Andreas Kuhnde


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Von der Camera Obscura und der Laterna Magica zur Digitalkamera

-die Geschichte der Fotografie-


von Andreas Kuhn (BSW Fotogruppe Reutlingen)

© 2003 by Andreas Kuhn




1. VORAUSSETZUNGEN FÜR DIE ERFINDUNG DER FOTOGRAFIE

Schon immer war es ein großer Wunsch der Menschheit, das flüchtige und vergängliche Bild dauerhaft festzuhalten. Dies konnte über Jahrtausende nur die Kunst liefern und da es sich hier um Kunstwerke und nicht um Spiegelbilder und Abbilder der Wirklichkeit handelte, wurde der Wunsch danach immer größer.

Ab dem Jahre 1800 arbeiteten gleich mehrere Forscher an der Entdeckung dieses neuen Bildmittels, da im Laufe der Zeit wichtige Vorbedingungen für die Fotografie geschaffen worden waren.


1.1. Kenntnisse aus dem Bereich der Optik

Die Camera Obscura (Lochkamera) war bereits Aristoteles bekannt. Ihr Prinzip ist ganz einfach:

Durch eine kleine Öffnung fällt ein Lichtstrahl in einen dunklen Raum, woraufhin auf der gegenüberliegenden Seite des Loches das, was sich außerhalb des Loches befindet klar zu sehen ist - seitenverkehrt und auf dem Kopf. Auch Leonardo da Vinci war die Camera Obscura bekannt.

Die Camera Obscura entwickelte sich vom wirklich begehbaren Raum mit Loch in der Außenwand zu kleinen kastenförmigen Apparaten mit Linsen an der Öffnung. Der Effekt der Camera Obscura wurde von vielen Malern genutzt um durch Abzeichnen realitätsnahe Bilder zu erhalten.
J. Zahn beschrieb und zeichnete 1685 wohl als erster solch einen transportablen Kasten. Er nannte ihn Oculus artificalis (künstlerisches Auge). Ein weiteres Hilfsmittel der Maler war die Camera Lucida. Sie wurde 1806 von William Hyde Wolaston (1766 - 1822) erfunden. Sie bestand aus einem vierseitigen Prisma, das in Augenhöhe aufgehängt wurde und es so ermöglichte, die auf ein Stück Zeichenpapier projizierten Gegenstände abzuzeichnen. Der Vorteil der Camera Lucida war ihr geringes Gewicht und die damit verbundene einfache Transportierbarkeit.

Auch die Laterna Magica ist als optisches Gerät zu nennen, das mit zur Vorgeschichte der Fotografie gehört. Die Geschichte der Laterne Magica geht bis ins 17. Jahrhundert zurück. Mit Hilfe einer Lichtquelle, zum Beispiel einer Kerze, wurden transparente Streifenbilder auf eine Fläche projiziert und dort abgezeichnet. Die Laterna Magica kann als Vorläufer des Dia-Projektors angesehen werden. Schon in früher Zeit zeichneten Maler auf Glasstreifen schöne Minibildchen, führten diese in der Laterna Magica vor und erzählten dazu Geschichten. Kinder und auch Erwachsene erfreuten sich an dieser Dia-Schau.


1.2. Kenntnisse aus dem Bereich dem Chemie

Auch schon recht früh, nämlich seit dem 17. Jahrhundert war bekannt, dass Silbernitrate an der Sonne schwarz werden. J. H. Schulze (1687 - 1744) wies dies 1727 experimentell nach, indem er in eine Glasflasche mit Salpetersäure ein Gemisch von Kreide und Silber gab. Diese Mischung verfärbte sich von weiß zu einem dunklem Purpurton, wenn man sie dem Licht aussetzte. Durch Aufkleben von Schablonen aus schwarzem Papier außen auf der Flasche konnte er in der Mischung Buchstaben und Formen erzeugen, die aber verschwanden wenn die Flüssigkeit geschüttelt wurde. Dieser Versuch wurde in der Folgezeit von vielen verschiedenen Forschern weitergeführt.
C. W. Scheele (1742 - 1786) entdeckte die Lichtempfindlichkeit von Silberchlorid und gleichzeitig damit, dass geschwärztes Silberchlorid durch Ammoniak unlöslich wird. Hiermit hatte er praktisch ein Fixiermittel gefunden, das aber nicht in den Zusammenhang mit der Fotografie gebracht wurde.
Einen weiteren lichtempfindlichen Stoff -Silberjodid- entdeckte 1814 H. Davy (1778 - 1829). Kurze Zeit später entdeckte dann A. J. Balard mit dem Silberbromid einen dritten lichtempfindlichen Stoff.

