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#1 / 2025

Willkommen zu Agora - Bilddiskussion intensiv
Wir freuen uns, dass Du Dich intensiver mit diesem Foto auseinandersetzen möchtest.

Bei Agora liegt der Schwerpunkt auf der Wahrnehmung und Interpretation des Fotos
- NICHT in dessen Bewertung -

Es handelt sich bei diesem Bild um eine Fotografie

~.~.~.~

Diese Leitfragen können Dir dabei helfen, in die Welt des AGORA-Fotos einzutauchen

1. Was nehme ich wahr? (analytisch)
2. Wie interagieren die verschiedenen Elemente im Bild? (analytisch)
3. Welche emotionale Wirkung entfaltet sich bei mir? (emotional)
4. Welche Botschaft, welche Bildaussage, welche Geschichte erkenne ich? (Interpretation)

~.~.~.~


Auf diese Weise erhältst Du die Möglichkeit, ein Foto eingehend zu erforschen und (möglicherweise) faszinierende und neue Aspekte zu entdecken, die Deine Fotografie auf ein neues Level heben können. Gleichzeitig erfahren die Bildautoren, welche anderen Interpretationen des Fotos existieren. Sie entdecken neue Blickwinkel und können so über ihr Foto und dessen Entstehung nachdenken.

*** Wichtig ***
Wir bitten Dich darum, die Anmerkungen auf das Foto zu fokussieren und um Beachtung unserer Gemeinschaftsstandards:
https://www.fotocommunity.de/standards#miteinander

*Kommentare, die nichts zur inhaltlichen Diskussion des Bildes beitragen, Fragen zum Prozess, destruktive, bewertende und/oder verletzende Anmerkungen, werden von den TeilnehmerInnen u. LeserInnen gemeldet und durch die fotocommunity Administration geprüft und ggf. geahndet *

Um Dein eigenes, bisher unveröffentlichtes Bild in Agora zu präsentieren, bitte nutze diesen Link:
https://fotoschule.fotocommunity.de/agora/

Kommentare 29

  • Andreas Beier Fotografie 8. Februar 2025, 21:01

    klasse !
  • Agora 3.0 - Bildbesprechung intensiv 20. Januar 2025, 7:29

    Die Diskussion hier ist jetzt beendet.
    Agora wird unter dem folgenden Bild fortgesetzt:
    #2/2025
    #2/2025
    Agora 3.0 - Bildbesprechung intensiv
  • wittebuxe 18. Januar 2025, 18:34

    Offensichtlich hast Du mit Deinem Abschlusskommentar den Nerv einiger Kommentatoren getroffen, die nun ihre aufrichtigen(?) Bedenken ins Feld führen, um Deine Motivation und Beurteilung der (Bild)Situation zu kritisieren und bemängeln. Ich meine aber, dass er sie auf den von Dir beabsichtigten Weg geführt hat, und den Sinn deines Fotos zum Erfolg führte. Alles ist stimmig und nachvollziehbar. Dass eine traurige Stimmung vom Foto ausgeht: ja! Dass dahinter ein trauriges Schicksal steht: ja! Dass es die Menschen berührt, offenbar: Ja!

    Danke für den interessanten und mitfühlenden Bild-Hintergrund.

    Gut gemacht.

    Alles richtig gemacht. Es gibt nichts zu bedauern.
  • Agora 3.0 - Bildbesprechung intensiv 18. Januar 2025, 7:55

    Horst.F schreibt:
    "Das Haus befindet sich in einer großstädtischen Vorortsiedlung und fällt
    inmitten der schmucken, renovierten Nachbarhäuser sofort ins Auge. Ich
    entdeckte es bei einem meiner Fotostreifzüge beiläufig und begann, nach
    dem Hintergrund der sichtbaren Lebensspuren zu forschen.

