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wolf rabe


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Belsazar

Wegen einer zurückhaltenden Reaktion auf mein Foto
"Berlin Hamburger Bahnhof "Im Birkengrund" "
jetzt eine zusätzliche, neue textliche Ergänzung.
Das zweite Gedicht von Heinrich Heine, in dem auch eine Hand auftaucht ist "Belsazar", auf den der Maler ja direkten Bezg nimmt:

The work is based on the Old Testament story in which a flaming hand appears to King Belshazzar, who ignores the omen. Richter says it addresses the fine line between fact and fiction in the media.“I’ve always been fascinated by the almighty power of the hand that writes down history,” says the artist.
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Heinrich Heine / Robert Schumann
-anbei Text und gesungenes Lied-
Belsazar

Die Mitternacht zog näher schon;
In stummer Ruh lag Babylon.

Nur oben in des Königs Schloss,
Da flackert's, da lärmt des Königs Tross.

Dort oben in dem Königssaal
Belsazar hielt sein Königsmahl.

Die Knechte sassen in schimmernden Reihn
Und leerten die Becher mit funkelndem Wein.

Es klirrten die Becher, es jauchzten die Knecht;
So klang es dem störrigen Könige recht.

Des Königs Wangen leuchten Glut;
Im Wein erwuchs ihm kecker Mut.

Und blindlings reisst der Mut ihn fort;
Und er lästert die Gottheit mit sündigem Wort.

Und er brüstet sich frech und lästert wild;
Die Knechtenschar ihm Beifall brüllt.

Der König rief mit stolzem Blick;
Der Diener eilt und kehrt zurück.

Er trug viel gülden Gerät auf dem Haupt;
Das war aus dem Tempel Jehovahs geraubt.

Und der König ergriff mit frevler Hand
Einen heiligen Becher, gefüllt bis am Rand.

Und er leert ihn hastig bis auf den Grund
Und ruft laut mit schäumendem Mund:

"Jehovah! dir künd ich auf ewig Hohn -
Ich bin der König von Babylon!"

Doch kaum das grause Wort verklang,
Dem König ward's heimlich im Busen bang.

Das gellende Lachen verstummte zumal;
Es wurde leichenstill im Saal.

Und sieh! und sieh! an weisser Wand
Das kam's hervor, wie Menschenhand;

Und schrieb, und schrieb an weisser Wand
Buchstaben von Feuer und schrieb und schwand.

Der König stieren Blicks da sass,
Mit schlotternden Knien und totenblass.

Die Knechtschar sass kalt durchgraut,
Und sass gar still, gab keinen Laut.

Die Magier kamen, doch keiner verstand
Zu deuten die Flammenschrift an der Wand.

Belsazar ward aber in selbiger Nacht
Von seinen Knechten umgebracht.
http://www.youtube.com/watch?v=OXYplbyVAZo
Daniel Richter
Im Birkengrund
2007-2008, 270 x 350 cm
Sammlung Marx
im Hamburger Bahnhof;Berlin

Kommentare 1

  • Th. Maess 1. Mai 2011, 17:18

    Das ist eine der besten Balladen Heines. Ich habe sie mal auswendig gelernt und das Sprachgefühl entwickelt sich dann von ganz alleine...
    Dank für Bild und Text und Ton!
    Lieben Gruß aus Kiel
    Thomas

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Exif

Kamera NIKON D80
Objektiv ---
Blende 2.8
Belichtungszeit 1/80
Brennweite 22.0 mm
ISO 1600