2. DIE ERFINDUNG DER FOTOGRAFIE

Die Fotografie wurde natürlich nicht nur von einem Menschen allein erfunden.

2.1. Erste Versuche

Der britische Physiker Thomas Wedgwood (1711 - 1805) ist als einer der ersten zu nennen, der versuchte getreue Naturabbilder zu erhalten. In der Keramikfabrik seines Vaters wurde die Camera Obscura zur Bemalung von Geschirr genutzt und war ihm von daher bekannt.

Um 1800 fing Wedgwood an zu experimentieren. Er befeuchtete weißes Papier mit einer Silbernitratlösung und setzte das so lichtempfindlich gewordene Papier in der Camera Obscura dem Licht aus. Das Papier änderte dann schnell, den Umrissen entsprechend, seine Farbe und war nicht mehr abwaschbar und beständig solange es im Dunkeln aufbewahrt wurde und nur bei Kerzenlicht betrachtet wurde. Es fehlte nur noch eine Methode das Bild gegen das Tageslicht beständig zu machen. Ein guter Freund Wedgwoods, der Chemiker Humphry Davy (1778 - 1829) beschrieb die Versuche und ließ sie in einer naturwissenschaftlichen Zeitschrift veröffentlichen. Der Artikel hatte die Überschrift: ,,Bericht über eine Methode, Malereien auf Glas etc. zu kopieren, erdacht von T. Wedgwood mit Anmerkungen von H. Davy." Wedgwood starb 1805 ohne weitere Entdeckungen gemacht zu haben. Erstaunlich ist, dass seinem Freund als großem Chemiker keine Methode einfiel, das Bild zu fixieren.

2.2. Die erste Fotografie

Mehr Erfolg mit seinen Versuchen hatte der Franzose Joseph Nicephore Niepce (1765 - 1833). Von ihm stammt die erste Fotografie, die in einer Kamera erzeugt wurde.
Er verwendete bei seinen Experimenten Zinnplatten, die er mit Asphalt bestrich. Zunächst legte er auf eine so lichtempfindlich gemachte Platte Zeichnungen, die er vorher mit Öl durchscheinend gemacht hatte. Setzte er die Platte samt Zeichnung nun dem Licht aus, konnte die Sonne an den Stellen an denen keine Zeichnung war durchscheinen und so den Asphalt härten. Die nicht gehärteten Stellen wusch er nach der Belichtungszeit ab. Die Vertiefungen füllte Niepce mit Druckerfarbe aus und konnte so beliebig viele Kopien der abgelichteten Zeichnung erhalten.
Er nannte dieses Verfahren ,,Heliographie" (Zeichnung der Sonne).

Diese lichtempfindlich gemachten Platten setzte er dann direkt in der Camera Obscura dem Licht aus. Nach acht Stunden erhielt er eine Aufnahme seines Hofes. Sie war zwar - durch die Wanderung der Sonne - unscharf, dafür aber vollständig. Entwickelt wurde sie mit Lavendelöl, das die nicht von der Sonne gehärteten Stellen des Asphalts von der Platte löste. Niepces Prozess war aber aufgrund der langen Belichtungszeiten unbrauchbar. Dieses erste, in einer Kamera erzeugte Bild entstand 1826 oder 1827.

Diese erste Fotografie und andere Proben seiner Versuche brachte er 1827 nach London um dort Unterstützung zu erhalten, die ihm aber versagt blieb. Das älteste Foto blieb in London und galt lange Zeit als verschollen, bis es 1952 dort wiederentdeckt wurde.


2.3. Die Daguerreotypie

Über den Optiker Chevalier erfuhr Niepce von einem anderen Forscher auf dem Gebiet der Fotografie und es gelang beiden, ein weitaus brauchbareres Ergebnis herauszufinden als das von Niepce.

Es handelte sich hierbei um Louis Jacques Mande Daguerre (1787 - 1851). Daguerre war ein angesehener Theatermaler und hatte besonderen Erfolg durch die Erfindung des Dioramas. Das Diorama ist ein Illusionsschauspiel für das Theater: Riesige, durchscheinend gemalte Szenerien erweckten durch Wechsel der Richtung, Stärke und Farbe der Beleuchtung sowie der Bewegung die Illusion wechselnder Naturstimmungen. Um an die realistischen Bilder die hierfür nötig waren zu kommen, benutzte Daguerre die Camera Obscura. Dies mag vielleicht der Anlass gewesen sein, der ihn dazu verleitete mit der Camera Obscura Experimente durchzuführen um das optische Bild sofort in der Camera Obscura festhalten zu können.