    Im Gespräch mit den Eigentümern und Bewohnern der angrenzenden
    Grundstücke erfuhr ich nach und nach immer mehr negative Einzelheiten zu
    dem Besitzer und seinem Lebensschicksal. Darin spielen mehrere familiäre
    Todesfälle eine wesentliche Rolle; den letzten Ausschlag zum endgültigen
    Niedergang des vormals gutsituierten älteren Mannes mit einem
    Ingenieursberuf gaben aber wohl der wirtschaftliche Bankrott des
    Unternehmens, in dem er beschäftigt war, seine dadurch bedingte
    Entlassung einige Jahre vor dem Renteneintritt und die anschließende
    erfolglose Suche nach einer neuen Arbeitsstelle.
    Er erkrankte und mußte schließlich vor allem aufgrund seines immer mehr
    abweichenden Sozialverhaltens gegenüber den Nachbarn in eine Psychiatrie
    eingewiesen werden. Ich durfte ihn dort besuchen, sprechen und
    kennenlernen, ihn auch in seinem neuen Umfeld fotografieren, habe aber
    von ihm noch keine Veröffentlichungserlaubnis für die Fotos, die in der
    Klinik entstanden.
    Deshalb machte ich, auch selbst im Herbst des Lebens stehend,
    ersatzweise zu einem mir passend erscheinenden Zeitpunkt dieses Foto von
    seinem Haus, zu dessen Verkauf er auch in der Psychiatrie seine
    Zustimmung immer wieder verweigert, weil er hofft, irgendwann einmal
    wieder in sein Haus einziehen zu können, um es weiter zu renovieren; was
    die Behandler allerdings für ausgeschlossen halten.
    Ich wünsche ihm trotzdem, daß er seine Sehnsucht doch noch einmal in die
    Wirklichkeit umsetzen kann.

    Vielen Dank an alle, die sich zu dem Foto geäußert haben; ihr liegt alle
    mit euren Kommentaren richtig.
    Ich finde, das Foto spricht für sich, ohne daß ich noch viel dazu
    schreiben muß.

    Noch einmal vielen Dank an euch und an das Agora Team für die
    Veröffentlichung und bis zum nächsten Mal Immer Gut Licht

    Euer Horst.F "
    • kmh 18. Januar 2025, 18:41

      Es ist sehr anerkennenswert, daß Du ehrenamtlich im Khs. unterwegs bist. Die entscheidende Frage ist jedoch, ob der Herr Dir sein Einverständnis gegeben hat, die vertraulichen Informationen zu veröffentlichen. Über das Foto des Hauses kann er identifiziert werden. Immerhin verkündet Du, daß er in der Psychiatrie stationär ist und nie wieder raus kommen wird. Damit verstößt Du gegen sein Recht auf informationelle Selbstbestimmung. Wäre das mein Angehöriger, würde ich die fc verklagen.
    • Horst.F 18. Januar 2025, 18:49

      @ Matthias: Ja, aber da gibts für mich derzeit eine Grenze, die ich auch in diesem Fall nicht überschreiten werde, weil der Betroffene mir zur Veröffentlichung der Fotos aus der Klinik seine Erlaubnis nicht gegeben hat, sondern nur für dieses Foto hier. Das ist bis ins Einzelne genau abgesprochen. Mehr als bislang dazu geschrieben und gezeigt würde den gesetzten Rahmen sprengen.
    • Matthias von Schramm 18. Januar 2025, 19:30

      Ich sprach aber ausdrücklich nicht von Fotos eines Mannes, der das nicht erlaubt hat. Es geht mir darum, dass so ein Foto mehr zeigen kann, als nur eine Art Umrandung einer Geschichte. Wie Du das im legalen Rahmen dann löst, bleibt Dir überlassen. Die komplette niedergeschriebene private Geschichte ist da für mich in dieser Ausführlichkeit ein nicht so spannender Ersatz. @Horst F
    • Clara Hase 18. Januar 2025, 20:12

      Erschütternder Bericht - da lag ich mit Freddys Lied gar nicht mal so falsch.
  • Clara Hase 15. Januar 2025, 19:27

    Schön war die Zeit, so schön, Alte Schnulze von freddy-Quinn-Text vom Sängrebund
    So schön, schön war die Zeit
    So schön, schön war die Zeit

    Brennend heißer Wüstensand,
    So schön, schön war die Zeit
    fern, so fern dem Heimatland.
    So schön, schön war die Zeit
    Kein Gruß,
    kein Herz,
    kein Kuß,
    kein Scherz.
    Alles liegt so weit, so weit.
    So schön, schön war die Zeit

