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(5) Haareis an einem Pilz!

(5) Haareis an einem Pilz!

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Dr.Thomas Frankenhauser


Premium (World), Regenstauf

(5) Haareis an einem Pilz!

Heute, am ersten Tag des Haareiserscheinens an "unserer" Schwarzerle, habe ich zum ersten Mal ganz sicher Haareis auch auf mehreren Pilzen gefunden; Raureif ist da öfter zu sehen.
Möglicherweise ist dies ein alter Rotfußröhrling (Xerocomellus chrysenteron), der außer Schimmel auf der Unterseite (evtl. der bei dieser Art häufige Goldschimmel - Hypomyces chrysospermus??? Siehe Abb. 6!) auch Haareis auf dem Hut zeigt. Abb. (2) bis (6) zeigen denselben Pilz. Hier eine Nahansicht, auf der man deutlich erkennt, daß das Haareis ganz sicher aus der Oberfläche des Pilzhutes herauswächst - und es sich nicht um den häufigeren Raureif handelt! Raureif besteht aus Kristallen und ist nie - wie hier - gebogen.
Haareis auf Pilzen findet man ganz selten.
Ob der (nur?) im abgestorbenen Laubholz, meist auf Buche wachsende Pilz Exidiopsis effusa es auch hier verursacht, weiß ich nicht - die Geschichte ist noch nicht ausreichend erforscht.
Denkbar wäre z.B. auch, daß der Schimmelpilz von Abb. (6) hier ursächlich mitbeteiligt ist.
Für eine Art Kammeis, das rein physikalisch und ohne chemische Interaktionen entsteht, indem es sich durch vorhandene Poren preßt, sind die Fäden m.E. zu dünn - jedenfalls konnte ich bisher bezüglich der Dicke der Eisfäden deutliche Unterschiede zwischen diesen drei Formen der Basikryogene feststellen.
Basikryogene sind Eisformen, die von der Basis, d.h., von unten her entstehen; Raureif z.B. bildet sich entgegen der Windrichtung durch Apposition, d.h., die Wassermoleküle lagern sich außen an. Der gleiche Mechanismus trifft für Schneekristalle zu.
Die Haareisfäden sind - wie auch Kamm- und Stängeleis - amorph (ohne Kristallstruktur); Raureif, Schneesternchen oder Ähnliches sind kristallin und haben eine festgelegte, symmetrische Anordnung der Wassermoleküle.
Diesen und zwei weitere Pilze (mindestens eine zusätzliche Art mit Lamellen) habe ich mal in der Tiefkühltruhe konserviert - eventuell kann man erstens die "Wirts"-Pilzart anhand der Sporen identifizieren, zweitens ganz vielleicht außer den Schimmelsporen auch noch den Verursacher des Haareises finden - wenn es nicht der Schimmelpilz selber ist ...
Es bleibt spannend, und ich freue mich, wenn jemand von Euch schon Haareis auf Pilzen fotografiert hat und es mir mitteilt und/oder hier in der fc zeigt!

Fund und Vorstellung in der fc: 1.12.2019, gleichzeitig Beginn eines neuen Ordners "HAAREIS". Am 29.12.2021 umbenannt in "BASIKRYOGENE".

Kommentare 4

  • Ulrike Sobick 7. Dezember 2019, 19:44

    Das ist sehr interessant.
    LG Ulrike
  • alicefairy 2. Dezember 2019, 9:10

    Schön sieht das aus
    Lg Alice
  • Katzerl 1. Dezember 2019, 21:59

    Interessant!  - ich hab so ein Haareis noch nie gesehen, muss mal die Augen offenhalten!
    LG Hanni
    • Dr.Thomas Frankenhauser 1. Dezember 2019, 22:54

      Du kannst es - besonders im Buchenwald - am Boden auf Totholz am ehesten finden, Hanni! Von etwa jetzt bis zum Frühling, aber nur bei Temperaturen um null Grad. Ist es etwas kälter, stellt der verursachende Pilz (Exidiopsis effusa) seinen Stoffwechsel ein, ist es zu warm, entsteht eben kein Eis. Im Moment scheint die richtige Zeit zu sein, beim Haareis auf Pilzen sieht's wohl genauso aus - obwohl dessen Verursacher (noch) nicht bekannt ist. Es ist sicher kein Zufall, daß beide Funde (an Holz und an einem Pilz) genau heute waren! LGT

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Exif

Kamera Canon EOS 550D
Objektiv Sigma 150mm f/2.8 EX DG OS HSM APO Macro
Blende 13
Belichtungszeit 1/200
Brennweite 150.0 mm
ISO 100

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