Daguerre hatte auch herausgefunden, dass Jodsilber lichtempfindlich ist.
1829 schlossen Daguerre und Niepce einen Partnervertrag, indem man sich zusicherte alle Informationen zu teilen. Niepce starb vier Jahre später ohne bis dahin wesentliche Fortschritte gemacht zu haben. An seiner Stelle trat sein Sohn in den Partnervertrag ein. Erst 1837 fand Daguerre, der immer weiter experimentierte ein zufriedenstellendes Ergebnis heraus. Dafür wurde eine Kupferplatte silberplattiert und Joddämpfen ausgesetzt. Das dadurch entstehende Silberjodid machte die Platte lichtempfindlich. In einem abgedunkeltem Raum kam die Platte in einen Rahmen und wurde in die Kamera eingelegt, die dem einfachen Konstruktionsprinzip der Camera Obscura entsprach: Sie bestand aus zwei ineinandersteckenden, verschiebbaren Holzkästen zur Scharfeinstellung des Motivs. Eine einfache Metallklappe verschloss das stark abgeblendete Objektiv, das aus einer einfachen achromatischen Linse bestand. Die Belichtungszeit der Platten lag - je nach Lichtverhältnissen - bei drei bis 30 Minuten. Danach musste die Platte wieder im Dunklen aus der Kamera genommen werden um entwickelt zu werden. Das noch nicht erkennbare Bild wurde entwickelt indem die Platte Quecksilberdämpfen ausgesetzt wurde und auf 60 - 70 Grad erhitzt wurde. So wurde ein latentes Bild sichtbar, das nach einer kurzen Zwischenwässerung in reinem Wasser in eine Salzlösung kam und dadurch fixiert wurde. Dieses Verfahren nannte Daguerre „daguerreotypieren“. Ohne die Vorarbeit von Niepce wäre Daguerre dieses Verfahren allerdings nicht so gut und frühzeitig gelungen.

Die Daguerreotypien waren Unikate, d.h. es gab keinerlei Möglichkeiten sie zu vervielfältigen. Da Daguerre auch ein guter Geschäftsmann war, machte er sich schnell an die Verbreitung seiner Erfindung. Die Akademie der Wissenschaften in Paris kaufte die Erfindung an. Niepce und Daguerre erhielten dafür eine lebenslange Leibrente. Daguerre hatte die Erfindung auch in England patentieren lassen und dafür gesorgt, dass die Erfindung nur seinen Namen trug. Auch für den Bau der Kameras hatte er zusammen mit seinem Schwager das Exklusivrecht. Es war die erste Kamera, die serienmäßig hergestellt wurde.


2.4. Konkurrenz aus England

Als Talbot (1800 - 1877) 1839 von der Veröffentlichung erfuhr, traf ihn das sehr, da er selber schon Versuche angestellt hatte lichtempfindlich gemachtes Papier dem Licht auszusetzen. In seinen Versuchen verwendete er lichtempfindliches Chlorsilberpapier, das er in kleinen - wie Würfel aussehende - Kameras mit Linsen belichtete. Das latente Bild wurde dann durch Gallussäure und Silbernitrate entwickelt. Talbot erhielt dann negative Papierbilder, die er mit Wachs durchscheinend machte. Aus diesen negativen Wachsbildern stellte er positive Kopien auf Chlorsilberpapier her. Auf diese Weise machte er bereits 1835 Aufnahmen von seinem Haus.

Mit der Entdeckung der hohen Lichtempfindlichkeit von Silberbromid verkürzte er die Belichtungszeit auf wenige Minuten. Talbot nannte seine Fotos Kalotypien (Schöner Druck).
Durch den Wettlauf mit Daguerre blieb Talbot allerdings die verdiente Anerkennung versagt und obwohl er zwischen 1839 und 1845 viele Reisen unternahm um sein Verfahren publik zu machen, waren seine Zeitgenossen vielmehr von den silberglänzenden Daguerreotypien beeindruckt. Dennoch hatte Talbots Verfahren viel Zukunftweisendes: Das Aufnehmen auf Papier und das Herstellen eines Positivs nach einem Negativ und die somit unbegrenzte Vervielfältigung.