    Refrain:
    Dort wo die Blumen blüh'n,
    dort wo die Täler grün,
    dort war ich einmal zuhause.
    Wo ich die Liebste fand,
    da liegt mein Heimatland,
    wie lang bin ich noch allein?
    So schön, schön war die Zeit
    So schön, schön war die Zeit

    Viele Jahre schwere Fron,
    harte Arbeit, karger Lohn,
    Tagaus,
    tagein,
    kein Glück,
    kein Heim.
    Alles liegt so weit, so weit

    Refrain:
    Dort wo die Blumen blüh'n,
    dort wo die Täler grün,
    dort war ich einmal zuhause.
    Hmmm, hmmm...

    Das Foto: eingewachsenes Haus - vom Efeu, im Eingang eine kleine Bank zum niedersetzen. Zwei sichtbar abgestellte und abgemeldet Autos. Eine Garage dahinter. Immerhin, sogar eine Garage. Liks das Nachbargrundstück hatte sogar weisse Farbe- im Sichtbereich - Kälte Schnee und Wildwuchs, Graue Wände. Verlassenheit, Verlassen sein, der Tod, wer weiss was hier anliegt. Oder nicht mehr da ist, auch das Geld kann es sein, nicht nur der Mensch der weitergezogen ist.
    Heutzutag täte sich manch eine Familie freuen so ein Eingeschossiges Häusel zu bewohnen.
    Obwohl schon frost und leichten Schnee gibt, es ist noch Herbst - die Birke hat noch das Laub an den Zweigen, etwas Hoffnung also
  • N. Nescio 15. Januar 2025, 17:29

    ich finds sauber fotografiert und sehr erzählerisch, außerdem sehr schön detailreich.
    ein bild zum darin herumwandern. die dramatik erschließt sich durch die beiden vor der garage geparkten autos samt zugewachsener haustüre, trotzdem da doch die hausnummer prangt, das also der haupteingang ist. mir paßt das so mit der baumbegrenzung rechts und den teilweise sichtbaren nachbarschaftsliegenschaften. ohne den behübschenden schnee käme es noch morbider rüber ..., it is what it is und zusätzlich die türzugewachsene story.
  • Gerhard Körsgen 15. Januar 2025, 11:11

    Dies könnte das Auftaktfoto zu einer erzählerischen Bildergeschichte oder einer Reportage sein: Ein seit langem leerstehendes Haus wird (wieder) besichtigt und evtl. betreten (wären dann nachfolgende Fotos). Schon allein der offensichtliche Wildwuchs im Vorgarten bietet Anlass zu Spekulationen wie es wohl innen aussehen könnte nach all`den Jahren in denen wohl niemand das Grundstück bzw. das Gebäude betreten hat.
    Der neutral dokumentarische Duktus der Aufnahme lässt annehmen dass hier jemand möglichst "nichtwertend" an das Motiv heran gegangen ist. Vielleicht gibt es im Account des Bildautoren ja weitere Fotos - die fände ich spannend.
    Dieses Foto macht (mich) auf jeden Fall neugierig.
  • _visual_notes_ 14. Januar 2025, 17:12

    Herbst und Winter haben ja oft eine eine metaphorische Bedeutung; die Jahreszeiten stehen für das Leben: Herbst steht eben für das Alter, den langsamen Verfall, und Winter dann für den Tod. Herbst gibt es aber auch in der Form "Erntedank" / "Goldener Herbst" / "Indian Summer", und das war meine spontane Assoziation hier: dass ich diesen Mix aus grünen, gelben, rötlichen und braunen, zum Teil schon vertrockneten Blättern gesehen habe, und schon einen Hauch von Winter. Es passt sehr gut dazu, dass das Haus offenbar unbewohnt ist, und das Auto ganz sicher schon lange unbenutzt.
    Insgesamt gesehen ist es für mich ein Bild, das den Herbst auf eine sehr schöne Weise darstellt, auch eben metaphorisch nicht nur den Herbst als Jahreszeit, sondern auch zeigt, dass manches im Leben seine Zeit hat, und dass diese Zeit irgendwann vorbei ist, und der Betrachter kann die Geschichte dann weiterspinnen, dass irgendwann der Frühling, also etwas Neues kommt.
    Spontan fühlte ich mich auch an Wabi-Sabi erinnert, diese japanische Ästhetik, in der gerade das Verfallene und Marode in seinem durchaus ästhetischen Reiz festgehalten wird. So etwas wirkt auf mich viel besser als der Charme glatt polierter Zahnarztpraxen.
    Mir gefällt das Bild gut. Ich weiß nicht, mit welcher Intention der Fotograf / die Fotografin es gemacht hat und bin deshalb schon gespannt auf die Auflösung am Wochenende.
  • Matthias von Schramm 14. Januar 2025, 15:12

