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(17) DER GROSSE PAPPELBLATTKÄFER (CHRYSOMELA POPULI)

(17) DER GROSSE PAPPELBLATTKÄFER (CHRYSOMELA POPULI)

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Dr.Thomas Frankenhauser


Premium (World), Regenstauf

(17) DER GROSSE PAPPELBLATTKÄFER (CHRYSOMELA POPULI)

Die Larven von Chrysomela populi können aber noch viel mehr als nur fressen!
Sie produzieren aus den Phenylglykosiden der Pappelblätter eine Abwehrsubstanz mit Nitropropionderivaten.
Die Eier und Larven der Art enthalten Salicylaldehyde, die Freßfeinde abschrecken.
Die Tröpfchen mit dem Giftsekret werden von den kegelförmigen Drüsen der Larven abgegeben, die man auch auf den anderen Bildern sehen kann. Jeder Kegel hat am Ende ein eierbecherförmiges, ausstülpbares Gebilde, das man auf dem letzten Bild der Serie (18) ahnen kann.
Noch etwas (bisher Unbekanntes???) sieht man auf diesem Foto und auf Bild 18: der Inhalt der Abwehrtröpfchen ist ja gar nicht homogen! Er scheint aus einer Suspension von Kristallen (?) und Flüssigkeit zu bestehen; die Flüssigkeit ist klar, die anderen, weißen Inhaltsstoffe sind trüb.
Nun geht das Absondern und Wiederaufsaugen der Tropfen blitzartig vor sich: schon nach etwa einer Sekunde (!) hat die Larve die Flüssigkeit schon wieder aufgesaugt, um sie nicht zu verschwenden, sondern im Sinne der Nachhaltigkeit (Naturprinzip!) wiederzuverwenden, wenn die nächste Bedrohung geschieht.
Man muß nur die Larven berühren oder am Blatt wackeln, um diesen Reflex auszulösen; mit zunehmender Reizung scheint der sich aber zu erschöpfen - es werden immer weniger, immer kleinere Tropfen - und weniger oft die Abwehrreaktionen - gezeigt. Die mittelgroßen und großen Larven scheinen am ehesten und ausgiebigsten auf das "Ärgern" zu reagieren! Keine Reaktion diesbezüglich zeigen die ganz alten, verpuppungsreifen Larven - sie werden mit anderen Dingen beschäftigt sein. Auch die ganz jungen, noch schwarzen Larven haben diese Abwehrreaktion.

Jetzt muß ich ehrlichkeitshalber aber dazusagen, daß wegen der Schnelligkeit der Reaktion man nicht ganz sicher sagen kann, ob die Inhomogenität der Tröpfchen beim Produzieren oder beim Wiedereinsaugen derselben (oder vielleicht beides?) passiert; dafür ist der Vorgang zu schnell - und auch die Bilder dieses "screenshots" sind ja im Abstand von einigen Sekunden (bis zum Aufladen des Blitzes der Kamera) gemacht ; ich weiß natürlich nicht, welches Stadium der Abwehr bei den ersten beiden Aufnahmen (bei hier wohl zweimaligem "Ärgern" der Larve) getroffen wurde, nehme aber an, daß die Inhomogenität beide Stadien betrifft. Sicher gibt es irgendwo bei der schon ausgiebig erforschten Giftabwehr der Blattkäfer Hochgeschwindigkeitsaufnahmen (?) - und die Mischung, Entmischung oder chemische Umwandlung der Stoffe wird mit den Stadien eventuell schon bekannt sein.
Jedenfalls ist es interessant zu sehen.
Alles weiß man ja nie ...


Fotos aus Neukappl/Oberpfalz vom 3./4.9.2018

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