2.5. Reaktionen der Bevölkerung auf die Erfindung der Fotografie

Die Gesellschaft zeigte großes Interesse an der Erfindung der Fotografie. Man war sehr begeistert von der neuen Möglichkeit, Gegenstände und Personen wie in einem Spiegel festzuhalten, viele sprachen sogar von einem Wunder. Durch Presse und andere Publikationen wurde die Erfindung auch sehr schnell in Europa und Amerika verbreitet, so schnell und wirksam wie selten eine Entdeckung verbreitet wurde. Bereits 1839 war die Fotografie so bekannt, dass sich Tausende damit auseinander setzten. Die hohen Preise in der Anschaffung und das doch recht umständliche Verfahren Daguerres hinderten zunächst aber dennoch viele am fotografieren. Berufsfotografen machten hauptsächlich Porträtaufnahmen, was sich aber nur die reiche Oberschicht leisten konnte, da das porträtieren sehr teuer war. 1840 zahlte man für ein Porträt 25 Francs.
Erst Jahre später wurde allerdings bekannt, dass die benutzten Chemikalien beim daguerreotypieren gefährlich waren. Das verdampfende Jod und das Quecksilber schädigten die Lungen und Nieren der frühen Fotografen.

Die Künstler spalteten sich in zwei Lager im Hinblick auf die Fotografie, die einen hatten Angst vor der Fotografie, da sie glaubten, durch sie keine Aufträge mehr zu bekommen da das fotografische Bild mit größerer Genauigkeit abbilden konnte als es einem Maler möglich war. Die anderen allerdings sahen in der Fotografie mehr ein Hilfsmittel und eine andere Möglichkeit künstlerisch tätig zu werden.

Es mussten allerdings noch einige Verbesserungsschritte stattfinden damit die Fotografie zum Massenmedium werden konnte.


3. DER WEG ZUR MODERENEN FOTOGRAFIE

3.1. Das nasse Kollodiumverfahren

Zu Beginn der 50er Jahre des 18. Jahrhunderts fanden fast zeitgleich - aber unabhängig voneinander G. le Gray in Frankreich , R.J. Bingham und F.S. Archer in England ein neues Verfahren, das alle bisherigen Verfahren völlig vom Markt vertrieb und somit eine zweite Ära der Fotografie einleitete. Es handelte sich hierbei um das nasse Kollodiumverfahren, wobei sich dabei Archers (1813 - 1857) Methode durchsetzte. Es verlangte, die Platte in nassem Zustand zu belichten und gleich im Anschluss daran - noch nass - zu entwickeln und zu fixieren. Meist verwendete man Glasplatten, die mit Kollodium gleichmäßig beschichtet und dann in einem Silbernitratbad sensibilisiert wurden. Nach der Belichtung wurden sie in Gallussäure entwickelt und mit einer Eisenlösung fixiert. Für diesen Vorgang durften höchstens 30 - 60 Minuten vergehen. Der große Vorteil dieses Verfahrens war, dass sich die Belichtungszeit auf wenige Sekunden verringerte. Deshalb konnten zum ersten Mal Momentaufnahmen fotografiert werden. Dies war revolutionär, weshalb man die vielen Mühen nicht scheute, die mit diesem Verfahren verbunden waren. Besonders bei Außenaufnahmen musste immer eine Dunkelkammerausrüstung mitgeführt werden. Zu dieser Zeit entwickelte sich die künstlerische Fotografie und erreichte ihre volle Blüte, vor allem im Bereich des Porträts.

3.2. Die Trockenplatte

Ein weiterer Fortschritt für die leichtere Handhabung der Fotografie gelang R.C. Maddox (1816 - 1902), der als Trägerschicht Gelatine statt Kollodium verwendete. In die Gelatineschicht wurde Bromsilber eingelagert, damit sich die Gelatine beim Fixiervorgang nicht mehr ablöste. Nach diesem Grundprinzip ist das Aufnahmematerial noch heute aufgebaut. Maddox veröffentlichte seine Versuche 1871 und nun waren die Fotografen endlich davon befreit, eine ganze Ausrüstung mitnehmen zu müssen. Die belichteten Platten wurden lichtdicht verschlossen und konnten zu einem späteren Zeitpunkt entwickelt werden.