    Mich erinnert dieses Bild stark an meine fotografischen Entdeckungstouren in der Kindheit und Jugend. Morbidität, Zerfall, der raue Charme des Vergehens und Werdens hat mich interessiert. Und all das sehe ich in diesem Bild. Ein Haus, samt Familienfahrzeugen wird von der Natur eingenommen. Später wird evtl. das Grundstück aufgekauft und das Haus renoviert, oder komplett abgerissen und neu gebaut. Hier ist lange nichts mehr gemacht worden, die Natur hat freie Bahn und wie immer wenn es ins Kulturlandschaftliche geht und niemand eingegriffen hat, kreiert sie etwas besonderes. 

    Die Haustür ist fast vollständig mit Efeu zugewachsen. Man erkennt den Eingang aber noch und die Hausnummer 7a, mit der ortskundigen das Haus zugewiesen werden kann und die Menschen in der Umgebung wissen wohl bescheid, ob des Schicksals dieses Hauses. Raureif, ein wenig Schnee ist auszumachen, jahreszeitlich bestimmt geht der Zustand des dunklen Laubes in die finale Richtungsarbeit der Mikroorganismen.

    Für Kinder eine Art "Abenteuerspielplatz", den sie nicht betreten dürfen. Das Ganze wirkt wie ein verlassenes Haus in eine wohl lebendige Siedlung eingebettet. Der etwas umambitionierte Bildschnitt lässt das vermuten. Insbesondere die Wirkung unserer Automobilen Gesellschaft fällt auf. Die Fahrzeuge (zumindest das zu forderst sichtbare) nehmen einen unheimlich großen Rahmen ein. Sie stammen aus einer Zeit, in der man schon ganz dabei war diesen "Blechkisten" ein beliebiges Äußeres zu verleihen. Und neben der zum Teil fast differenzierten Farbgebung, ein wenig ins Pastellfarbene gehend, wirken die "Automonster" ein wenig wie Fremdkörper der Moderne. Natürlich ein selbstverständliches Bild in solchen Wohnsiedlungen, aber eben auch ästhetisch brechender Ausdruck der Moderne, wenn diese wohl auch vor einigen Jahrzehnten ihren Höhepunkt hatte.

    Die fotografierende Person wagt einen etwas schrägen Seitenblick in das verlassene Grundstück hinein, hebt eigentlich nichts hervor, bildet nüchtern ab und dennoch ist der Eindruck an ein vergangenes automobiles Leben, die erste Wahrnehmung für mich.

    Der Rest ist etwas, was ich durchaus auch der "Romantik" zuschreiben mag. Es ist so etwas wie dieser Gedanke, der sich hier aufdrängt: hier wird nichts mehr so sein, wie es war.

    Wer einmal ein verlassenes nacktes und ausgeräumtes Haus gesehen hat oder bei einer Räumung dabei war, der erlebt diese Geschichte dort in vielen kleinen Details. Einige davon dürften sich noch hinter der Tür auf der 7a steht verbergen.
  • togilsaram 14. Januar 2025, 14:03

