterwechsel war üblich." (Wolfram Mellinghaus: Historischer Herdecker Altstadtbummel, 3. Auflage 2006)
Die Sackträger spielten eine wichtige Rolle auf dem Kornmarkt. Seit spätestens 1825 durfte nämlich das Auf- und Abladen der Kornsäcke nur durch die von der Stadt lizenzierten, offiziellen Sackträger geschehen. Da es in der Vergangenheit immer wieder Ärger mit unehrlichen Sackträgern gegeben hatte, die mit den Getreidesäcken auf Nimmerwiedersehen verschwanden oder Korn aus den Säcken stahlen, konnten nach der 1849 von der Stadt erlassenen Marktordnung nur "unbescholtene" Personen, die zuvor auf dem "Polizeibureau" überprüft wurden, Sackträger werden. Die Sackträger waren an dem Messingschild mit der Aufschrift Herdecker Sackträger und der behördlichen Registriernummer erkennbar, das sie an ihren blauen Kitteln tragen mussten. "Zum Stapeln der Kornsäcke diente aus Platzmangel jeder Winkel entlang der heutigen Hauptstraße. Die versetzt und nicht in einer Flucht stehenden Häuser sollten die Zwischenlagerung erleichtern. Dafür kamen auch Schuppen, Gesindekammern, Schweineställen und selbst überdachte Misthaufen in Frage." (Wolfram Mellinghaus: Historischer Herdecker Altstadtbummel, 3. Auflage 2006)
Für das Auf- und Abladen erhielten sie 1849 4 Pfennige pro Kornsack, für das Hin- und Wegtragen 8 Pfennige. Dabei kam es, wie ausdrücklich bestimmt wurde, "auf die Menge der in dem Sacke befindlichen Früchte" nicht an.
Alljährlich wird in der "Herdecker Maiwoche" an die alte Tradition erinnert. In der Innenstadt findet dann der Sackträgerlauf für Kinder und Jugendliche statt. Die Läufer bekommen einen Jutesack auf den Rücken, mit dem sie die Strecke bewältigen müssen.

Quelle: Herdecker Heimat- und Verkehrsverein e.V. (Internet)

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