Durch die Erfindung der Trockenplatten entwickelte sich auch rasch ein neuer Industriezweig, die Fotochemie. Es entstanden Fabriken, die Trockenplatten auf Vorrat herstellten, womit sich die Arbeit der Fotografen auf die Bereiche der Aufnahme und der Entwicklung des Materials reduzierte. Immer mehr Forscher beschäftigten sich dann aber in der Folgezeit damit, einen leichteren und unempfindlicheren Träger anstatt Glas zu finden.

3.3. Der Rollfilm

Der Amerikaner George Eastmann (1854 - 1932) brachte als erster den Rollfilm in den Handel. Sein erstes Rollfilm-Negativ-Material hatte Papier als Schichtträger, auf das eine Bromsilber-Gelatine Emulsion aufgebracht wurde. Nach dem Entwickeln wurde das Papier mit Wachs transparent gemacht (-> Talbots Kalotypie). Das Problem dieses Rollfilms war, dass er nicht so brilliant wie die Trockenplatte war. Erst als 1887 Reverend Hannibal Goodwin (1802 - 1900) einen biegsamen und transparenten Rollfilm auf der Basis von Nitro-Zellulose erfand war dieses Problem behoben. Mit dem Rollfilm konnte man nun mehrere Fotos hintereinander machen ohne jedes Mal die Platten wechseln zu müssen, zudem war der Film bruchsicher.



3.4. Fotografie wird zum Massenmedium

1888 brachte Eastman die erste Kodakkamera mit einem Rollfilm auf den Markt. Eastman verwendete dabei den Rollfilm von Goodwin, was zu einem jahrelangen Patentstreit führte. Mit seinem Kodak-Programm hatte er vor allem den Laien vor Augen. Mit der ersten Kodakkamera begann die Popularisierung der Fotografie in großem Ausmaß. Eastman konstruierte einen tragbaren Apparat mit einem Fixusobjekt und einem Rollfilm für hundert kreisförmige Negative im Durchmesser von 65 mm. Der große Service bestand darin, dass man die Kamera mit einem Film bestückt kaufte, „vollknipste“, sie dann in die USA zur großen Eastman Company schickte und dann die entwickelten Fotos samt neuem Film in der Kamera erhielt. Es war nun der ganzen Bevölkerungsschicht möglich zu fotografieren, da durch die Massenherstellung die Preise erschwinglich wurden. Da das Filmmaterial empfindlicher geworden war, konnte ohne Stativ fotografiert werden. Mit der Kodakkamera war die Schnappschusskamera geboren und ab diesem Zeitpunkt lichteten nun zahlreiche Amateure alles ab, was als fotografierenswert angesehen wurde. Das einst so komplizierte Verfahren war zum einfachen herumknipsen geworden.
Mit diesem Verfahren war die heutige Fotografie erfunden und sehr bald aus dem gesellschaftlichen Leben nicht mehr wegzudenken. Das Familienalbum gehörte bald in jeden Salon und wurde bei jeder Gelegenheit hervorgeholt und gezeigt.

Früher „wie heute“ dient die Amateurfotografie hauptsächlich zur Demonstration der eigenen sozialen Bedeutung und Stellung, da sie Statussymbole wie Kleider, Haus, Auto und Reisen fest-haltbar und somit vorzeigbar macht. Wichtig ist auch, dass die Informationsverbreitung nun ganz andere Formen annahm, es war nun zum Beispiel möglich Fotos aus dem Krieg zu machen und vorzuzeigen. Die Fotografie weitete sich auf alle Bereiche des Lebens aus und wurde zum breiten Massenmedium. In der Folgezeit wurden noch viele Kameratypen entwickelt, von der einfachen Holzboxkamera bis hin zur Spiegelreflexkamera, deren Prinzip auf die Camera Obscura des
17. Jahrhunderts zurückzuführen ist.

Im Inneren einer Spiegelreflexkamera wurde ein Spiegel im 45 Grad Winkel angebracht, der das Bild auf eine Mattscheibe reflektierte. Um das Motiv festhalten zu können war an der hinteren Kamerawand eine Vorrichtung für Platten oder Rollfilme angebracht. Zum Belichten wurde der Spiegel hochgeklappt.

Um 1925 kamen die ersten Kleinbildkameras auf den Markt, das Ergebnis der Fortschritte in der Fotochemie. Das Filmmaterial wurde immer empfindlicher. Hinzu kam die technische Voraussetzung die Kleinstbilder zu vergrößern. Mit der Kleinbildkamera lag das Filmmaterial in Form des 35mm Films vor, wie wir es heute kennen.