    Das Bild zeigt ein verlassenes und offenbar schon lange nicht mehr bewohntes Haus. Die Fassade des Gebäudes ist von Efeu bedeckt, der sichtbare Teil des Grundstücks ist mit Unkraut und kleinen Bäumen überwuchert. Neben dem Haus befindet sich eine Garage vor der zwei Autos stehen, der vordere ein älterer, blauer VW, die ebenfalls von Pflanzen umgeben sind. Der Gesamteindruck ist herbstlich mit vereinzeltem, frühwinterlichem Schnee.
    Links wird das Bild durch einen Zaun begrenzt hinter dem sich ein gepflegtes, bewohntes Grundstück zu verbergen scheint. Die rechte Begrenzung bildet ein Baumstamm der verdeckt wie es mit dem verlassenen Haus weitergeht. Für mich unterstreicht dieser Baum das Fragezeichen das dieses Bild ausdrückt. Unwillkürlich möchte man in das Bild hineintreten, mehr von diesem „Lost Place“ erkunden, erfahren warum dieses Haus schon so lange leer steht.
    Das Bild vermittelt eine starke Atmosphäre von Verfall und Vergänglichkeit. Das Haus, einst ein bewohnter Ort, scheint verlassen und der Natur überlassen worden zu sein. Die Vegetation hat sich die Kontrolle über die Umgebung zurückgeholt, was eine Symbolik für die Macht der Natur über menschliche Strukturen darstellt.
    Der Schnee verstärkt die melancholische Stimmung und könnte auf die Jahreszeit des Verfalls, den Winter, hinweisen – eine Zeit des Rückzugs und der Ruhe. Der Zustand des Autos – alt, von Pflanzen umgeben und nicht mehr fahrbereit – deutet darauf hin, dass das Grundstück seit längerer Zeit ungenutzt ist. Es wirkt, als ob die Zeit an diesem Ort stehen geblieben ist.
    Ich bin neugierig und möchte wissen warum das so ist. Dafür bietet das Foto keine eindeutige Antwort, also bin ich auf Vermutungen angewiesen:
    1. Die Bewohner sind verstorben und es sind keine Nachkommen oder Erben vorhanden, die es übernehmen.
    2. Das Haus könnte in einer Gegend liegen, die nicht mehr als lebenswert empfunden wird, sei es durch wirtschaftliche Rückschläge, Arbeitsplatzmangel oder fehlende Infrastruktur. Bewohner ziehen weg, und Häuser bleiben ungenutzt zurück da sich kein Käufer findet.
    3. Vielleicht wurde das Haus aufgrund persönlicher Tragödien oder sozialer Umstände verlassen – ein Schicksal, das besonders in ländlichen oder strukturschwachen Gebieten nicht ungewöhnlich ist.
    In einer philosophischen Interpretation könnte das Bild als Metapher für das Loslassen oder die Endlichkeit menschlicher Werke betrachtet werden. Das Bild erzählt auf subtile Weise vom Konflikt zwischen Mensch und Natur, von der Unvermeidbarkeit des Vergehens und der Rückkehr aller Dinge in den Kreislauf der Natur. Die Überwucherung durch Pflanzen symbolisiert die Überlegenheit der Natur, die unermüdlich daran arbeitet, die Spuren menschlichen Schaffens zu verwischen und zu erneuern. Dieser Prozess ist unaufhaltsam und erinnert uns daran, dass die menschliche Präsenz auf der Erde nur vorübergehend ist.
    Der verlassene Zustand des Hauses und des Autos steht sinnbildlich für die Endlichkeit menschlicher Bemühungen und Besitzansprüche. Was einst mit Mühe und Hoffnung errichtet wurde, wird irgendwann bedeutungslos, wenn es keinen Nutzen mehr hat. Der Übergang von einer belebten zu einer verlassenen Umgebung ist wie ein Spiegelbild des Lebenszyklus: Geburt, Wachstum, Alter, Verfall und Rückkehr zur Natur.
    Die Szene regt zum Nachdenken über die Werte der modernen Gesellschaft an: Wir investieren oft immense Energie in den Aufbau von Besitztümern und Strukturen, die letztendlich der Vergänglichkeit unterliegen. Der Kontrast zwischen der statischen menschlichen Architektur und der dynamischen Natur zeigt, wie unbedeutend unser Streben im Angesicht der Zeit ist.
    Das Bild ruft zugleich Melancholie und Ruhe hervor. Es zeigt, dass Verfall nicht nur Verlust bedeutet, sondern auch Schönheit und Harmonie birgt. Der schneebedeckte Garten, das alte Haus und das zurückgelassene Auto vermitteln eine stille Poesie des Vergänglichen. Es ist eine Einladung, die Vergänglichkeit des Lebens zu akzeptieren, die Schönheit im Wandel zu erkennen und über die Bedeutung von Beständigkeit nachzudenken.
    Gleichzeitig stellt sich mir aber auch die Frage nach den Nachbarn. Gibt es nur den Einen zur linken Seite oder befinden sich auch rechts dieses Hauses bewohnte Grundstücke? Teilen sie die Poesie des Verfalls oder ist es vielleicht doch eher ein Schandfleck in einer ansonsten hübschen Siedlung? Dieses Foto stellt viele Fragen die unbeantwortet bleiben – deshalb zieht es mich in seinen Bann. Gleichzeitig erinnert es mich an ein persönliches Erlebnis das ich vor einigen Jahren hatte:
    Nach vielen Jahrzehnten kam ich an dem Ort vorbei in dem ich meine Kindheit verbracht hatte. Es war nur ein kleiner Umweg zu der Mietwohnung in der meine Eltern gewohnt hatten. Die Wohnungstür stand offen, das Schloss war defekt. Der Ort, fast zwei Jahrzehnte Heimat für mich war nun gleichzeitig bekannt aber auch fremd für mich. Die Tapete in meinem „Kinderzimmer“ die ich vor über 40 Jahren selbst verklebt hatte war noch an den Wänden, ein Spülen-, Küchenschrank aus den 1950er Jahren befand sich noch immer an seinem Platz. In einem anderen Zimmer waren alte, aber mir unbekannte Möbel übereinandergestapelt. Teilweise waren die Wände offen geschlagen, wohl um neue Stromleitungen und Heizungsrohre zu verlegen. Für mich ein seltsames Gefühl aus nostalgischen Erinnerungen, dass die Zeit stehen geblieben ist, sich aber gleichzeitig in die Zukunft ausdehnt und in diesem speziellen Fall auf dem Weg in die Zukunft noch einmal innegehalten hat, da die angefangenen Arbeiten offensichtlich zum Stillstand gekommen waren.
    Ähnliche Gefühle werden doch noch vorhandene Nachkommen oder ehemalige Bewohner dieses Hauses haben wenn sie vielleicht eines Tages in ihre Heimat zurückkehren.
  • mahu01 14. Januar 2025, 9:20

    Das Foto spricht mich persönlich nur beschränkt an: es löst in mir etwas Bedrückendes aus.

    Das Bild zeigt Verfall in allen Facetten und steht vermutlich sinnbildlich für eine tragische Geschichte. Armut, möglicherweise Streit, Überschuldung, vielleicht Tod.
    Das triste Wetter – nicht wirklich tiefer Winter, aber doch kalt und grau - passt zum gesamten Eindruck.

    Hatte der/die Fotograf(in) – das Foto im Vorbeigehen als Schnappschuss aufgenommen? – eventuell ein ungutes Gefühl beim Erstellen der Fotografie?
    Zumindest schimmert das für mich beim betrachten des Fotos irgendwie durch.
  • Per Anhalter 42 13. Januar 2025, 19:34

    Ich sehe im Ansatz links des grünen Zaunes ein wohl gepflegtes Grundstück ... jedenfalls erweckt das Dach der anderen Garage bei mir diesen Eindruck und zeigt damit eben auch den Kontrast, den Brandenburger allzu gut kennen. Ein schönes Haus, ein schlechtes Haus usw.. Das Grundstück mit dem Haus und der Garage und dem PKW wird gerade von der Natur zurückerobert. Der PKW war lange nicht in der Garage; der Weg dorthin ist jedenfalls versperrt, denn nicht nur der Bewuchs, sondern ein Wagen dahinter blockieren den Zugang. Ähnlich geht es jedem Besucher mit der Tür zum Haus. Es ist die 7a im Überall und Nirgendwo. Die letzten Spuren des Herbstes sind noch sehen, aber es ist auch schon erster Schnee gefallen. Scheinbar hat noch jemand, was am Dach getan, oder hat es vielleicht auch gelassen, wenn man auf die Baumaterialien links schaut. 