4. DIE FARBFOTOGRAFIE

Die Anfänge der Farbfotografie reichen weiter zurück, als oft angenommen wird. Schon gleich nach dem die Fotografie erfunden war, war es für die damaligen Fotografen enttäuschend, dass man zwar ein getreues Abbild der Natur erhielt, es aber nicht die realen Farben besaß. In ganz früher Zeit begnügte man sich mit dem kolorieren von Daguerreotypien.

Das erste Farbbild stammt von J. C. Maxwell (1831 - 1879) und entstand 1861. Es entspricht dem Prinzip der Additiven Farbmischung. Es wurden Diapositive präpariert, die durch drei verschiedene Farbfilter fotografiert waren. Mit einer Projektionseinrichtung wurden sie durch einen Rot - Grün - und Blaufilter deckungsgleich an eine Wand projiziert und es entstand ein farblich fast echt wirkendes Bild. Praktisch konnte man dieses Verfahren allerdings nicht einsetzen da es viel zu kompliziert war.

Knapp 10 Jahre später wurde das Problem fast gleichzeitig von zwei französischen Forschern gelöst. C. Ducus du Mauron (1837 - 1920) kam dem Ziel entscheidend näher und erhielt ein Patent für verschiedene Farbverfahren. Er belichtete Bromsilber-Kollodiumplatten mit Auszugsfiltern und stellte davon rot, blau und gelb gefärbte Pigment-Diapositive her. Die drei Teilbilder mussten nun deckungsgleich übereinander gelegt werden damit das endgültige Bild entstand. Das erste Farbbild nach diesem Verfahren entstand 1877. Aus diesem recht umständlichen Verfahren konnte allerdings noch kein praktikabler Nutzen gezogen werden.

Viele Forscher beschäftigten sich nun mit der Lösung des Problems anstatt drei Bildebenen nur eine zu erhalten. 1904 stellten die Brüder Lumier die Autochrom-Platten vor, ein tatsächlich anwendbares Verfahren auf einer Bildebene. Sie hatten herausgefunden, dass aus einem feinen Raster aus durchsichtigen Partikeln aus Kartoffelstärke, die blau grün und rot eingefärbt waren eine Filterschicht entstand. Diese Filterschicht auch Kornraster genannt wurde auf eine Glasplatte aufgebracht, woraufhin das vom fotografierten Objekt reflektierte Licht die Schicht passieren musste, ehe es an die lichtempfindliche Emulsion gelangte. Die Emulsionsschicht (panchromatisch) wurde über die Filterschicht gegossen und die Platte von der Glasseite her belichtet. Belichtete man die Platte dann in Schwarz-Weiß-Umkehrverfahren, erhielt man ein direktes Diapositiv, das wenn man es durch die Filterschicht betrachtete farbig erschien. Ab 1907 wurden Autochrom-Platten kommerziell produziert.

Erst 30 Jahre später 1935/36 konnte sich die Farbfotografie allgemein durchsetzen: Kodak und Agfa brachten den Dreischichtenfarbfilm auf den Markt.


5. DIE FOTOGRAFIE HEUTE/DIE NEUESTEN ENTWICKLUNGEN

Mit der Zeit verlor die Fotografie mehr und mehr ihre Funktion als herausragendes Dokumentationsmedium. Zu Beginn der Erfindung der Fotografie diente sie u.a. in großem Ausmaß zur Beschreibung und Information, das was heute das Fernsehen übernommen hat.

Die neuesten Entwicklungen in der Fotografie ist die digitale Fotografie.

Bei der digitalen Fotografie wird das Bild nicht mehr auf einen Film sondern auf einen lichtempfindlichen Chip (CCD) gespeichert, der sich anstatt des Films in der Kamera befindet. Von diesem Chip aus können die dort gespeicherten Daten des aufgenommenen Objekts über ein Kabel oder mittels Bluetooth Technologie von der Kamera direkt an einen Computer übertragen werden. Der Computer besitzt ein Bildbearbeitungsprogramm (z.B. Adobe Photoshop) mit dem es möglich ist, die Fotos sofort zu prüfen und/oder nach Belieben zu verändern. Über die Internetleitungen können die Bilder mehr oder weniger schnell (Modem bis DSL oder Standleitung) sofort um die ganze Welt weitergeleitet werden. So lässt sich heute relativ viel aus einem Foto machen, wobei man am Ende oft nicht mehr nachvollziehen kann was davon wirklich ist und was davon am Computer verändert wurde.

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