    Emotionale Wirkung ... bei mir setzt eine Erinnerung ein. Es gab mal eine Diskussion zur Frage, wohin Gelder im Land Brandenburg fließen oder auch nicht. Der damalige MP Platzeck sagte damals, dass es zu akzeptieren sei, dass sich die Natur eben auch die zunehmend weniger besiedelten Landstriche zurück erobere. Es war das erste, was mir dazu einfiel...  diese Rückeroberung durch die Natur, die wesentlich langsamer abläuft, als unsere Baumfällungen oder das Gießen von Fundamenten. 

    Welche Botschaft erkenne ich? Wir sollten aufräumen, entsorgen, was wir nicht mehr brauchen ... Autos, Häuser... was auch immer. Stattdessen lassen wir es liegen, als ob es nochmal jemand brauchen würde.
  • GL photo 13. Januar 2025, 16:08

    Schaut man dieses Foto an, wie man liest, also von links nach rechts?
    Ich jedenfalls sah zuerst das abgemeldete ältere Auto links und dann den schon von Efeu bewachsenen Hauseingang rechts. Es ist ein Doppel- oder Reihenhaus.
    Vielleicht verhält es sich wie so oft: die Eigentümer sind gestorben, die Angehörigen wohnen weit weg und das Haus wartet auf einen Käufer.
    Oder die Besitzer haben alles liegen lassen und verbringen ihre Rente irgendwo anders, wo es wärmer ist.
  • wittebuxe 13. Januar 2025, 13:38

    Ich kenn das von mir: Schmeiß nix weg. Es lässt sich immer noch etwas für irgendetwas gebrauchen.
    Ich sehe ein blaues Auto. Vermutlich VW. In die Garage kann es nicht, da steht nämlich noch der R4 von Ralf drin, der könnte jetzt einen Oldtimer daraus bauen. Er hat bloß keine Lust. So wartet der Blaue darauf, dass ihm die Organe entnommen werden, um einen anderen Verbrenner zu retten. Mag sein, je älter,  desto besser. Außen sicher nicht mehr so lang besser, aber bei ihm zählen die inneren Werte.

    Viel Erfolg!
  • framebyframe 13. Januar 2025, 12:48

    Man mag schon rätseln, wann hier die Rolläden unten blieben und die Nummernschilder abgeschraubt wurden. Blieb nicht mal die Zeit das Auto noch in die Garage zu fahren? Ein schnelles Ende scheint hier stattgefunden zu haben. Raum für Mutmaßungen sind da sicher beabsichtigt, wenngleich nicht zu unterstellen ist, dass diese Entdeckung nicht eher ein Zufallsfund war. Das possierliche Häuschen war vermutlich zuerst da, so einen Türgriff gab es so in den 60ern oder 70er. Das blaue Auto ist zwar nicht das letzte Modell, gibt aber durchaus Hinweise wann das Leben aus diesem Garten wich, obgleich es irgendwie noch fast fahrtauglich aussieht. Also 30 Jahre ruhende Zeit kann man unterstellen, vielleicht. Wenn man Gärtner ist oder sich mit Botanik auskennt kann man aber sicher eine präzise Aussage treffen wann hier die Zeit stehen geblieben ist anhand des Wachstums der Pflanzen, die bereits begonnen haben das Haus zu überwuchern und insbesondere beim Wachstum der Birke. Das dürfte auf sicher mehr als 20 Jahre hinauslaufen. Bemerkenswert wie unberührt das geblieben ist. Das Bild zeigt in nüchterner dokumentarischer Darstellung wie eine Zeitlinie, Bewohnen des Hauses abrupt aufhört und stetig, aber unablässig von Pflanzenwachstum verdrängt wird. Die Natur übernimmt das Geschehen und überwuchert Zeugnisse menschlicher 'Zivilisation'. Zeit ist auf ihrer Seite. Als zusätzlicher Akzent, dass Zeit alles überdeckt und vergessen macht, gibt es den Zuckerguß aus ein wenig Schnee. Ist es gar Ironie, dass noch etwas sichtbar bleiben soll. Ein Bild der Vergänglichkeit auf der einen Seite, aber auch der Rückeroberung. Welche Seite soll man wählen? Gegen die Natur hat man wenig Zeit zur Verfügung.